Das private Bahnunternehmen "Go-Ahead Bayern" bedient seit dem 12. Dezember die Linie RE80 zwischen Würzburg und Treuchtlingen. Nach einem misslungenen Start voller Verspätungen ist es dem Unternehmen nach fast zwei Wochen noch immer nicht gelungen, die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Zahlreiche Leserinnen und Leser haben sich an die Redaktion gewandt und berichten über anhaltende Verspätungen – aber auch über Totalausfälle, über die Reisende noch nicht einmal informiert wurden.
So auch der Berufs-Pendler Michael Englert aus Gaukönigshofen. Der 35-jährige Unternehmensberater arbeitet in Würzburg und ist vor mehr als drei Jahren vom Auto auf die Bahn umgestiegen – das habe auch immer gut funktioniert, wie er sagt: "Ich war regelrecht begeistert, wie sich die öffentlichen Verkehrsmittel seit meiner Schulzeit gewandelt haben."
Was er aber seit Mitte Dezember auf dem Weg zur Arbeit nach Würzburg erlebt, stößt ihm sauer auf. Auch er wartete mehrfach vergeblich auf Züge, die nie in den Bahnhof einrollten: "Das ist ein Unding und passt nicht in die heutige Zeit, in der man den ÖPNV eigentlich stärken will. Man sollte sich zumindest darauf verlassen können, auf die Arbeit und wieder zurück zu kommen."
Politik drängt auf schnelle Lösung
Dass es in der Woche vom 12. bis 18. Dezember zu gravierenden Lücken im Fahrplan gekommen ist, bestätigt Winfried Karg, Pressesprecher von Go-Ahead Bayern. Das Unternehmen verfüge über insgesamt 56 Züge, von denen in der ersten Woche nach Übernahme der Strecke zeitweise nur weniger als die Hälfte zur Verfügung standen, erklärt Karg. Neun weitere Züge fielen bei Ausbruch von Blitzeis zeitgleich aus – vier davon auf freier Strecke und fünf an den Bahnhöfen: "Das ist eine Situation, in der man als Unternehmen nicht mehr weiß, was man tun soll."
In einem Schreiben vom 22. Dezember an den bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter und die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), welches der Redaktion vorliegt, fordert der SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib dazu auf, mit dem Unternehmen für die zügige Wiederherstellung eines geordneten Zugverkehrs zu sorgen und dabei alle rechtlichen und wirtschaftlichen Möglichkeiten des Freistaats zu nutzen. Die Lage nach dem Fahrplanwechsel bezeichnet er als "ein wirkliches Desaster".
Go-Ahead weist Schuld von sich
Die Schuld sieht Go-Ahead allerdings nicht bei sich selbst. Die 56 Züge wurden von Siemens gebaut und sind brandneu. Dass nun so viele Fahrzeuge ausfallen, habe vor allem zwei Gründe: In die Kupplungen, welche die einzelnen Bahnwagons miteinander verbinden, sei Feuchtigkeit eingetreten – der Zulieferer soll hier gepatzt haben. Zum anderen sei auch in die Druckluftkessel der Stromabnehmer, welche mit Druckluft an die Oberleitungen gepresst werden, Wasser gelangt, weil die Züge über den Sommer hinweg Monate lang stehend auf ihren Einsatz warteten. Im Regelbetrieb sollte das nicht passieren, erklärt Karg: "Das hat niemand vorhersehen können."
Der Hersteller Siemens arbeite aktuell mit Hochdruck daran, die Züge von Go-Ahead zu reparieren. Der Konzern habe zugesichert, bis Ende des Jahres alle Fahrzeugprobleme zu beheben. Inzwischen hat Go-Ahead seinen Fahrplan deutlich reduziert. Dazu, ab wann dieser endlich lückenlos und zuverlässig bedient werden kann, will das Unternehmen aktuell noch keine Angaben machen. Sobald die Problem-Züge repariert sind, soll das aber schnellstmöglich geschehen, versichert Karg.
Melde-System aktualisiert täglich erst ab 14 Uhr
Doch weshalb hat es das Unternehmen versäumt, wenigstens seine Fahrgäste über die Ausfälle durch Anzeigetafeln oder Durchsagen zu informieren? Go-Ahead sei damit schlichtweg nicht mehr hinterhergekommen, erklärt Karg. Das Servicepersonal habe sich vorrangig um die Menschen gekümmert, die mit dem Zug auf der Strecke liegen geblieben sind.
