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Würzburg
Lockdown ausgenutzt: Würzburgerin vermietet Wohnung doppelt
Als eine junge Studentin nach längerer Zeit nach Hause kommt, stellt sie fest: Ein fremder Mann hauste während des Urlaubs in ihrer Wohnung. Die Vermieterin versuchte die Sache zu vertuschen.
Yuna Seo blickt auf Würzburg, ihre neue Heimat, wo sie offenbar von ihrer Vermieterin hintergangen und belogen wurde. In der Schiestlstraße im Würzburger Stadtteil Grombühl hat eine Vermieterin offenbar den Corona-Lockdown ausgenutzt, um eine Zweizimmerwohnung doppelt zu vermieten. Als Yuna Seo nach drei Monaten Urlaub zurückkam, traf sie der Schlag.
Foto: Seo | Yuna Seo blickt auf Würzburg, ihre neue Heimat, wo sie offenbar von ihrer Vermieterin hintergangen und belogen wurde. In der Schiestlstraße im Würzburger Stadtteil Grombühl hat eine Vermieterin offenbar den ...
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:24 Uhr

Als die koreanische Studentin Yuna Seo (Name von der Redaktion geändert) nach drei Monaten endlich wieder nach Deutschland einreisen kann, traut sie ihren Augen nicht. Möbel, Geschirr und Kosmetika sind aus ihrer Wohnung im Würzburger Stadtteil Grombühl verschwunden, verbrannt oder verdreckt. Stattdessen findet sie Essensreste, eine benutzte Zahnbürste und fremden Dreck an der Klobürste in ihrem Badezimmer.

Es ist kaum vorstellbar, wie sich die junge Studentin beim Betreten ihrer Wohnung gefühlt haben muss. Ihre Vermieterin, Astrid F. (Name von der Redaktion geändert), eine angesehene Würzburger Immobilienbesitzerin, hatte den Corona-Lockdown offenbar dazu genutzt, um die Zweizimmerwohnung doppelt zu vermieten.

Vermieterin wollte Infos über Reisepläne

Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun, der bereits durch seine Strafanzeigen gegen elf führende Facebook-Manager deutschlandweit für Aufsehen gesorgt hat, bearbeitet nun diesen Fall. "Die Vermieterin ging vermutlich davon aus, dass sie die Zwischenmiete so diskret abwickeln könnte, dass ihre Hauptmieterin es nicht merken würde. Sie wollte immer genau über Reisepläne informiert sein", sagt Jun im Gespräch mit dieser Redaktion. F. habe ihre Mieterin über WhatsApp stets über Einreisebeschränkungen informiert. Nach einem Chat-Protokoll, welches dieser Redaktion vorliegt, habe sie unter anderem geschrieben: "Ich denke, Sie können momentan nicht nach Deutschland wegen Corona."

Lockdown ausgenutzt: Würzburgerin vermietet Wohnung doppelt
Foto: Screenshot Whatsapp

Deshalb hat sie wohl auch nicht damit gerechnet, dass Seo, ohne ihre Vermieterin zu informieren, zurück in ihre Wohnung in der Schiestlstraße kehrt, wo die junge Frau dann der Schlag traf. Es war der menschliche Instinkt, der ihr sofort sagte, dass hier etwas nicht stimmt, und sie dazu veranlasste, ihre komplette Wohnung zu durchsuchen.

"Ich war sprachlos und sauer zugleich", erinnert sich Seo. So fand sie neben einer benutzten, fremden Zahnbürste auch Nahrungsergänzungsmittel für Bodybuilder oder Reste von Lebensmitteln im Abfalleimer. Einige ihrer Sachen hätten gefehlt, einige hätten Brandflecken oder Verschmutzungen gehabt. Auf Nachfrage bei der Vermieterin soll diese nur behauptet haben, dass Handwerker in der Wohnung gewesen seien, um die Heizung zu reparieren.

