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Würzburg
Gewerbe und WGs betroffen: Warum die Stadtbau Würzburg Mietern in der Sanderstraße nach 24 Jahren kündigt
Weil die Würzburger Stadtbau eines ihrer Objekte in der Innenstadt verkaufen will, wurde zahlreichen Mieterinnen und Mieter gekündigt. Was über die Gründe bekannt ist.
Die Mieterinnen und Mieter der Sanderstraße 39 hoffen auf ein Umdenken der Würzburger Stadtbau.
Foto: Benjamin Brückner | Die Mieterinnen und Mieter der Sanderstraße 39 hoffen auf ein Umdenken der Würzburger Stadtbau.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:06 Uhr

So ganz wahrhaben wollen die rund zwei Dutzend Bewohnerinnen und Bewohner der Sanderstraße 39 die schlechten Nachrichten nicht: WGs, Nagelstudio, Architekturbüro und der "Sultan Döner" – sie alle müssen bis Ende nächsten Jahres ihre Mietwohnungen und Gewerbeflächen verlassen, weil die Würzburger Stadtbau, größte Vermieterin der Stadt, einen seit 24 Jahren bestehenden Vertrag nicht verlängert hat.

"Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen", sagt Thomas Bieber, Besitzer des gleichnamigen Architekturbüros in der Sanderstraße. "Die Stadtbau spricht immer davon, bezahlbaren Wohnraum schaffen zu wollen und zerstört jetzt bestehenden bezahlbaren Wohnraum." Juristisch sei von Seiten der Stadtbau zwar alles korrekt gelaufen. Sinn ergäbe die Entscheidung und die Vorgehensweise der Würzburger Stadtbau in seinen Augen jedoch nicht.

Areal wurde in 90er Jahren für Hochschule Würzburg Schweinfurt gekauft

Bieber ist seit 1998 Hauptmieter des Areals. Die Stadtbau hatte das Anwesen in den 90er Jahren nach einem Stadtratsbeschluss als Erweiterungsoption für die angrenzende Fachhochschule gekauft. Weil diese zunächst keinen Bedarf hatte, wurde das Anwesen befristet an Thomas Bieber vermietet, der dieses wiederum teilweise untervermietete. Lange Jahre wurde der Mietvertrag wiederholt verlängert – bis die Stadtbau dann im Jahr 2019 einen Schlussstrich zog und eine weitere Verlängerung ablehnte.

Das Areal sei für eine "mittel- bis längerfristige perspektivische Entwicklung" der Fachhochschule angedacht gewesen und sollte auch an diese verkauft werden, erklärt Stadtbau-Geschäftsführer Hans Sartoris auf Anfrage der Redaktion. "Diese Zielsetzung gilt auch heute noch, weshalb die Stadtbau auf Basis aktueller Gremien-Beschlüsse derzeit Verhandlungen mit der Fachhochschule führt." Diese habe gegenüber der Stadtbau "deutliches Interesse" gezeigt.

Wohngemeinschaften und Gewerbe sind von der Kündigung betroffen. Im Bild Hauptmieter und Innenarchitekt Thomas Bieber sowie Ladenbesitzerin Phi y Pham mit Kind.
Foto: Benjamin Brückner | Wohngemeinschaften und Gewerbe sind von der Kündigung betroffen. Im Bild Hauptmieter und Innenarchitekt Thomas Bieber sowie Ladenbesitzerin Phi y Pham mit Kind.

Diese Argumentation ist für Thomas Bieber hingegen schwer nachvollziehbar, denn die Würzburger Stadtbau GmbH habe mit ihm selbst über Jahre hinweg Verkaufsgespräche geführt. Dabei sei auch ein öffentlicher Verkauf im Rahmen eines Bieterverfahrens an den Meistbietenden thematisiert worden. Seiner Information nach sei sich die Fachhochschule zudem gar nicht sicher, ob sie das Areal kaufen wolle, sagt Bieber. So drohe nach der Kündigung möglicherweise jahrelanger Leerstand des Geländes.

Mailverkehr belegt zwischenzeitlich weit vorangeschrittene Verkaufsgespräche

Mailverkehr, der dieser Redaktion vorliegt, belegt die Verkaufsgespräche zwischen der Stadtbau und Thomas Bieber. Tatsächlich waren die Gespräche Ende des Jahres 2020 schon so weit fortgeschritten, dass die Stadtbau ankündigte, einen Kaufvertrag aufzusetzen und schrieb: "Die Objektübergabe haben wir für das 1. Quartal 2021 eingeplant."

Wenig später revidierte die Stadtbau nach einer Sitzung des Aufsichtsrats ihre Ankündigungen "aufgrund weiterer verschiedener nun zu prüfender Nutzungsüberlegungen". Darauffolgendem Schriftverkehr ist zu entnehmen, dass der Aufsichtsrat der Würzburger Stadtbau offenbar zunächst Eigenbedarf der Stadt Würzburg an dem Areal geprüft und dann – als dieser verneint wurde – ein mögliches Kaufinteresse der benachbarten Hochschule abgefragt hatte.

Die Redaktion hat die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) gefragt, ob ein Kauf des Anwesens in der Sanderstraße geplant ist und wann die FHWS dieses gegebenenfalls frühestens nutzen wolle. Laut FHWS-Sprecherin Katja Bolza-Schünemann sind diese Fragen dort immer noch nicht abschließend geklärt. An diesem Dienstag, so Bolza-Schünemann, soll dies jedoch im Rahmen einer internen Besprechung thematisiert werden.

