Manche sind verzweifelt und lachen trotzdem. Weil sie Künstler sind. Berufsoptimisten sozusagen. Doch "letztlich müssen wir alle irgendwann wieder Geld verdienen", sagt Ines Procter. Es nütze ja nichts, "wenn wir weiter lustig sind", so die Kabarettistin aus Erlabrunn im Landkreis Würzburg. Die Kultur- und Veranstaltungsbranche gehe gerade den Bach runter, wenn nicht schnellstens etwas unternommen werde. Darauf wollen Künstler aus ganz Franken bei einer "Kunstgebung" mit einem Überraschungsprogramm auf der Bühne am Montag, 19. Oktober, in Nürnberg aufmerksam machen.
Zufällig zusammengefunden und per Video-Konferenzen organisiert haben sich dafür sechs Kabarettisten, Schauspieler, Moderatoren und Sänger aus der Region, die meisten von ihnen bekannt aus der BR-Sendung "Fastnacht in Franken": Ines Procter, Oliver Tissot, Georg Koeniger (TBC), Heiko Benjes (Viva Voce), Martin Cernan und Matthias Walz. Sie wollen mit ihrer Bekanntheit "stellvertretend" für viele andere auf die prekäre Situation vieler Solo-Selbstständigen in der Kulturbranche seit der Corona-Pandemie hinweisen.
"Man lässt uns am ausgestreckten Arm verhungern. Man hofft, dass sich die Branche nicht zusammenschließt. So kann uns die Politik weiter ignorieren", sagt Oliver Tissot, Wortakrobat aus Nürnberg. Von bildenden Künstlern, über Veranstaltungsagenturen, von Musikern und Schriftstellern bis hin zu Bühnenbildnern und Tontechnikern, so Tissot weiter: "Wir müssen zeigen, es geht hier nicht um ein paar Kasper, die aus dem Humorfach kommen, sondern es betrifft die ganze Kulturbranche!"
"Wir fühlen uns abgehängt", sagt Georg Koeniger. "Wir halten uns an alle Corona-Regeln, die auf uns lasten." Doch im Gegensatz zur Autoindustrie, zur Lufthansa oder vielen anderen Branchen werde der Kultur kaum Aufmerksamkeit geschenkt, so der Würzburger Kabarettist und Schauspieler.
Die Veranstaltungsbranche sei der sechstgrößte Wirtschaftsfaktor in Deutschland, was das Bruttoinlandsprodukt anbelange. Wenn man noch Branchen im Umfeld der Veranstaltungen wie Hotellerie und Gastronomie dazuzähle, seien sechs Millionen Menschen betroffen, so Tissot. Viele von ihnen stünden nun vor dem finanziellen Ruin oder seien bereits in andere Berufe abgewandert.
"In fünf Jahren wird uns bewusst werden: Eine ganze Generation von Nachwuchskünstlern ist übersprungen worden", sagt Heiko Benjes, Sänger von Viva Voce aus Ansbach. "Es ist nicht nur, dass uns das Geld knapp wird", so Ines Procter. "Es ist auch ein großer Verlust für die ganze Gesellschaft, wenn die Kultur derart ausgedünnt wird."
Da ein offener Brief Tausender Künstleran Bund und Länder sowie eine "Night of Lights" im Juni, bei der 9000 Bauwerke in ganz Deutschland in rotem Licht angestrahlt wurden, keinen nennenswerten Erfolg gebracht hätten, sehe man sich gezwungen, weiter an die Öffentlichkeit zu gehen, so Tissot. Denn für viele mag es den Anschein haben, als hätte der Kulturbetrieb wieder zu einer neuen Normalität zurückgefunden. Das entspreche nicht der Wirklichkeit, so der Künstler. Viele freiberuflich Tätige hätten seit einem halben Jahr Verdienstausfälle von 80 bis 100 Prozent.
Die Künstler haben ein Dutzend Wünsche, die sie an die bayerische Politik richten, darunter sind, ähnlich wie in anderen Bundesländern, ein pauschaler monatlicher Zuschuss zur Abfederung der Einnnahmeverluste, die Förderung auch von Nebenerwerbskünstlern, die Verlängerung der Soforthilfen, die bisher auf drei Monate begrenzt waren, ein Überbrückungsprogramm für Unternehmen in der Kulturbranche sowie Ticketpauschalen, um Verluste durch reduzierte Zuschauerzahlen auszugleichen.
Denn, so kreativ viele Künstler mit der Krise auch umgehen - vom "Tretboot-Theater" auf einem See, Facebook-Video-Streams oder "Lachnächten", zu denen statt der üblichen 500 nur 50 Zuschauer kommen - das Nullsummen-Spiel, das viele veranstalteten, um irgendwie weiterzumachen, sei auf Dauer keine Lösung, sagt Ines Procter. "Wir wollen ja arbeiten. Aber keiner geht auf Arbeit, ohne etwas zu verdienen."
Das habt Ihr davon, von Eurer Veitshöcheimer Bauchpinselei...
Aber es ist ja auch eine Sendung vom Zentralorgan der CSU, dem BR....
Kabarettsprüche off
Ich wünsche der Initiative allen Erfolg!
Gerade die KünstlerInnen und Kulturschaffenden, die nicht dem öffentlich-rechtlichen Mainstream-Geschmack entsprechen, sind doch die, die den Finger in so manche offene Wunde legen, nachdenken lassen und dazu inspirieren, einen eigenen reflektierten Standpunkt zu entwickeln. Dass es FiF gibt, dafür sollte man dankbar sein (ich sag nur: "Beckstein-Schutzgebiet"!)
Wenn die öffentliche Hand den Kultur-Sektor aushungern lässt, müssten sich darüber viel mehr aufregen als nur die Kultur-Schaffenden. Das ist Einlullen der Bevölkerung ducrh die Hintertür per Geldsäckel!