Es war ein frommer Wunsch des Giebelstadter Gemeinderates, auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne keine reine Logistikfirmen anzusiedeln, sondern nur Firmen mit möglichst vielen Arbeitsplätzen und möglichst wenig Lieferverkehr. Doch die Rechnung geht nicht auf. Die Deutsche Logistik Holding (DLH), die das größte Stück im Gewerbegebiet "Airpark" gekauft hat, hat dort nun die Baugenehmigung für drei große Lagerhallen erhalten. Der Gemeinderat erwog eine Klage gegen das Landratsamt, nahm aber wieder Abstand von dem Vorhaben – mangels Aussicht auf Erfolg.
Es geht um ein 18 Hektar großes Grundstück entlang der Levi-Strauss-Straße, auf dem seit Monaten die alten Militärgebäude abgebrochen werden. Zunächst hatte es die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (BIMA), die für die Verwertung ehemaliger Militärimmobilien zuständig ist, an den Kitzinger Projektentwickler Markus Blum verkauft. Der wollte dort zunächst eine 80.000 Quadratmeter große Halle errichten, veränderte die Pläne aber nach Einwänden des Gemeinderates auf drei kleinere Hallen mit einer Gesamtfläche von 90.000 Quadratmetern. Das entspricht der Größe von zwölf Fußballfeldern.
Gemeinderat wurde nach "redaktioneller" Veränderung nicht mehr gefragt
Im Januar gab die Deutsche Logistik Holding bekannt, dass sie die Fläche von Blum erworben hat, an dessen Plänen aber festhält. Der Gemeinderat hatte dem Bauantrag für "Produktions- und Lagerhallen" sein Einvernehmen erteilt. In der Baugenehmigung, die das Landratsamt inzwischen erteilt hat, ist allerdings nur noch von "Lagerhallen" die Rede. Wie das Landratsamt der Gemeinde mitteilte, sei die Baubeschreibung "redaktionell" verändert worden. Auf die Genehmigung habe dies keinen Einfluss, deshalb sei auch die Gemeinde nicht mehr einbezogen worden.
Der Giebelstadter Gemeinderat sieht das anders. Die Beschreibung deute darauf hin, dass es sich bei den Hallen doch um reine Logistiklager handeln könnte, so Bürgermeister Helmut Krämer. Wegen der veränderten Nutzung hätte der Gemeinderat erneut mit dem Thema befasst werden müssen. In seiner jüngsten Sitzung beriet das Gremium deshalb darüber, vor dem Verwaltungsgericht Klage gegen die Baugenehmigung zu erheben.
Gemeinderat verzichtet auf eine Klage mangels Aussicht auf Erfolg
Am Ende fiel die Entscheidung mit großer Mehrheit gegen den Gang vor Gericht. Wie Krämer erläuterte, hatte das Landratsamt zuvor darauf hingewiesen, dass in einem Gewerbegebiet Logistikunternehmen nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden können. Allenfalls bei der Aufstellung des Bebauungsplans hätte die Gemeinde die Möglichkeit gehabt, bestimmte Nutzungen zu reglementieren. Um Anwohner entlang der Zufahrtsstraße vor Verkehrslärm zu schützen, obliege es nun der Gemeinde, etwa ein Tempolimit oder ein Nachtfahrverbot für Lkw zu erlassen, so der Bürgermeister.
Auf ihrer Internetseite wirbt die DLH mit 80.000 Quadratmetern Hallen- und 4700 Quadratmetern Bürofläche, die sich flexiblen an die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzer anpassen lassen, und von bis zu 350 Arbeitsplätzen, die auf dem "Logistikcampus Giebelstadt" entstehen könnten. Wie die Hallen später einmal genutzt werden sollen, das weiß im Moment aber noch niemand.
Welche Firmen in den Logistikcampus ziehen werden, steht noch nicht fest
Wie eine Firmensprecherin der Redaktion auf Anfrage mitteilt, sei man in der Lage, sowohl Klein- und Mittelständlern als auch international tätigen Unternehmen Flächen zur Verfügung zu stellen. Auch ein Produktionsstandort sei denkbar. Derzeit stehe man in regem Austausch mit Unternehmen aus der Region Würzburg. Konkrete Interessenten könne man aufgrund der Vertraulichkeit aber nicht nennen. Der erste Bauabschnitt soll zeitnah realisiert werden, so die Sprecherin weiter. Beim weiteren Baufortschritt möchte sich die DLH die Möglichkeit bewahren, auf individuelle Ansprüche der Mieter flexibel reagieren zu können.