"Die Fahrgastinformation ist dabei leider hinten runter gefallen. Das ist völlig inakzeptabel für die, die am Bahnsteig standen und gefroren haben. Aber es ging leider nicht anders", sagt Karg. Außerdem aktualisiere das genutzte Melde-System Änderungen täglich erst ab 14 Uhr: "Das ist leider so." Fahrgäste sollten sich deshalb kurz vor Fahrtantritt über die Onlinemedien, auch den Twitter-Kanal des Unternehmens, darüber informieren, ob ihr Zug wie geplant fährt.
Was die BEG zum Start von Go-Ahead sagt
Die BEG ist im Auftrag des Freistaats zuständig für die Planung, die Finanzierung und die Kontrolle des Regional- und S-Bahn-Verkehrs in Bayern. Auf Nachfrage erklärt die stellvertretende Pressesprecherin, Jessica Vanessa Olbrich, dass die Betriebsaufnahme durch Go-Ahead für die BEG "nicht akzeptabel verlaufen" ist. Vor dem Hintergrund der massiven Zugausfälle dränge die BEG in Krisengesprächen mit allen Beteiligten auf eine möglichst rasche Verbesserung der Situation für die Fahrgäste.
Neben Go-Ahead habe die BEG auch Siemens dazu aufgefordert, die technischen Probleme so schnell wie möglich zu lösen. Für die nicht vertragskonform erbrachten Verkehrsleistungen werde die BEG entsprechende Vertragsstrafen gegenüber Go-Ahead geltend machen.
Dabei dürfte es sich insbesondere um die Kürzung finanzieller Leistungen handeln, die der Verkehrsbetrieb zum Ausgleich für die Fahrkarteneinnahmen erhält, welche die Kosten in der Regel nicht decken – das sogenannte Bestellerentgelt, dessen Finanzierung durch die Regionalisierungsmittel erfolgt.
Go-Ahead organisiert keinen Schienenersatzverkehr
Den Betrieb von Strecken im bayerischen Schienenpersonennahverkehr vergibt die BEG nach europäischen und deutschen Vergaberegeln im Rahmen von öffentlichen Vergabeverfahren, erklärt Olbrich. Nachdem der bisherige Verkehrsvertrag mit der DB Regio auslief, habe Go-Ahead das "insgesamt wirtschaftlichste Angebot abgegeben" und deshalb den Zuschlag erhalten. Die Vertragslaufzeit beträgt zwölf Jahre und endet planmäßig im Dezember 2034.
Wie auch die Deutsche Bahn, unterliegt Go-Ahead der Beförderungspflicht. Kann das Unternehmen dieser nicht nachkommen, so muss nach Möglichkeit ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Den Verkehr der Bahnstrecke zwischen Würzburg und Treuchtlingen mit dem Bus über die weitläufigen Landstraßen zu bewerkstelligen, sei allerdings schon aus zeitlichen Gründen nicht möglich: "Wir haben das diskutiert, sehen darin aber keinen wirklichen Nutzen für die Passagiere", erläutert Winfried Karg.
Alles nicht so einfach.
Maggie könnte man noch zu Gute halten dass sie nicht verstanden hat was sie da anrichtet, die katastrophalen Folgen sind aber für jeden sichtbar.
Schienenersatzverkehr auf der Strecke Marktbreit WÜ herzustellen ist notwendig. Allerdings ist auch das kurzfristig nur schwer realisierbar. Busse und Busfahrer fehlen. Die BEG hätte Siemens besser auf die Finger gucken müssen. Anderswo wurden die Züge nicht zeitgerecht geliefert und es gab deshalb Problem. Jetzt liefert Siemens überpünktlich und es treten andere Folgeausfälle auf. Wir sprechen hier von komplexen Systemen. Mit dem Fehlermanagement lernen wir erst langsam umzugehen.
BTW das Problem mit dem Mireo von Siemens taucht überall auf. nicht nur auf der Strecke Treuchtlingen - Würzburg. Ärgerlich, aber nur Siemens kann das Problem lösen. Und ich hoffe sie lernen daraus.
Die BEG geibt vor wie die Asusstattung zu sein hat.
Die Ausführungsverantwortung liegt beim Auftragnehmer!
Wenn Sie Ausfälle ausschließen wollen, braucht es eine Pool an Reservefahrzeugen und auch einen Pool an Triebwagenführern.