Als die koreanische Studentin Yuna Seo (Name von der Redaktion geändert) nach drei Monaten endlich wieder nach Deutschland einreisen kann, traut sie ihren Augen nicht. Möbel, Geschirr und Kosmetika sind aus ihrer Wohnung im Würzburger Stadtteil Grombühl verschwunden, verbrannt oder verdreckt. Stattdessen findet sie Essensreste, eine benutzte Zahnbürste und fremden Dreck an der Klobürste in ihrem Badezimmer.
Es ist kaum vorstellbar, wie sich die junge Studentin beim Betreten ihrer Wohnung gefühlt haben muss. Ihre Vermieterin, Astrid F. (Name von der Redaktion geändert), eine angesehene Würzburger Immobilienbesitzerin, hatte den Corona-Lockdown offenbar dazu genutzt, um die Zweizimmerwohnung doppelt zu vermieten.
Vermieterin wollte Infos über Reisepläne
Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun, der bereits durch seine Strafanzeigen gegen elf führende Facebook-Manager deutschlandweit für Aufsehen gesorgt hat, bearbeitet nun diesen Fall. "Die Vermieterin ging vermutlich davon aus, dass sie die Zwischenmiete so diskret abwickeln könnte, dass ihre Hauptmieterin es nicht merken würde. Sie wollte immer genau über Reisepläne informiert sein", sagt Jun im Gespräch mit dieser Redaktion. F. habe ihre Mieterin über WhatsApp stets über Einreisebeschränkungen informiert. Nach einem Chat-Protokoll, welches dieser Redaktion vorliegt, habe sie unter anderem geschrieben: "Ich denke, Sie können momentan nicht nach Deutschland wegen Corona."
Deshalb hat sie wohl auch nicht damit gerechnet, dass Seo, ohne ihre Vermieterin zu informieren, zurück in ihre Wohnung in der Schiestlstraße kehrt, wo die junge Frau dann der Schlag traf. Es war der menschliche Instinkt, der ihr sofort sagte, dass hier etwas nicht stimmt, und sie dazu veranlasste, ihre komplette Wohnung zu durchsuchen.
"Ich war sprachlos und sauer zugleich", erinnert sich Seo. So fand sie neben einer benutzten, fremden Zahnbürste auch Nahrungsergänzungsmittel für Bodybuilder oder Reste von Lebensmitteln im Abfalleimer. Einige ihrer Sachen hätten gefehlt, einige hätten Brandflecken oder Verschmutzungen gehabt. Auf Nachfrage bei der Vermieterin soll diese nur behauptet haben, dass Handwerker in der Wohnung gewesen seien, um die Heizung zu reparieren.
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200 Euro-Schein als Entschädigung
Sogar die Polizei habe der Vermieterin geglaubt. "Sie stand als durchgeknallte Lügnerin da", weiß Anwalt Jun. Erst nachdem die Nachbarn den über Wochen laut zu hörenden Zwischenmieter beschrieben und sich ein ehemaliger Polizist, der Seo Glauben geschenkt hatte, eingeschaltet hätten, habe F. ihre Lüge eingeräumt. Sie habe zugegeben, die Wohnung an einen Dritten vermietet zu haben. Anfangs behauptete sie noch, das sei für ein paar Tage gewesen, später wurden zwei Wochen daraus.
"Ich mochte sie sehr, dabei benutzte sie mich, meine Trauer und unsere gute Beziehung", so Seo. Die Studentin war nach Korea gereist, um ihre Familie zu sehen, da ihre geliebte Katze vor Kurzem gestorben war. "Als ich von der zunehmenden Zahl an Corona-Patienten hörte, betete ich sogar für meine Vermieterin und ihre Familie. Ich war so dumm", sagt Seo. "Ich dachte wirklich, dass Gott sie mir geschickt hat, denn bis dies geschah, war sie die netteste Deutsche, die ich kannte."
In einem Brief an die Studentin habe die Vermieterin ihr als Entschädigung angeboten, gemeinsam die Wohnung zu putzen: "Gerne helfe ich Ihnen, die ganze Wohnung zu reinigen." Für die entwendeten Kosmetika und Parfums habe sie ihr einen 200 Euro-Schein in die Hand gedrückt. Doch damit war Seo nicht einverstanden und schaltete den Anwalt ein.