In einem 40 Seiten langen Fotodossier protokollierte Yuna Seo die Veränderungen in ihrer Wohnung. 'Alles ist verschwunden, außer der Kerze und dem Schlüssel, diesen hatte ich nach Korea mitgenommen', schreibt sie zu diesem Foto. 
Foto: Yuna Seo | In einem 40 Seiten langen Fotodossier protokollierte Yuna Seo die Veränderungen in ihrer Wohnung. "Alles ist verschwunden, außer der Kerze und dem Schlüssel, diesen hatte ich nach Korea mitgenommen", schreibt sie zu ...

200 Euro-Schein als Entschädigung

Sogar die Polizei habe der Vermieterin geglaubt. "Sie stand als durchgeknallte Lügnerin da", weiß Anwalt Jun. Erst nachdem die Nachbarn den über Wochen laut zu hörenden Zwischenmieter beschrieben und sich ein ehemaliger Polizist, der Seo Glauben geschenkt hatte, eingeschaltet hätten, habe F. ihre Lüge eingeräumt. Sie habe zugegeben, die Wohnung an einen Dritten vermietet zu haben. Anfangs behauptete sie noch, das sei für ein paar Tage gewesen, später wurden zwei Wochen daraus.

"Ich dachte wirklich, dass Gott sie mir geschickt hat, denn bis dies geschah, war sie die netteste Deutsche, die ich kannte."
Yuna Seo über ihre Vermieterin

"Ich mochte sie sehr, dabei benutzte sie mich, meine Trauer und unsere gute Beziehung", so Seo. Die Studentin war nach Korea gereist, um ihre Familie zu sehen, da ihre geliebte Katze vor Kurzem gestorben war. "Als ich von der zunehmenden Zahl an Corona-Patienten hörte, betete ich sogar für meine Vermieterin und ihre Familie. Ich war so dumm", sagt Seo. "Ich dachte wirklich, dass Gott sie mir geschickt hat, denn bis dies geschah, war sie die netteste Deutsche, die ich kannte."

In einem Brief an die Studentin habe die Vermieterin ihr als Entschädigung angeboten, gemeinsam die Wohnung zu putzen: "Gerne helfe ich Ihnen, die ganze Wohnung zu reinigen." Für die entwendeten Kosmetika und Parfums habe sie ihr einen 200 Euro-Schein in die Hand gedrückt. Doch damit war Seo nicht einverstanden und schaltete den Anwalt ein.

Dieser Redaktion war es nicht möglich, mit der Vermieterin zu sprechen. Sie müsse zuerst mit ihrem Anwalt sprechen, hieß es am Telefon. In einem Schreiben der Anwälte der Vermieterin an Chan-jo Jun, das dieser Redaktion vorliegt, steht jedoch unter anderem geschrieben, dass ein Mietinteressent, der ab dem 1. April eine andere Wohnung von F. mieten wollte, bereits sofort, also zwei Wochen vorher, eine Bleibe benötigt hätte. Hintergrund der Dringlichkeit sei gewesen, dass er sich aufgrund des 'Shutdowns' im Zuge der Corona-Pandemie in seiner aktuellen Unterkunft unwohl fühle.

Möbel und Habseligkeiten wurden aus dem Wohnzimmer geräumt.
Foto: Yuna Seo | Möbel und Habseligkeiten wurden aus dem Wohnzimmer geräumt.

Nach dem Auszug habe F. anschließend das Bad und die Küche gereinigt. Dass jedoch Gegenstände entsorgt, verschmutzt oder entwendet wurden, sei ihr nicht bekannt gewesen.

Wer in der Wohnung der Studentin für zwei Wochen lebte, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Gegenüber Yuna Seo soll die Vermieterin einen Herrn M. genannt haben. Auch hier versuchte diese Redaktion, Kontakt aufzunehmen – ohne Erfolg. Soweit er als Tatverdächtiger in Betracht kommt, erwarte ihn ein Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Diebstahls, so Anwalt Jun.

