
Drei Monate sind vergangen, seit sich der Familienvater Mohammed Ashour wegen eines eskalierten Mietstreits an diese Redaktion gewandt hat. "Seit einem Jahr versucht der neue Eigentümer mich und meine Familie aus der Wohnung zu vertreiben", hatte Ashour damals gesagt. Nach langem juristischen Hin und Her hat die Familie die Wohnung inzwischen übergangsweise verlassen. Der Vermieter spricht von einer "Entspannung der Lage". Ashours Anwalt hingegen sagt: "Es ist dramatisch."
Kein Wasser, kein Gas, überall Baustelle – so hatte Familie Ashour mehrere Monate in ihrer Wohnung in Würzburg-Grombühl ausgeharrt. Gut ein Jahr zuvor hatte ein neuer Eigentümer das Haus gekauft. Dieser begann mit einer Sanierung, die Mehrzahl der Mieterinnen und Mieter verließen das Haus – laut Vater Ashour auf Druck des Vermieters, der die Wohnungen teurer vermieten wolle. Ashour wollte seinen gültigen Mietvertrag mit günstigen Konditionen nicht ohne gleichwertige Alternative aufgeben und weigerte sich, auszuziehen.
Situation in Würzburger Übergangswohnung ist belastend
Wenig später war dann das Wasser in Ashours Wohnung weg und auch die Gasversorgung wurde gekappt – nach Angaben der WVV und laut einer Verfügung des Würzburger Amtsgerichts unrechtmäßig. Nach Angaben des Vermieters wegen baulicher Probleme. Eine Einigung war nicht zu erzielen. Weil der Vermieter keine akzeptable Alternative angeboten habe, sagt Ashour. Und weil er auf dem Würzburger Wohnungsmarkt keine bezahlbare Wohnung gefunden habe. Der Vermieter hingegen sagt, Ashour habe akzeptable Angebote nicht angenommen.
Dennoch ist Familie Ashour inzwischen übergangsweise ausgezogen – in eine vom Vermieter zur Verfügung gestellte Wohnung in der Würzburger Innenstadt. "Das war zu viel Druck", begründet Ashour den Schritt. "Ich will Ruhe für meine Familie." Nach Wasser und Gas habe der Vermieter auch noch Telefon und Internet gekappt. Er habe seiner Tochter diese Situation nicht mehr zumuten können und habe deswegen einen übergangsweisen Auszug als einzige Lösung gesehen.
Doch weiterhin sei die Situation belastend. Die neue Wohnung sei unhygienisch und in schlechtem Zustand. Mitarbeiter des Vermieters hätten zudem beim Umzug Möbel beschädigt. Immerhin gehe es seiner Tochter, die in diesem Jahr eingeschult wurde und die unter der Situation gelitten habe, nun besser: "Sie freut sich, in die Schule zu gehen", sagt der 48-Jährige.
Vermieter: Schilderungen entsprechen "nicht der Wahrheit"
Der Vermieter, der sich zu der Angelegenheit bislang kaum geäußert hatte, sieht die Sache anders, wie er nun Anfrage der Redaktion schreibt. "Durch Entspannung der Lage würden wir (...) nun gerne auch Stellung zum Sachverhalt nehmen", heißt es in einer Email. Die Schilderungen Ashours entsprächen "nicht der Wahrheit". Man habe Familie Ashour in der ursprünglichen Wohnung "zu keinem Zeitpunkt" kündigen, sondern diese lediglich vorübergehend anderweitig unterbringen wollen.

Diesbezüglich seien "mehrere Gespräche mit Herrn Ashour geführt" worden. Dieser habe jedoch "ohne nachvollziehbaren Grund" erst kürzlich eine angebotene große Wohnung in der Würzburger Innenstadt abgelehnt. Bei den beschädigten Möbeln sei vor und nach dem Umzug eine Dokumentation erfolgt. Die Übergangswohnung sei "fachgerecht übergeben" worden. "Ein entsprechendes Übergabeprotokoll von Mitte Oktober liegt uns vor." Der nun von Mohammed Ashour gegenüber der Redaktion geäußerten Kritik stehe er mit "Verwunderung" gegenüber, ihm als Vermieter gegenüber sei diese nämlich nicht geäußert worden.
Beide Parteien in Berufung gegen Amtsgericht Würzburg
Er habe die angebotene große Wohnung nicht abgelehnt, sondern seinen Anwalt gebeten, das Angebot zu prüfen, sagt hingegen Ashour. Als dieser nach kurzer Zeit zugesagt habe, sei die Wohnung plötzlich nicht mehr verfügbar gewesen. "Man versucht, ihm die Angelegenheit madig zu machen", sagt Ashours Rechtsanwalt Armin Wendel. Der Vermieter verbreite Unwahrheiten, die "in keinster Weise zu halten" seien. Familie Ashour sei eindeutig bereit, eine akzeptable Wohnung anzunehmen. Ein solches Angebot sei bisher jedoch nicht erfolgt, rechtliche Schritte seien daher weiterhin notwendig.
Sowohl der Vermieter als auch die Ashours sind nach eigenen Angaben gegen bisherige Entscheidungen des Würzburger Amtsgerichts in Berufung gegangen. Der Vermieter, weil er eine einstweilige Verfügung nicht akzeptieren will, der zufolge er unter Androhung eines Zwangsgelds die Gas- und Wasserzufuhr der Ashours wiederherstellen muss. Die Ashours, weil ein zwischenzeitlich beantragtes Zwangsgeld gegen den Vermieter vom Amtsgericht abgelehnt wurde.
Hat er auch geschrieben, warum Gas, Wasser, Internet und Telefon gekappt wurden, wenn nicht zum Zweck des (illegalen) Vertreibens der Mieter?
Darf Fam. Ashour denn nicht auch selbst eine neue Wohnung suchen?
Syrien wäre Ihnen wohl lieber.??
Gleicher Besitzer bzw Sanierer?
"Gott sei Dank dass die draußen sind, jetzt kann ich die Wohnung endlich vernünftig weitervermieten und den Mietenspiegel (weiter) verbessern..." Oder?
Die sogenannte Ersatzwohnung schaut ja auch nicht gerade bewohnbar aus. Eine Zumutung für die Familie Ashour! Ich wünsche dem Familienvater weiterhin viel Mut und Durchhaltevermögen und seiner Tochter weiterhin viel Freude an der Schule und am Lernen, wenngleich vielleicht auch unter schwierigeren Voraussetzungen.