Von hohen Mauern umgeben und damit von vielen Passanten oft zu übersehen, liegt im Schatten des Neumünsters versteckt das Lusamgärtchen. Große individuell gestaltete Bögen und Säulen prägen den kleinen Hof - alle stammen noch aus dem zwölften Jahrhundert.
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Berühmt geworden ist das kleine Gärtchen, da hier angeblich einer der wichtigsten Minnesängers des Mittelalters begraben liegen soll:Walther von der Vogelweide. Um 1170 wurde er geboren und soll seinen Lebensabend in Würzburg verbracht haben, bis er schließlich um 1230 starb. Die genaue Stelle des Grabs ist nicht bekannt und auch ob er wirklich in Würzburg begraben liegt, lässt sich nicht beweisen. Viele Würzburger wollen jedoch fest daran glauben.
Im Jahr 1930 ließ die Stadt zum Gedenken an den Minnesänger einen Stein aus Muschelkalk in Form eines Sarkophags errichten. Auf diesem befinden sich vier Einkerbungen, die als Futterstellen für Vögel dienen. Denn angeblich soll von der Vogelweide vor seinem Tod veranlasst haben, dass an seinem Grab täglich die Vögel gefüttert werden sollen. Eine weitere Legende besagt, dass man bei Liebeskummer Blumen auf dem Grabmal ablegen soll. Sobald diese verwelkt sind, soll der Liebeskummer auch verschwunden sein. Wenn man das Lusamgärtchen betritt, sieht man auch heute oft noch frische oder verwelkte Blumen auf dem Vogelweide-Stein liegen. Ob es in Würzburg viele traurig Verliebte gibt?
Der Stein wurde von dem Bildhauer und Grafiker Fried Heuler gestaltet. Eine rundumlaufende Inschrift zitiert einen Spruch von Hugo von Trimberg, einem didaktischen Schriftsteller des späten Hochmittelalters: "Herr Walther von der Vogelweide, swer dez vergaeze, der taet mir leide". Was so viel bedeutet wie: "Wer auch immer das vergisst, der täte mir leid."
Das Lusamgärtchen als Garten der Spielenden
Die roten Säulen, die im Lusamgärtchen stehen, bestehen aus Sandstein und gehören zum ehemaligen Kreuzgang des Stifts Neumünster, der Ende des 12. Jahrhunderts errichtet wurde. Lange Zeit war er vergessen, denn er war in einem angrenzenden Gebäude verbaut. 1883 wurde er dann wieder entdeckt und im Museumsgarten des Fränkischen Luitpoldmuseums aufgestellt. Etwa 1952 kam der Kreuzgang dann unter Mitwirkung des Verschönerungsvereins ins Lusamgärtchen, ganz in der Nähe seines ursprünglichen Standortes. Die eingearbeiteten Reliefs stellen Christus und St. Kilian in bischöflicher Kleidung da und gehören zu den ältesten figürlichen Plastiken in Würzburg.
Der Name "Lusamgärtchen" kommt übrigens aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie "Garten der Spielenden". Da er früher zunächst Grashof genannt wurde, gehen Historiker davon aus, dass auch schon in früheren Jahrhunderten im Hof eine Grünfläche gewesen sein muss.