zurück
Schweinfurt
"Es wird zunehmend schlechter": Trockenheit macht Bäumen im Schweinfurter Stadtgebiet zu schaffen
Hitze und fehlende Niederschläge sorgen für teils kritische Zustände bei den Bäumen im Schweinfurter Stadtgebiet. Was die Stadt dagegen unternimmt.
Mit drei Wasserfass-Fahrzeugen kümmern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Servicebetriebs Bau & Stadtgrün um die Bäume im Schweinfurter Stadtgebiet. Das Exemplar im Bild ist das zweitgrößte und fasst 6000 Liter Wasser, das in 90 Prozent aller Fälle dem Main entnommen wird.
Foto: Josef Schäfer | Mit drei Wasserfass-Fahrzeugen kümmern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Servicebetriebs Bau & Stadtgrün um die Bäume im Schweinfurter Stadtgebiet.
Felix Mock
Felix Mock
 |  aktualisiert: 09.02.2024 10:10 Uhr

Es sind keine hoffnungsvollen Worte, die Markus Peter wählt, fragt man ihn nach dem Zustand der Bäume im Schweinfurter Stadtgebiet. "Naja", antwortet der Sachgebietsleiter vom städtischen Servicebetrieb Bau & Stadtgrün, "es wird zunehmend schlechter." Noch gehe es dem überwiegenden Teil der etwa 25.000 Bäume in der Stadt relativ gut, nur ein kleiner Teil sei in einem schwierigen Zustand. Doch die stark zunehmenden trockenen und heißen Sommer machen den Pflanzen immer mehr zu schaffen.

Bereits seit fünf bis sechs Jahren sei festzustellen, dass aufgrund des Klimawandels und der damit steigenden Temperaturen mehr und mehr Totholz aus den Bäumen in Schweinfurt entfernt werden muss. Totholz, also abgestorbenes Geäst, sei ein Zeichen dafür, dass der Baum ein Versorgungsproblem hat. Dabei trifft es Peter zufolge nicht nur junge Bäume, die noch anwachsen müssen, sondern auch ältere Exemplare. "Das ist schlimm. Diese Bäume müssten sich eigentlich komplett selbst versorgen können", sagt der studierte Landschaftsarchitekt. "Das schaffen sie aber nicht mehr, weil die Niederschläge fehlen."

Bäume in Schweinfurt benötigen doppelt so viel Wasser wie im vergangenen Jahr

In diesem Jahr sei die Versorgungslage besonders kritisch. "Wir müssen heuer etwa doppelt so viel wässern wie im vergangen Jahr", sagt Peter. 2021 waren das etwa 3000 Kubikmeter Wasser. "Wir wässern aktuell mit allem, was wir haben." 

Konkret sind das drei Wasserfässer mit 10.000, 6000 oder 4000 Litern Fassungsvermögen, die auf einem Anhänger von Traktoren durch die Stadt bewegt werden. 90 Prozent des von der Stadt zum Gießen verwendeten Wassers entnehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Main. Grünanlagen wie die Wehranlage, die Gutermann-Promenade oder der Motherwell-Park verfügen zudem über unterirdisch verlegte Wasserleitungen, die das Grün versorgen.

Selbst schafft es die Stadt, etwa 350 Bäume zu bewässern. Nötig haben es dabei vor allem jene jungen Bäume, die weniger als fünf Jahre stehen. Diese benötigen Hilfe, weil ihre für die Versorgung zuständigen Faserwurzeln noch nicht vollständig ausgebildet sind. Rund 300 Exemplare werden zudem von einer eigens engagierten Firma bewässert. Und: "Wir werden auch zusätzlich noch eine Ausschreibung machen, um eine weitere Firma dazu zu holen", sagt Peter.