Wenn man sich in den eigenen vier Wänden unwohl fühlt

Die Studentin befindet sich seit ihrer Rückkehr in Quarantäne – in der Wohnung, in der ohne ihr Wissen zwei Wochen lang eine fremde Person hauste. Seo hat Angst bei jedem Geräusch aus dem Treppenhaus, sie fühlt sich in ihren eigenen vier Wänden beobachtet und unwohl. "Manchmal wache ich alle zehn Minuten auf, manchmal alle zwei Stunden. Ich habe Albträume und weine viel", sagt Seo. Diese Angst sorgt bei der Studentin mittlerweile nicht nur für psychischen, sondern auch für physischen Schmerz: "Ich muss zu einem Arzt, aber ich darf ja nicht nach draußen."

Fotoserie

"Das Zuhause sollte ein sicherer Ort sein, wo man entspannen und seine Routine ausleben kann, vor allem, wenn man alleine in einem fremden Land lebt", fügt sie an. "Ein Fremder lebte in meiner Wohnung ohne mein Einverständnis, das ist ein großer Eingriff in meine Privatsphäre und Sicherheit."

Die Vermieterin mache sich wegen Hausfriedensbruchs strafbar, wenn sie ohne triftigen Grund die Wohnung betritt, aber auch in "mittelbarer Täterschaft", wenn sie einem gutgläubigen Dritten Zutritt gewährt, macht Seo deutlich.

Ob der "Zwischenmieter" Kenntnis von der Fremdheit der Wohnung hatte, werden die weiteren Ermittlungen zeigen. Gegen F. wurde Anzeige unter anderem wegen Hausfriedensbruchs, Diebstahls, Strafvereitelung, Verleumdung, Betrugs und Sachbeschädigung gestellt.

 
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  • Doedi.wue
    Das,was diese Vermieterin sich geleistet hat ist eine nicht zu überbietende Frechheit und charakterlos bis ins Letzte.Jedoch sollte diese Zeitung sich mit der gleichen Inbrunst auch dem Thema „Mieter“zuwenden, unter denen es ebenfalls eine große Anzahl echter Ganoven und Gesellschaftsparasiten gibt,unter denen die Vermieter zu leiden haben.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Ist ja fast wie auf dem U-Boot -

    wo die einschlägige Literatur behauptet, die Mannschaftsbetten wurden nicht kalt, weil sich bis zu drei Leute eine Koje geteilt haben...

    Aber sicherlich wird die Vermieterin das Ansinnen nach Drittelung der Miete zurückweisen, denn offensichtlich hat sie ja jeden Groschen nötig.

