
Wenn diese Amtszeit nach Plan verläuft, dann hat Thomas Eberth (CSU) am 2. Mai die ersten drei von insgesamt sechs Jahren als Landrat hinter sich. Die erste Hälfte seines Schaffens war in der Corona-Pandemie von vielen Einschränkungen geprägt. Startet der 47-Jährige jetzt erst richtig durch oder ist er längst angekommen?
Thomas Eberth: Tatsächlich noch nichts.
Eberth: Ich hatte einfach noch keine Zeit dazu. Aber es sind schon zwei Posts vorbereitet.
Eberth: Nein, ich stehe dazu. Auch, wenn es manchmal Kommentare von Nutzern gibt, wo ich mich hinterher frage, ob ich das vielleicht lieber nicht hätte veröffentlichen sollen.
Eberth: Das ist schade und diese Kritik ist völlig unberechtigt. Denn es ist nicht so, dass die Pressestelle meine Facebook-Beiträge schreibt. Die Person Thomas Eberth vermarkte ich schon selbst. Den Landkreis und das Landratsamt in Pressemitteilungen, auf unserer Homepage und in den sozialen Medien darzustellen, das macht die Pressestelle.
Eberth: Komplett. Ich hatte schon den Wunsch, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zu treffen, die Menschen im Landratsamt kennenzulernen. Das war schlichtweg nicht möglich. Darum habe ich meine Ziele komplett über den Haufen werfen müssen. Aber es gab auch durchaus Positives: Ich konnte das Haus spüren, meine neuen Kolleginnen und Kollegen. Viele von ihnen sind in der Pandemie über sich hinaus gewachsen und haben gezeigt, wie leistungsfähig und flexibel sie sind.
Eberth: Das Thema Innenentwicklung in den Ortschaften hätte ich gerne im Mai 2020 schon auf den Weg gebracht. Das hat länger gedauert. Auf der anderen Seite musste ich coronabedingt auch Dinge angehen, die ich in meinem Wahlprogramm nie so aufgeschrieben hätte.
Eberth (überlegt lange): Es waren eher viele kleine Dinge. Intern war die Neuorganisation aus meiner Sicht ein sehr großer Wurf. Denn dadurch sind wir effizienter und besser geworden, beispielsweise bei Baugenehmigungen oder in der Zulassungsstelle. Das war eine Kärrnerarbeit und auch nicht einfach, weil Veränderungen für die Belegschaft immer mit Emotionen verbunden sind. Öffentlich wahrnehmbar sind die Investitionen in Bildung.
Eberth: Im Rückblick betrachtet, waren die Planungen für einen Neubau auf dem Parkplatz des Landratsamtes mutig – und vielleicht war ich dabei auch zu euphorisch. Wir haben das beschlossen, zu einer Zeit, wo die finanzielle Situation noch besser war. Ich werde für das Amtsgebäude trotzdem kämpfen wie ein Löwe, weil ich der Überzeugung bin, dass wir den Erweiterungsbau brauchen.

Eberth: Mit dem Beschluss, in den Schulen Lüftungsanlagen einzubauen. Damals war die Entscheidung richtig, aus heutiger Sicht wahrscheinlich falsch. Ich war auch dafür. Meiner Meinung nach hat Corona diese Entscheidung sehr beeinflusst. Heute würde ich im Kontext der Energiekrise, mit Blick auf die Gebäudefassaden und die Finanzen sagen, diese Entscheidung müsste kritischer geprüft werden.
Eberth: Das sehe ich nicht so. Ich glaube, dass ich im Amt schon richtig angekommen bin und mit dem Besuch von Gemeinden, Feuerwehrfesten, Prunksitzungen und vielen weiteren Veranstaltungen mittlerweile das Leben eines Landrats führe.
Eberth: Ein Tag ersetzt nicht die komplette Mitarbeit über Jahre hinweg. Aber es dient dazu, die Beschäftigten und die Vielfalt ihrer Tätigkeiten kennenzulernen. Natürlich war es schön, ein Foto von mir als Team-Orange-Mitarbeiter zu posten, aber ich wusste am Abend auch, was ich getan habe. Einer der härtesten Tage meines Lebens war im Haus Franziskus in Ochsenfurt. Bis ich die Pflegebedürftigen aus dem Bett gebracht, sie gewaschen, sie zur Toilette begleitet habe, war ich dreimal schweißgebadet. Um einen Einblick zu bekommen, sind solche Praktika elementar wichtig, und das werde ich auch immer wiederholen.
Eberth: Mit Sicherheit. Ich habe mehr Sensibilität entwickelt, überlege mir Formulierungen ans Personal genauer und sehe auch Schwachstellen. Beispielsweise im Umweltamt, wo die Kolleginnen und Kollegen Bauanträge erhalten, deren Daten sie erneut erfasssen müssen, obwohl sie das eigentlich schon sind. Das war für mich Anlass, Prozesse zu verändern und Digitalisierung voran zu bringen. Ohne Schnupperpraktikum hätte ich das nicht erfahren.
Eberth: Es ist natürlich immer schön, wenn es mehr Geld gibt, aber ich glaube, dass andere Einflussfaktoren, wie eine sinnbringende Arbeit, ein Miteinander im Team und ein guter Chef, der auch mal auf die Schulter klopft, für viele mindestens gleichbedeutend sind wie 20 Euro mehr.
Eberth: Rund drei Millionen Euro mehr an Personalausgaben. Wir hatten das vorsichtshalber aber schon im Kreishaushalt für dieses Jahr eingeplant.
Eberth: Würde sie tatsächlich nicht, wenn der Kreistag meinem Vorschlag, die Kreisumlage um vier Prozentpunkte zu erhöhen, gefolgt wäre.
Eberth: Getroffen hat es mich nicht. Die Diskussion hat mich verwundert, weil bei den Mitgliedern des Kreistags nicht die Rolle des Bürgermeisters oder des Gemeinderates ausgeschaltet worden ist, sondern viele ihre Situation vor Ort im Kopf hatten. Sinngemäß, wenn der Landkreis von meiner Gemeinde mehr Geld bekommt, fehlt es mir für einen Spielplatz oder ein anderes Projekt.
Eberth: Darum verstehe ich es ja, weil ich zwölf Jahre dafür gekämpft habe, dass die Kreisumlage nach unten geht. Da wusste ich aber auch noch nicht um die Aufgabenvielfalt des Landkreises und damals war es auch nicht so, dass wir viele Leistungen erbringen mussten. Es ist sehr einfach, mehr öffentlichen Nahverkehr zu fordern, aber dafür muss ich auch bereit sein, mehr Geld auszugeben. Und das hat mich an der Debatte gewundert, denn der Landkreis hat keine Steuereinnahmen. Wenn er mehr Leistungen für die Landkreisbürger erbringen soll, dann muss er mehr Geld von den Gemeinden bekommen.
Eberth: Zukunftsfähigkeit, Miteinander, Dienstleistung für die Menschen, Gemeinwohl, wunderbare Begegnungen.
Damit ist alles gesagt.