Bodenfeuchte-Sensoren ermitteln, welche Bäume Wasser brauchen

Um das Bewässern der Schweinfurter Bäume effizienter zu gestalten, hat die Stadt in diesem Jahr erstmals Bodenfeuchte-Sensoren unter zehn ausgewählten Bäumen angebracht. Diese messen je in 90, 60 und 30 Zentimeter Tiefe, wie viel Feuchtigkeit den Bäumen zur Verfügung steht und geben diese Informationen per Funk an die Zentrale, von wo aus die Wasserfass-Fahrzeuge gesteuert werden. "Dadurch wissen wir, welche Bäume dringend Wasser benötigen", erklärt Peter. "Und wir können von den Bäumen mit Sensoren auf ähnliche Standorte schließen." 

Nicht nur in den Grünanlagen, auch mitten in der Stadt, wie hier am Schweinfurter Roßmarkt, spenden die Bäume Schatten und sorgen für Abkühlung.
Foto: Felix Mock | Nicht nur in den Grünanlagen, auch mitten in der Stadt, wie hier am Schweinfurter Roßmarkt, spenden die Bäume Schatten und sorgen für Abkühlung.

Dies sei eine Maßnahme, um Notlagen besser zu erkennen und bedarfsgerechter handeln zu können. Eine weitere sei, das Stadtgrün in Schweinfurt umzubauen. Aktuell besteht etwa die Hälfte des Baumbestands aus Linde und Spitzahorn. Beides sind Gehölze, die stark unter der Trockenheit leiden. Stattdessen versuche man Bäume zu verwenden, deren natürlicher Lebensraum eher in trockenen und heißen Gebieten ist. "Silberlinde, Blasenesche, Blumenesche, Feldahorn und auch Perlschnurbäume sind, was die Trockenheit angeht, deutlich robuster", sagt Peter.

Umbau des Schweinfurter Stadtgrüns als "Lebensaufgabe"

Logischerweise sei das eine eher langfristige Maßnahme. "Das dauert natürlich", sagt Peter. "Wir haben 25.000 Bäume und wir schaffen es vielleicht, etwa 100 Bäume pro Jahr zu pflanzen. Das ist eine Lebensaufgabe. Aber eben auch eine Maßnahme, um uns für die immer heißer werdenden Sommer zu wappnen."

Was ist jedoch wenn, wie das Gros der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorhersagt, Trockenheit und Hitze künftig immer weiter zunehmen werden? "Wir werden an den Punkt kommen, dass wir auch einen großen Teil der älteren Bäume bewässern müssen", vermutet Peter. "Um zu verhindern, dass sie eingehen. Das wäre dann natürlich eine wesentlich größere Menge, die wir zu versorgen hätten." 

Dies sei dann eine Pflichtaufgabe. "Die Bäume helfen dem Stadtklima nicht nur durch Beschattung, sondern auch durch die Verdünstungskühlung. Sie schaffen ein besonderes Klima in dem Bereich, in dem sie stehen." Angesichts steigender Temperaturen seien Bäume im Stadtgebiet deshalb unerlässlich. Denn dort, wo sich Asphalt und Beton im Sommer sowieso schon sehr stark aufheizen, können gesunde Bäume für eine Abmilderung sorgen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Felix Mock
Bäume
Niederschlag
Schweinfurt Umwelt
Stadt Schweinfurt
Wasser
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • H. T.
    .... noch hat ja der Main gut Wasser. Ich meine hier gelesen zu haben Wasser wird aus der Donau in den Main gepumpt und es wird weniger.
    https://www.mainpost.de/ueberregional/journal/specials/zu-warm-zu-wenig-wasser-experte-raet-nun-vom-baden-im-main-und-in-der-saale-ab-art-10855706

    Ja wie ist es mit dem Wasser in SW? Hat der Marienbach nur Wasser wenn es regnet und ist sonst, also jetzt, ausgetrocknet???

    Ist klug in einer solchen Zeit eine LaGa zu planen???

    Jetzt wird aus Spar-/Personalgründen das Silvanahallenbad geschlossen, das Rathaus nicht mehr angestrahlt, wir sollen Gas/Energie einsparen .... vielleicht werden demnächst auch die Ampeln früher ausgeschaltet um Energie zu sparen?!?

    UND in einer solchen Zeit eine LaGa, die Unmegen Wasser und Energie verbrauchen wird, umsetzen zu wollen, ist meiner Ansicht nach der falsche Weg.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten