Der Juni 2022 war extrem: kaum Regen und ein Hitzerekord in Unterfranken am letzten Pfingstferienwochenende. Am Sonntag, 19. Juni, war Kitzingen mit 37,4 Grad der heißeste Ort in ganz Bayern. Die Folgen der Trockenheit sowie der starken Sonneneinstrahlung in diesem Monat spüren Förster und Landwirte in Unterfranken nun extrem.
Bauern in Unterfranken erwarten "deutlich unterdurchschnittliche Getreideernte"
"Die Sonne brennt uns den Ertrag beim Getreide weg", sagt Thomas Zehnter, selbst Landwirt, Mitarbeiter des Bauernverbands und Geschäftsführer von Mainkorn in Würzburg, einer Erzeugergemeinschaft für Raps und Getreide. Die Getreideernte werde heuer ein bis zwei Wochen früher abgeschlossen sein, die schnelle Reife koste den Landwirten Geld: "Wir erwarten heuer eine deutlich unterdurchschnittliche Getreideernte", sagt Zehnter. Die Landwirte hätten in diesem Jahr weniger Dünger eingesetzt - weil zum einen die Preise für Düngemittel stark gestiegen seien und zum anderen Verbote durch die neue Düngeverordnung erschwerend hinzukämen. Die Trockenheit verschärfe jetzt die Ertragseinbußen der Bauern noch zusätzlich.
Herbert Siedler, Bereichsleiter für Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF) ist noch pessimistischer. Er schätzt: Bei Winterweizen und Sommergerste seien 90 Prozent aller Kulturen in Unterfranken geschädigt. Für ganz Unterfranken gerechnet erwartet Siedler Ertragseinbußen von insgesamt 200.000 Tonnen Getreide. Dies entspreche zwei Tonnen pro Hektar geringeren Ertrag, bei ungefähr 100.000 Hektar Anbaufläche.
Zwischen einzelnen Orten in Unterfranken gebe es jedoch große Unterschiede - je nach Qualität der Böden und je nachdem, wieviel Regen heruntergekommen sei. Auf den typischen Gaulagen rund um Ochsenfurt im Landkreis Würzburg hätten die Landwirte voraussichtlich immer noch höhere Erträge als auf Kitzinger Sandböden, sagt Siedler. Auch bei den Kulturen gebe es Unterschiede. Während die Wintergerste noch von der Feuchtigkeit im April profitieren konnte, wurden Winterweizen und Sommergerste durch die Rekordtemperaturen im Juni stark geschädigt. Und bei Mais, Soja, Hirse und Zuckerrüben sei noch nichts verloren. Da komme es darauf an, ob in den nächsten Wochen der ersehnte Regen falle.
Bis Dienstag in Unterfranken weiter vielerorts hohe Waldbrandgefahr
Auch die Förster hoffen auf Regen. Zuletzt hatte in Unterfranken die höchste Warnstufe für Waldbrände gegolten. Auch am Wochenanfang ist die Waldbrandgefahr einschließlich Dienstag an vielen Orten Unterfrankens weiter hoch, vor allem im Bereich Main-Rhön, teilt die Regierung von Unterfranken auf Nachfrage mit. Danach werde es besser.
Erst am 23. Juni war es bei Stockstadt am Main im Landkreis Aschaffenburg zu einem verheerenden Waldbrand gekommen. 25.000 Quadratmeter, fast drei Fußballfelder, fielen den Flammen bei dem größten Waldbrand in der Region seit über zehn Jahren zum Opfer.
Die Kiefern im Kitzinger Raum und der Schwarzkiefernwald in Erlabrunn im Landkreis Würzburg seien aktuell besonders gefährdet, sagt Elfi Raunecker, die Bereichsleiterin Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg. "Durch die trockenen Nadeln am Boden brennen die Kiefern wie Zunder, wenn ein Funke in den Bestand fällt."
Dabei hatte das Jahr für den Wald gut begonnen: Während des niederschlagsreichen Winters sei der Bodenwasservorrat im Wald heuer bestens aufgefüllt worden, sagt Michael Grimm, Abteilungsleiter im AELF Kitzingen-Würzburg und zuständig für rund 15.000 Hektar Wald im Raum Kitzingen. Altbäume, die sich in zwei bis drei Metern Tiefe Wasser aus der Erde holen können, seien immer noch recht gut versorgt. Auf den schlechteren Lagen, auf den Muschelkalk- und Sandböden, werde jedoch das Wasser auch für die Altbäume bereits knapp, sagt Antje Julke, Abteilungsleiterin im AELF Kitzingen-Würzburg und zuständig für rund 22.000 Hektar Wald im Raum Würzburg.
Die ersten Bäume im Wald mussten gegossen werden
Lebensbedrohlich sei die Lage jetzt vor allem für viele junge Bäumchen auf den Flächen, die im Herbst und Winter in Unterfranken wieder aufgeforstet wurden. Durch die extrem frühen Hitzetage im Juni und die starke Sonneneinstrahlung würden zarte, frisch ausgetriebene Blätter bei neu gepflanzten Bäumen regelrecht verbrennen, sagt Elfi Raunecker. Hinzu komme die Trockenheit: Im Mai und im Juni sei durchschnittlich nur ein Drittel der üblichen Niederschläge gefallen.
In Rottendorf im Landkreis Würzburg und in Seinsheim im Landkreis Kitzingen mussten die Försterinnen und Förster deshalb bereits das erste Mal in diesem Jahr neu gepflanzte Bäume auf drei bis vier Hektar Waldfläche aufwändig bewässern. Zehn bis 20 Liter Wasser brauche ein Bäumchen zum Überleben, sagt Michael Grimm. Es sei eine absolute Notfallmaßnahme gewesen.