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Sanderau
Mieter-Mobbing: Werden Bewohner aus Würzburger Haus vertrieben?
Müll, kein Strom, gefällte Bäume: In einem Mietshaus in Würzburg wurden die Mieter schikaniert. Was passiert sein soll und wie es für sie nun weitergeht.
Diesen Müll haben Bauarbeiter im Treppenhaus hinterlassen. 
Foto: Tim Eisenberger | Diesen Müll haben Bauarbeiter im Treppenhaus hinterlassen. 
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:44 Uhr

Die Mieter eines Mietshauses an der Ecke Arndtstraße/Breslauer Straße haben Angst, ihre Wohnung zu verlieren. Denn sie fühlen sich von ihrem Vermieter schikaniert. Deshalb haben sie sich an diese Redaktion gewandt. Die Fakten: Mitte Juli wurde das Gebäude mit zwölf Wohnungen verkauft. In den Briefkästen fanden die Mieter Post vom neuen Besitzer, die Arndtstraße Vermietungs GmbH. Dass diese Firma neue Eigentümerin ist, bestätigte auch ein Blick in das Grundbuch.

"Seitdem werden wir schikaniert", berichtet ein Mieter. Sein Name ist der Redaktion bekannt, allerdings will der Mann ihn nicht öffentlich machen. Insgesamt zehn Mieter bestätigen die prekären Zustände in der Immobilie, unter anderem einen vermüllten Eingang.

Vermieter ist nicht zu erreichen

Doch woher soll der Müll kommen? Bauarbeiter haben im Sommer im Dachgeschoss gearbeitet. Sie hätten Lagerabteile von Mietern heraus gerissen und deren private Habseligkeiten in Container geworfen. Baumaterial, Müll und Scherben ließen die Arbeiter im Treppenhaus liegen. Eine Erklärung erhielten die Mieter vom neuen Hausbesitzer nicht. Erreichen konnten ihn die Mieter auch nicht. Denn sie haben weder eine Telefonnummer, noch eine Mailadresse. Briefe blieben unbeantwortet.

Fotoserie

Weil sie sich nicht anders zu helfen wussten, riefen Bewohner die Polizei. Wie die Pressestelle der Polizeiinspektion Würzburg auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt, war sie vier Mal vor Ort. Gegen die "Vermüllung" könne die Polizei aber nichts tun. Ermittelt werde gegen Bauarbeiter wegen des Verdachts der Schwarzarbeit. Der Zoll sei eingeschaltet.

Einfahrt mit Container blockiert

Die Mieter nennen weitere Schikanen: Ein Container in der Einfahrt blockierte Parkplätze und Garagen. Bäume im Garten des Grundstücks wurden gefällt. Hausmeister und Reinigungskraft, die auch Mieter im Haus sind, wurde gekündigt. Mittlerweile wurde sogar die Haustür entfernt.

Anfang September gab es in den Wohnungen plötzlich keinen Strom mehr. Die Mieter mussten einen Notdienst rufen, der feststellte, dass keine Sicherungen mehr im Verteilerkasten im Treppenhaus waren. "Das kann nur ein beauftragter Elektriker gemacht haben", vermutet ein Bewohner. Auf den Kosten für den Notdienst im dreistelligen Bereich blieben er und die anderen bisher sitzen.

Anwaltskanzlei meldet sich in der Redaktion

Die Redaktion versuchte, Kontakt zum Geschäftsführer der Arndtstraße Vermietungs GmbH aufzunehmen – ohne Erfolg. Stattdessen meldete sich eine Anwaltskanzlei, die die GmbH vertritt. Sie teilte schriftlich mit, dass der bisherige Geschäftsführer nicht mehr für das Immobilienunternehmen tätig sei. Außerdem beabsichtige die GmbH, die Schäden im Haus zu beheben, so die Kanzlei, die sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigt.

