Hier ein Schnurrbart, dort ein schwarzer Zahn – all das dürfte man als Parteikandidat noch selbstbewusst weglächeln können. Ganz anders hingegen sieht es aus, wenn die Wahlplakate mit Drohungen oder nationalsozialistischen Symbolen beschmiert werden. Eine Erfahrung, die in den vergangenen Tagen viele Parteien im Stadtgebiet Würzburg machen mussten. Nun schaltet sich auch die Polizei ein und hat Ermittlungen aufgenommen.
Seit dem 12. August dürfen Parteien die großen Wahlplakate mit ihren Landtagswahlkandidatinnen und -kandidaten in der Stadt aufhängen. Doch schon wenige Tage später waren die ersten wieder heruntergerissen oder beschmiert. Dabei nimmt die Zerstörungswut nach Einschätzungen der einzelnen Parteien immer extremere Züge an.
Einzelne Parteien haben bereits Anzeige bei der Polizei erstattet
Das bestätigt auch Tobias Dutta, Landtagskandidat der FDP für den Wahlbezirk Würzburg-Stadt. Seine Partei hat bei der Polizei Anzeige erstattet. 17 Plakate der FDP seien allein in der Mainaustraße zerstört worden und nicht nur das: Auf einigen Wahlplakaten seiner Kollegin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hätten Unbekannte Beleidigungen wie "Kriegsverbrecherin" oder "Lügnerin" geschrieben. "Ich finde das zutiefst undemokratisch und verletzend", sagt Dutta.
Ähnliche Erfahrungen musste auch die SPD in den vergangenen Tagen machen, wie Landtagskandidat Alexander Kolbow berichtet. Auf einem Foto, welches dieser Redaktion vorliegt, sieht man ihn, Florian von Brunn und Nancy Faeser gemeinsam auf einem Wahlplakat – auf ihren Stirnen dicke Hakenkreuze und Oberlippenbärte. Sie haben bei der Polizei nun Anzeige gegen Unbekannt erstattet und die Plakate ausgetauscht. "Ein Viertel unserer Plakate bestellen wir nur, um beschädigte auszutauschen", macht Kolbow die Zerstörungswut deutlich. Persönlich versuche er, diese Dinge nicht an sich heranzulassen.
Auch Familienangehörige nehmen die Drohungen und Beschmierungen wahr
Doch betroffen von den Beschmierungen und Drohungen sind nicht nur die Politikerinnen und Politiker selbst. Christine Bötsch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU Würzburg, gibt zu bedenken, dass auch Angehörige die Plakate sehen. "Man selbst legt sich über die Zeit ein dickes Fell zu, aber das gilt nicht unbedingt für Familienangehörige." Ihre Partei beobachte, dass die Beschmierungen immer extremer und beleidigender werden.
Zwar versuche die CSU, solche Plakate so schnell wie möglich auszutauschen, doch das gelinge nicht immer – auch weil die ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer oft nicht hinterherkämen. So komme es vor, dass die CSU in einigen Fällen auch Personen beauftragen muss und das kostet. "Ich schätze mal, dass wir uns zwischen zehn Euro und mehr pro ersetzten Plakat befinden", so Bötsch.
Nicht jede Partei kann sich das Austauschen der Plakate leisten
Für die ÖDP macht der Preis keinen Unterschied. Die kleine Partei, die nach eigenen Angaben den Wahlkampf zur bayerischen Landtagswahl privat finanziert, wird ihre zerstörten Plakate nicht ersetzten können. "Dazu fehlen uns die finanziellen Mittel", gibt Thomas Lang, Kreisvorsitzender der ÖDP zu. Er berichtet, dass bereits einen Tag nach dem Aufhängen der Plakate viele davon zerstört worden seien. Auch mit Beschmierungen habe die Partei zu kämpfen. "Es ist natürlich ärgerlich und auch angsteinflößend, wenn Drohgebärden auf unsere Plakate geschrieben werden", sagt Lang.
Patrick Friedl, Direktkandidat der Grünen für Würzburg-Stadt, kenne all das bereits aus früheren Wahlzeiten. "Wir gehen damit gelassen um", sagt er. Auch die Plakate seiner Partei würden regelmäßig beschädigt und abgerissen. Aktuell belaufen sich die Kosten für das Ersetzen der beschädigten Plakate auf einen dreistelligen Euro-Bereich, sagt er.
Wirklich etwas dagegen tun können die Parteien nicht, außer die Beschädigungen bei der Polizei zur Anzeige bringen. Dies bestätigt auch Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg. Anders als bei der Veranstaltungsplakatierung müssten die Partei-Plakate vor den Wahlen nicht an die Stadt gemeldet werden. Die Stadt hätte demzufolge auch keine Übersicht über die einzelnen Plakate.
Aber die Main-Post erwähnt in ihrem Artikel nicht einmal die AfD. Von der AfD werden in Würzburg wohl die meisten Wahlplakate zerstört. Aber das ist ja offenbar nicht so wichtig, auch die AfD zu erwähnen, oder?
Wo bleibt denn da die Ausgewogenheit der Main-Post in der Berichterstattung Frau Thiel?
Oder will man über eine solche Partei, auf die die Regierung den Verfassungsschutz angesetzt hat, gar nicht berichten und sie einfach totschweigen?
Und ist das Zerstören von AfD-Wahlplakaten möglicherweise gar nicht so schlimm wie von anderen Parteien?
"Von der AfD werden in Würzburg wohl die meisten Wahlplakate zerstört".
Das habe ich mir fast schon so gedacht, Dankeschön für den Ermittlungsansatz.
Aber seien wir mal ehrlich. Wieso ist die Zerstörung von Plakaten überhaupt einen Bericht wert? Das wird schon seit Ewigkeiten bei jeder Wahl veranstaltet. Gibt immer die Idioten, welche auf diese Weise ihrem Zerstörungsdrang nachgehen wollen.
die man evtl. wählen könnte. Es ist nicht in Ordnung, das solche Wahlplakate zerstört oder
angemalt werden, nur weil einem der Kandidat nicht passt oder man dies aus Jugs und Dollerei tut. Diese Wahlplakate gab es schon als ich ein Kind war. Da hat man dann öfter auch mal gefragt: Papa, wer ist denn das, wo da auf dem Bild abgedruckt ist. Es ist halt nur schade, dass man solche Schmierfinke seltens erwischt.
Meines Erachtens sollte diese Form der Wahlwerbung für alle Parteien generell und in ganz Deutschland verboten werden. Dies würde Ressourcen schonen und somit auch einen kleinen Beitrag zum dringend notwendigen Schutz von Umwelt und Natur beitragen.
Die Wirkung auf die Meinungsbildung der Wählerschaft sind weitestgehend zu vernachlässigen.
NIEMAND sagt sich doch am Wahltag:
"Oh, dieses Gesicht habe ich jetzt so oft gesehen, darum wähle ich es jetzt"!
Politisch interessierte Personen nehmen sehr wohl das Engagement der einzelnen Kandidierenden und politischen Gruppierungen auch zwischen den Wahlen zur Kenntnis und entscheiden am Wahltag dementsprechend.
Obendrein werden in nächster Zukunft wohl auch wieder sämtliche Briefkästen im Land mit Wahlpropaganda geflutet.
Da kann man sich in aller Ruhe mit den politischen Zielsetzungen der Parteien am Küchentisch beschäftigen.
Sachbeschädigung werde ich nicht gutheißen, aber daß Wahlplakate manche Menschen dazu herausfordern ist kein neues Phänomen und wird sich vermutlich auch niemals völlig unterbinden lassen.