Die Bäume leiden. Wie sehr ihnen die seit Wochen anhaltende Trockenheit zusetzt, sieht man ihnen an. Mitten im Sommer werden Blätter braun oder fallen teilweise gleich ganz ab. Kann ich in einem solchen Fall meinen Baum im Garten retten? Bringt Gießen überhaupt etwas? Und wie am besten? Wertvolle Tipps gibt Landwirtschaftsdirektor Klaus Körber (64), einer der Gehölz-Spezialisten an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg).
Mein Baum verliert im Juli schon Blätter. Ist das normal?
Nein, das sollte erst ab September oder später geschehen. Voraus geht bei Laubbäumen normalerweise noch die typische Herbstfärbung. Werden die Blätter bereits im Sommer braun, rollen sich ein, hängen schlaff oder fallen ganz ab – dann fehlt es dem Baum an Wasser. Die Symptome können je nach Art unterschiedlich sein. "Das Wasser hält die Blätter straff", sagt Klaus Körber von der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG). "Bekommen sie zu wenig, fallen sie in sich zusammen. Das ist, wie wenn Sie aus einem Schwimmreifen die Luft herauslassen." Das Abwerfen der Blätter ist ein Schutzmechanismus: Der Baum reserviert die letzten Tropfen für sein Überleben als Ganzes. Laubbäume tun sich dabei leichter als Nadelgehölze.
Ist das Problem die Trockenheit oder die Hitze?
Der Wassermangel, also die Trockenheit, setzt den Bäumen am allermeisten zu. Gut gewässert, können sie hohe Temperaturen viel besser ausgleichen und überstehen. Die Hitze kommt aber als Stressfaktor zur Trockenheit hinzu und verstärkt die Belastung für die Pflanzen.
Sollte ich den Baum gießen? Hat das überhaupt einen Effekt?
"Gießen hilft auf jeden Fall!", sagt Baum-Fachmann Klaus Körber. Die Devise lautet: Lieber weniger oft (ein bis zweimal pro Woche), dafür aber intensiver. Drei bis vier große Gießkannen sollten es mindestens sein – gerne auch mehr. Nach einer Faustregel dringen zehn Liter Wasser auf den Quadratmeter nur etwa zehn Zentimeter in die Erde ein. Wer seinem Baum helfen will, versucht mit dem Wasser die Feinwurzeln zu erreichen. Sie nehmen die Nährstoffe auf und haben im Erdreich eine Ausdehnung von etwa drei Viertel der Baumkrone. "Deshalb bitte nicht nur an den Stamm gießen, sondern auch in die Fläche", rät Körber.
Gibt es Unterschiede beim Wasserbedarf je nach Baumsorte?
Die gibt es, manche Arten – wie etwa Feldahorn, Walnuss, Maulbeere oder Quitte – kommen mit Trockenheit besser zurecht als andere. Und doch brauchen auch sie ein Minimum an Wasserzufuhr. "Ab einem gewissen Punkt schmieren sie alle ab", sagt Körber. "Ohne Wasser geht es nicht." Eine mindestens so wichtige Rolle wie die Baumart spiele die Bodenbeschaffenheit.
Kommt ein älterer Baum besser mit Trockenheit zurecht als ein frischer?
Frisch gepflanzte Bäume brauchen dringend mehr Wasser als ältere. Ihr Wurzelwerk ist noch weniger ausgebildet und stabil. Gartenämter bewässern neu gesetzte Bäume mittlerweile teils mehrere Jahre. Wobei der Bedarf in der Wachstumsperiode in den Monaten Mai, Juni und Juli besonders groß ist – auch bei ausgewachsenen Bäumen. Wenn es in dieser Zeit nicht genug regnet, ist Gießen angeraten. "Wirft ein Baum im August die Blätter ab, ist das weniger problematisch als im Frühsommer", sagt LWG-Experte Klaus Körber. Dennoch sei es auch im Spätsommer sinnvoll, Bäume bei längeren Trockenphasen zu wässern.
Ist für den Baum gesammeltes Regenwasser oder Trinkwasser besser?
Das macht für den Baum keinen wesentlichen Unterschied, auch wenn das Trinkwasser in Mainfranken oft recht kalkhaltig ist. Um das Grundwasser zu schonen, sollte generell lieber Regenwasser für die Bewässerung genutzt werden. Der erweiterte Zisternenbau, das Sammeln von Regenwasser im Winter, sei eine zentrale Aufgabe beim künftigen Hausbau, ist Körber überzeugt.
Sollten beim Gießen auch die Blätter mit Wasser benetzt werden?
Vorsicht! Bei sonnigem, heißen Wetter entsteht leicht ein Brennglaseffekt und die Blätter werden geschädigt. Außerdem bringt das Benetzen für die Wasserversorgung des Baumes kaum etwas. "Das ist niemals genug. Sie müssen an die Wurzeln kommen", sagt Körber.
Sollte ich besser am Morgen oder am Abend gießen?
Schon fast eine philosophische Frage. Beides ist möglich – und in jedem Fall besser als in der Hitze des Tages. Dann nämlich verdunstet beim Gießen zu viel des wertvollen Wassers.
Leiden Hecken und Sträucher genauso unter der Trockenheit?
Ja, vom Prinzip her genauso wie Bäume, wobei es auch hier Unterschiede je nach Art gibt. Während die Trockenheit der Hainbuche und Thuja stark zusetzt, kommt der Kirschlorbeer besser damit zurecht.
„Wer Kirschlorbeerhecken pflanzt, begeht ein Verbrechen an der Natur“, stellt NABU-Geschäftsführer Sönke fest.
Die Pflanze ist sehr giftig und eine Neophyte. Biodiversität ist in aller Munde. Da hängt man sich ein dekoratives Insektenhotel aus dem Supermarkt an die Wand und pflanzt eine für die Vogel- u. Insektenwelt nutzlose Pflanze in den Garten. Besonders in Neubaugebieten greift die Pflanze wie eine Seuche um sich.
Damit verschwindet die Nahrungsgrundlage für Insekten und damit die Babynahrung vieler Vögel“, ärgert sich der Naturschützer von NABU.
Auch diverse heimische Büsche und Hecken kommen mit Trockenheit gut klar.