Dieser Redaktion war es nicht möglich, mit der Vermieterin zu sprechen. Sie müsse zuerst mit ihrem Anwalt sprechen, hieß es am Telefon. In einem Schreiben der Anwälte der Vermieterin an Chan-jo Jun, das dieser Redaktion vorliegt, steht jedoch unter anderem geschrieben, dass ein Mietinteressent, der ab dem 1. April eine andere Wohnung von F. mieten wollte, bereits sofort, also zwei Wochen vorher, eine Bleibe benötigt hätte. Hintergrund der Dringlichkeit sei gewesen, dass er sich aufgrund des 'Shutdowns' im Zuge der Corona-Pandemie in seiner aktuellen Unterkunft unwohl fühle.
Nach dem Auszug habe F. anschließend das Bad und die Küche gereinigt. Dass jedoch Gegenstände entsorgt, verschmutzt oder entwendet wurden, sei ihr nicht bekannt gewesen.
Wer in der Wohnung der Studentin für zwei Wochen lebte, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Gegenüber Yuna Seo soll die Vermieterin einen Herrn M. genannt haben. Auch hier versuchte diese Redaktion, Kontakt aufzunehmen – ohne Erfolg. Soweit er als Tatverdächtiger in Betracht kommt, erwarte ihn ein Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Diebstahls, so Anwalt Jun.
Wenn man sich in den eigenen vier Wänden unwohl fühlt
Die Studentin befindet sich seit ihrer Rückkehr in Quarantäne – in der Wohnung, in der ohne ihr Wissen zwei Wochen lang eine fremde Person hauste. Seo hat Angst bei jedem Geräusch aus dem Treppenhaus, sie fühlt sich in ihren eigenen vier Wänden beobachtet und unwohl. "Manchmal wache ich alle zehn Minuten auf, manchmal alle zwei Stunden. Ich habe Albträume und weine viel", sagt Seo. Diese Angst sorgt bei der Studentin mittlerweile nicht nur für psychischen, sondern auch für physischen Schmerz: "Ich muss zu einem Arzt, aber ich darf ja nicht nach draußen."
"Das Zuhause sollte ein sicherer Ort sein, wo man entspannen und seine Routine ausleben kann, vor allem, wenn man alleine in einem fremden Land lebt", fügt sie an. "Ein Fremder lebte in meiner Wohnung ohne mein Einverständnis, das ist ein großer Eingriff in meine Privatsphäre und Sicherheit."
Die Vermieterin mache sich wegen Hausfriedensbruchs strafbar, wenn sie ohne triftigen Grund die Wohnung betritt, aber auch in "mittelbarer Täterschaft", wenn sie einem gutgläubigen Dritten Zutritt gewährt, macht Seo deutlich.
Ob der "Zwischenmieter" Kenntnis von der Fremdheit der Wohnung hatte, werden die weiteren Ermittlungen zeigen. Gegen F. wurde Anzeige unter anderem wegen Hausfriedensbruchs, Diebstahls, Strafvereitelung, Verleumdung, Betrugs und Sachbeschädigung gestellt.
wo die einschlägige Literatur behauptet, die Mannschaftsbetten wurden nicht kalt, weil sich bis zu drei Leute eine Koje geteilt haben...
Aber sicherlich wird die Vermieterin das Ansinnen nach Drittelung der Miete zurückweisen, denn offensichtlich hat sie ja jeden Groschen nötig.
Hoffentlich wird das nicht der neue Trend.
Dass die Polizei der Mieterin nicht geglaubt hat, ist genauso empörend. Nur weil die habgierige Immobilien Besitzerin sehr angesehen ist? Das wird sich jetzt hoffentlich ändern!
Darüber hinaus, wie peinlich für unser Land als Gastgeber!
Das alte samt Schlüsseln aufheben, und beim Auszug wieder einbauen.
WIeso der Studentin von Anfang an nicht geglaubt wurde ist für mich nicht nachvollziehbar und hat hoffentlich nicht mit der "angesehenen" Person zu tun.
Bitte weiter berichten - ich hoffe, die Vermieterin wird empfindlich verurteilt...!