    Hoffentlich wird das nicht der neue Trend.
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  • Undine
    Vor dieser Vermieterin sollte in Zukunft gewarnt werden. Hoffentlich erhält die geschädigte Mieterin eine hohe Summe Schmerzensgeld. Das wäre das Mindeste.
    Dass die Polizei der Mieterin nicht geglaubt hat, ist genauso empörend. Nur weil die habgierige Immobilien Besitzerin sehr angesehen ist? Das wird sich jetzt hoffentlich ändern!
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  • uwe.luz@t-online.de
    Ich schäme mich. Welch mieses Image vermittelt dieses ekelhafte Verhalten nach Korea?
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  • Funkenstern
    Gier frisst Hirn👀
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  • emulave
    Von Einbruchs-Opfern weiß man, daß ein solcher Bruch des höchstpersönlichen Lebensbereiches eine erhebliche psychische Belastungsstörung zur Folge haben kann. Unfaßbar, wie manche Leute den Hals einfach nicht voll bekommen können, oder ist die Frau als Immobilien-Besitzerin und Vermieterin auf jeden Groschen angewiesen?
    Darüber hinaus, wie peinlich für unser Land als Gastgeber!
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    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • harryamend@outlook.de
    Hast bitte haben denn die Polizisten geglaubt, das jemand nach Wochen nach Hause kommt und aus Jux und Tollerei zur Polizei geht? Hier muss dringend nachgeforscht werden in welchem Verhältnis die Beamten zur angeblichen angesehenen Vermieterin stehen, ob da nicht irgendwas vertuscht werden sollte was ja Gottseidank nicht gelang. Der Studentin wünsche ich ganz schnell eine neue Wohnung von einem ehrlichen Vermieter.
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  • andy-sw
    Sofern man kann, direkt nach dem Einzug immer das Schloss der Wohnung wechseln.
    Das alte samt Schlüsseln aufheben, und beim Auszug wieder einbauen.
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  • Frasie
    "Ihre Vermieterin, Astrid F. (Name von der Redaktion geändert), eine angesehene Würzburger Immobilienbesitzerin,.." ist hoffentlich auch bald öffentlich mit richtigem Namen bekannt, damit nicht noch jemand auf diese habgierige und absolut würdelos, handelnde Frau hereinfällt. Ich hoffe sehr, dass Frau Yuna Seo von einem anderen korrekten Vermieter oder Wohnungsgenossenschaft ein Angebot für eine neue Wohnung erhält, denn das Vertrauensverhältnis zur jetzigen Betrügerin ist nicht mehr gegeben und untragbar. Es sollte ihr auch mindestens für ein Jahr die Miete und evtl. notwendigen psychologischen Unterstützung von besagten "angesehenen" Immobiliendame bezahlt werden. Es ist unglaublich auf welche Machenschaften Menschen in ihrer grenzenlosen Habgier verfallen!
    WIeso der Studentin von Anfang an nicht geglaubt wurde ist für mich nicht nachvollziehbar und hat hoffentlich nicht mit der "angesehenen" Person zu tun.
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  • ToDietz@web.de
    Hoffentlich gelangt der Name dieser raffgierigen Person bald an die Öffentlichkeit, dann ist es mir der Angesehenheit nämlich bald vorbei.
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  • TLW-tu_W
    Ach, sehnen wir uns wieder nach dem guten alten Mittelalterlichem Pranger?
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  • schwabayer
    Gerade bei sogenannten "angesehenen" Menschen kann man sich immer wieder gewaltig täuschen. Ich könnte ein Buch darüber schreiben. Hauptsache der Fall wird gründlich aufgeklärt.
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  • Reiner.Kortmann@t-online.de
    Das ist ungeheuerlich, absolut verwerflich. Der jungen Frau gehört eigentlich von der Vermieterin eine Ersatzwohnung angeboten - es ist unzumutbar für sie in dieser Wohnung zu bleiben. Hoffentlich kann der Anwalt hier erfolgreich Schadenersatz einklagen. Unfassbar auch die Tatsache das die Polizei der jungen Frau zunächst keinen Glauben schenkte. Soviel zum Thema „die Polizei ist stets neutral“...
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  • svenkoeberlein@gmx.net
    Angesehene Immobilienbesitzerin? Dann sollte die Dame solche Machenschaften nicht nötig haben...aber wenn man den Hals nicht voll bekommt!********auf Gesetze, hauptsache der Rubel rollt. Von der Unverletzlichkeit der Wohnung scheinbar noch nix gehört.
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  • ammi187@gmail.com
    "Sogar die Polizei habe der Vermieterin geglaubt." Tja in der momentanen Rassismus Debatte fragt man sich da gleich mal ob man WARUM man ihr nicht geglaubt hat. Weil Sie Asiatin ist? Da würde ich mal etwas tiefer forschen.
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  • Wellis
    Abscheulich!!!!!!!
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  • stahl01@t-online.de
    Das ist echt der Hammer. Mir tut diese Studentin sehr leid. Hoffentlich findet sie eine bessere Wohnung.
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  • jutta.noether@web.de
    Das ist ja ein dicker Hund...
    Bitte weiter berichten - ich hoffe, die Vermieterin wird empfindlich verurteilt...!
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