Viele Auswärtige kennen von Goßmannsdorf nur die vom Verkehr verstopfte Hauptstraße mit ihren unter Abgasen ergrauten Häusern.
Ihnen entgehen die historischen Fassaden und die malerischen Ensembles entlang der Bachgasse, im Domherrenviertel oder am Schwedentor.
„Goßmannsdorf braucht eine Aufwertung, um als Dorf interessant zu bleiben“, sagt Peter Juks, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Ochsenfurt und selbst in Goßmannsdorf zu Hause, „wie verlieren Leute, vor allem die jungen fehlen.“
Die Dorferneuerung, ein vom Amt für ländliche Entwicklung begleitetes Entwicklungsprogramm für die Belebung des ländlichen Raums, könnte Abhilfe schaffen. Viele Gemeinden, auch im Ochsenfurter Gau haben in den vergangenen Jahren enorm davon profitiert.
„Wir verlieren Leute, vor allem die jungen fehlen.“
Peter Juks Stellvertretender Bürgermeister
Auch in Goßmannsdorf wird seit 20 Jahren über den Einstieg in die Dorferneuerung gesprochen. Eine ernste Chance, ins Programm zu kommen, gab es nicht. Erst wenn die Verkehrssituation entschärft ist, hat Dorferneuerung Aussicht auf Erfolg, hieß es von amtlicher Seite.
Die Lage hat sich geändert, seit der Bau der Umgehungsstraße feststeht. Ende 2004 stellte die Stadt Ochsenfurt deshalb erneut einen Antrag auf Aufnahme ins Dorferneuerung-Programm. Diesmal mit Erfolg. Seitdem leistet ein kleiner Kreis engagierter Bürger Überzeugungsarbeit. „Speerspitze“ nennt Jürgen Haug-Peichl, einer von ihnen, die fünfköpfige Gruppe.
Verantwortliche in den Vereinen hat diese Speerspitze als erstes ins Visier genommen. Ihre Rolle als Multiplikatoren wollte man nutzen, um die Goßmannsdorfer von den Vorteilen der Dorferneuerung zu überzeugen. Am Anfang fiel das schwer. „Die meisten Leute haben da noch kein Problem gesehen“, erinnert sich Peter Juks.
Das änderte sich, als die Gruppe vor drei Jahren an der Kirchweih zu einem Dorfrundgang eingeladen hat. Häuser, die leer stehen, Baudenkmäler, die leise verfallen, Gassen, in denen es kaum mehr Kinder und Familien gibt – „Damals sind vielen erst die Augen aufgegangen“, erinnert sich Juks.
Seitdem fiel die Saat auf fruchtbaren Boden. Das Projekt hat eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Vereine werben für die Dorferneuerung, viele Goßmannsdorfer sind dafür.
Der nächste große Schritt soll in den nächsten Monaten getan werden. Am kommenden Montag laden die Stadt und das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) zu einer öffentlichen Versammlung ein, um über das Verfahren und über das weitere Prozedere zu informieren.
Die Ziele der Dorferneuerung sind sehr allgemein gefasst: den Wohn- und Lebensraum attraktiv erhalten, die Infrastruktur und die wirtschaftlichen Standortbedingungen verbessern, ökologische Defizite korrigieren, den Dorfcharakter bewahren, den Gemeinschaftssinn stärken.
Was auch immer im Rahmen der Dorferneuerung geschieht, das Wichtigste ist, dass sich die Bürger ihre Ziele selbst stecken. Deshalb soll im Januar ein Wochenend-Workshop für alle Interessierten im oberfränkischen Kloster Langheim stattfinden.
Später werden Arbeitsgruppen gebildet, die dann die konkreten Projekte erarbeiten. Unterstützt und begleitet werden sie von einem Planer und dem Amt für ländliche Entwicklung.
Später einmal zahlt der Staat Zuschüsse für private Investitionen, die im Rahmen der formulierten Ziele getätigt werden. Wichtiger noch schätzt Bürgermeister Rainer Friedrich den Gemeinschaftsgeist ein, der im Rahmen eines solchen Verfahrens entsteht. Das habe sich in Hopferstadt gezeigt, wo man vor drei Jahren schon in die Dorferneuerung eingestiegen ist.
Einen festen Schlusstermin gibt es für die Dorferneuerung nicht. Das Verfahren kann leicht über zehn Jahre dauern und immer wieder angepasst werden. Stellvertretender Bürgermeister Peter Juks hofft nun auf einen guten Start. „Wenn die Goßmannsdorfer von Anfang an großes Interesse bekunden, ist das gut fürs Verfahren“.
Die Informationsveranstaltung über die Dorferneuerung Goßmannsdorf beginnt am Montag, 26. Oktober, um 20 Uhr im TSV-Sportheim Goßmannsdorf.