Längst haben die amerikanischen Soldaten den Flugplatz Giebelstadt verlassen.
Ende 2006 haben sie das 250 Hektar große Areal an die Bundesrepublik zurückgegeben. Seitdem hat sich auf dem ehemaligen Kasernengelände wenig getan.
Das soll sich nun ändern. Im kommenden Frühjahr wird mit der Erschließung des nördlichen Teils begonnen.
Lange hat es gedauert, bis sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und der Markt Giebelstadt auf einen städtebaulichen Vertrag zu Erschließung des ehemaligen US–Flugplatzes Giebelstadt einigten. Für die Bima ist die Erschließung des Flugplatzes eine riskante Angelegenheit.
Denn die Immobilienverwaltung des Bundes muss die Kosten, Fachleute schätzen das Gesamtvolumen für die Erschließung des kompletten Geländes auf etwa 6 Millionen Euro, vorstrecken und hoffen, dass die Nachfrage entsprechend groß ist.
Finanzielles Risiko
Um sicher zu gehen, dass man sich nicht übernimmt, möchte die Immobilienverwaltung des Bundes daher erst einmal einen Teil des Flugplatzes erschließen – 60 Hektar im Norden (siehe Grafik). „Eine Vorratserschließung macht keinen Sinn“, sagt Larissa Komnick, bei der Bima zuständig für den Verkauf des Flugplatzes.
Was die Erschließung im Detail kostet, möchte sie nicht sagen. Sie spricht von mehreren Millionen Euro. Die 250 Hektar große Liegenschaft in Giebelstadt kommt damit dem Bund sehr teuer, bezieht man die aufwendige Suche nach Altlasten und Kampfmittel und deren Sanierung und Bergung mit ein.
Trotzdem ist sich die Bundesanstalt sicher, dass sie den Flugplatz noch mit Gewinn verkaufen kann – ohne dabei in Konkurrenz zur Gemeinde Giebelstadt zu stehen, die eigene Grundstücke für Industrie und Gewerbe ausgewiesen hat.
Dem städtebaulichen Vertrag liege auch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zugrunde, so Komnick. „Es gibt ja auch gar keine Alternativen zur Erschließung“, sagt Bürgermeister Helmut Krämer. Es sei denn, wir würden das Gelände brach liegen, die Gebäude leer stehen und verkommen lassen.
„Das wäre zu schade und erst Recht Steuergeldverschwendung“, so Krämer weiter.
Der Markt Giebelstadt wird, so sieht es der städtebauliche Vertrag vor, die Erschließungsmaßnahmen in Auftrag geben und koordinieren. So müssen die Wasserleitungen komplett neu verlegt, die Abwasserleitungen teilweise erneuert, die Stromnetze angepasst werden.
Die vorhandenen Regenrückhaltebecken könnten weiter genutzt werden, ist sich Andreas Decker vom Stuttgarter Ingenieurbüro Drees und Sommer sicher.
Bis Ende 2011 soll die Erschließung fertig sein. Industrie- und Gewerbebetriebe könnten sich aber bereits vorher, parallel zur Erschließung ansiedeln, so Komnick. Es gebe auch schon mögliche Investoren. Konkret wird sie aber nicht.
Außer, dass nach wie vor auch eine „flugplatzaffine“ Nutzung im Gespräch sei. Eine Flugzeugwerft hat wohl weiter Interesse daran, die vorhandenen drei Hangars und den Zugang zur Start- und Landebahn für ihre Zwecke zu nutzen.
Drei Inverstoren
Tatsächlich bekannt sind bisher nur drei Investoren. Am äußersten Rand des Geländes will ein Würzburger Pflegedienstbetreiber ein Krematorium errichten. Der entsprechende Bauantrag hat vor kurzem den Giebelstadter Gemeinderat passiert.
Der Markt Giebelstadt möchte den Bauhof der Gemeinde auf dem Flugplatz unterbringen und auf der 40 Hektar großen Freifläche neben dem Verkehrslandeplatz will die Firme IBE Solar aus Augsburg etwa 12 500 Solarmodule für eine Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 25 Megawatt aufbauen.
Schwimmbad nicht finanzierbar
Anders als sein Amtsvorgänger möchte Krämer keine weiteren Flächen oder Gebäude erwerben, wie beispielsweise die Mehrzweckhalle der Amerikaner oder die Sporthalle. Interesse hatte Markt Giebelstadt eigentlich nur noch am Schwimmbad. Aber der finanzielle Aufwand ist zu hoch.
„Allein, um die Auflagen zu erfüllen, hätten wir etwa eine dreiviertel Million Euro investieren müssen“, bedauert der Bürgermeister.
Was den Rest der Bausubstanz angeht, so ist diese in einem völlig unterschiedlichen Zustand. Von abbruchreif bis gut erhalten, beschreibt Komnick ihren Zustand. Ein Filetstück ist sicherlich auch die Sporthalle der Amerikaner.
Nach Informationen der Redaktion haben wohl die Würzburg Baskets Interesse daran, hier zu trainieren. Aber eine Vermietung beziehungsweise Zwischennutzung der Halle kommt für die Bima nicht in Frage. Ziel sei es, alles zu verkaufen, so Komnick.