Geschäftsführer der Würzburger Stadtbau signalisiert Gesprächsbereitschaft

Die Würzburger Stadtbau indes signalisiert nun Gesprächsbereitschaft: "Mein nächster Austausch mit unserem Mieter ist im Übrigen nächsten Mittwoch terminiert", so Geschäftsführer Hans Sartoris gegenüber der Redaktion. Hauptmieter Thomas Bieber begrüßt diese Entwicklung. Einem Kauf zu akzeptablen Konditionen stehe er weiterhin offen gegenüber. Idealerweise, so Bieber, behalte die Stadtbau jedoch das Areal, sodass das bestehende Mietverhältnis Bestand habe.

Diese Option erscheint zum aktuellen Stand jedoch unwahrscheinlich: In der Vergangenheit hatte die Stadtbau mehrfach deutlich gemacht, dass sie das Gebäude veräußern wolle. Die Kündigung habe auch Bestand, wenn das Objekt zunächst in den Händen der Stadtbau verbleibe, heißt es in einer der Redaktion vorliegenden Email. Eine Frage der Redaktion, ob es einen aktuellen Anlass für eine Kündigung zum jetzigen Zeitpunkt gebe, ließ die Stadtbau offen.

 
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    wenn man weiß das es seine Sozialpflichtigkeit des Eigentums gibt, dann verhält sich die Stadtbau Würzburg absolut asozial, das ist eine Frechheit die schlimmer nicht geht, die sollten sich schämen wenn sie früh aufstehen und sich im Spiegel anschauen nicht mehr und nicht weniger, einfach asozial, wenn Städte wie München oder Würzburg Grundstücke haben wollen für Wohnungsbau dann hat der Landwirt auch kein Recht dann spricht man auch von der Sozialpflichtigkeit des Eigentums, hier sind schon Mieter seit zig Jahren in den Wohnungen und sollen jetzt ausziehen, es ist eine Schande das ist wirklich asozial und man sollte die Anzeigen weil, es geht hier wirklich um die Sozialpflichtigkeit des Eigentums und von einer Stadtverwaltung muss man erwarten dass sie das Hirn wirklich einschalten, das kann man hier nicht sehen.
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  • A. S.
    "Vermieterin" wurde hier gewählt, um Kongruenz zum femininen "die Stadtbau" herzustellen.
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  • F. K.
    Wie auch immer die künftige Nutzung des Areals aussieht: Ich kann nur hoffen, dass die Stadtbau das Gebäude nicht abreißen lässt! Es steht zwar nicht unter Denkmalschutz, ist aber aufgrund seiner eigentümlichen Architektur auf jeden Fall stadtbildprägend und fügt sich sehr gut an das Gebäude des Röntgen-Gymnasiums an. Ich komme oft daran vorbei und schaue es mir jedesmal gerne an.

    Und eigentlich geht die Stadtbau mit ihren Liegenschaften immer sehr verantwortungsvoll um, nicht zuletzt durch gute und bis ins Detail durchdachte Renovierungen. Es wäre daher geradezu tragisch, wenn es ausgerechnet hier im Bereich der äußeren Altstadt anders wäre. Immerhin ist im Artikel von einem Abriss keine Rede - „Erweiterungsfläche für die FH“ kann auch bedeuten, dass man dorthin Büros auslagert. I. Ü. wäre für einen funktionalen Neubau das Areal am Sanderheinrichsleitenweg sicher besser geeignet.

    Es wäre schön, wenn die Redaktion hier nochmal nachfragen könnte, ob das Gebäude erhalten bleibt!
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  • G. B.
    Miete ist nun mal Wohnung auf Zeit.
    Wer sicher nicht raus fliegen möchte, muss sich eine Wohnung kaufen.
    Wenn rechtlich alles in Ordnung war, dann weiß ich jetzt nicht, warum man berichten muss.
    Und dann noch das Bild der Ladenbesitzerin (eröffnet seit 06.11., wie man lesen kann) mit Kind....wenn das mal keine Stimmungsmache ist?!
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  • M. R.
    Weil die Bewohner/Mieter es ja kaufen wollten!
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  • P. S.
    Stadtbau ist auch nur ein Abbild der Stadt und ihrer Funktionäre. Da stimmt so vieles nicht....
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  • F. E.
    Vermutlich plant man einen Abriss und dann verdichtete Neubebauung für zahlungskräftige in "Top Lage", das rentiert sich auch mit der Sozialwohnungsquote, nehme ich an. Die Stadtbau sollte da verantwortungsbewußter auftreten und bestehende Strukturen schützen, als sie zu zerstören. Abriss und Neubau wären unökologisch, unsozial und städtbaulich nicht nachhaltig.
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  • S. K.
    Toplage!!!

    in dieser Straße würde ich nicht mal für Geld freiwillig wohnen wollen...
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  • M. F.
    Freiwillig für Geld wo zu wohnen schließt sich irgendwie aus.
    Sorry, ich verstehe natürlich, was Sie meinen
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  • R. E.
    Eigentümliche Sache. Da hatte man seitens der Stadt wohl in den 90er Jahren eine Erweiterung der Fachhochschule im Auge, war aber sicherlich froh, mit Herrn Bieber einen Gesamtmieter zu bekommen, als das erst mal (heute haben wir 25 Jahre später!) nicht realisiert wurde. Danach stand ein Verkauf an Herrn Bieber schon auf der Tagesordnung, wurde aber nicht vollzogen. Warum? UND: falls die Fachhochschule hier Interesse hat: was wird dann aus dem Gebäude? Ich denke, es würde abgerissen. Alles nicht so ganz durchschaubar. Im Sinne der Mieter hoffe ich auf eine positive Entwicklung.
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  • M. F.
    "Neben wirtschaftlichem Erfolg bestimmen vor allem soziale Verantwortung und ökologischer Weitblick unser tägliches Denken und Handeln." (https://www.stadtbau-wuerzburg.de/ueber-uns/).

    Klingt leider nicht so.
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