Das Schreiben der Kanzlei ließ allerdings einige Fragen offen. Wieso wurden die Bauarbeiten nicht angekündigt? Besteht die Absicht, den Mietern in naher Zukunft zu kündigen? Weshalb und seit wann ist der ehemalige Geschäftsführer nicht mehr für die GmbH tätig? In einem anschließenden Telefonat sicherte die Kanzlei der Redaktion zu, die Fragen innerhalb von zwei Werktagen zu beantworten. Eine Antwort blieb aus. Auch auf weitere Nachfrage der Redaktion gab es bisher keine Antworten. 

"Sowas gibt es immer wieder mal. Vermieter nutzen Handwerker, um ihre Mieter aus dem Haus zu ekeln."
Monika Schmid-Balzert vom Deutschen-Mieter-Bund

Das Leben im Eckhaus Arndtstraße/ Breslauer Straße ist für die Menschen dort mittlerweile nicht mehr lebenswert. Einigen Mietern reicht es: Sie haben sich neue Wohnungen gesucht oder ziehen demnächst aus. Die anderen vermuten, dass genau das die Absicht des neuen Hauseigentümers ist. Die Kündigungen, die die Mieter per Post an den Vermieter schickten, konnten nicht zugestellt werden und kamen zurück.

Andere wollen dagegen kämpfen. Sie haben sich Anwälte genommen, die rechtliche Schritte gegen den Vermieter prüfen. Laut dem Landesverband Bayern des Deutschen Mieterbunds (DMB) sind die Vorgänge in der Arndtstraße leider gängige Praxis. "Sowas gibt es immer wieder mal. Vermieter nutzen Handwerker, um ihre Mieter aus dem Haus zu ekeln", so Monika Schmid-Balzert vom DMB. Sie empfiehlt, einen Anwalt für Mietrecht einzuschalten. Dieser solle prüfen, ob die Miete gemindert werden kann und die Baumaßnahmen unterlassen werden müssen. 

So sah es im Eingangsbereich des Mietshauses in der Sanderau aus, ehe die Mieter selbst sauber gemacht haben. 
Foto: Tim Eisenberger | So sah es im Eingangsbereich des Mietshauses in der Sanderau aus, ehe die Mieter selbst sauber gemacht haben. 
 
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  • klaus.1960k@t-online.de
    Vielleicht könnte man die städtischen Behörden mit ins Boot nehmen (Brandschutz - Zustellen von Fluchtwegen etc., Gefahr in Verzug). Wenn jemand auf einer Feuerwehrzufahrt parkt wird er ja auch abgeschleppt, auch wenn´s (noch) nicht brennt. Rechnung an die GmbH.
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  • stefan.behringer@web.de
    Vermutlich sind die Mieten Unterirdisch niedrig - und der neue Eigentümer möchte luxus-sanieren um marktübliche bzw. überdurchschnittliche Preise zu erzielen.

    Das ist erst mal verständlich - aber bitte nicht mit solchen Methoden!!
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  • Belph
    Wie kann das rechtlich möglich sein, dass hinter dieser dubiosen GmbH kein Verantwortlicher steht??
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Jawoll, mal wieder ein Vermieter-Basing Artikel, ganz auf Linie mit dem Mainstream! Wo bleibt in diesem Fall der Ruf nach Enteignung? Liebe Mainpost, wie wäre es denn mal mit nem Artikel über Mietmessies, Mietnormaden und Mietern die ihre Miete nicht rechtzeitig bezahlen? Oder will sowas keiner lesen?
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  • Belph
    Das ist doch kein Bashing, das ist doch offensichtlich, dass hier den Mietern übel mitgespielt wird. Natürlich gibt es auch Menschen die ihren Vermietern große Schwierigkeiten bereiten aber das ist hier nicht das Thema und ein Vergleich nicht angemessen.
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Ich gebe Ihnen recht, das im konkreten Fall einiges schief läuft. Wenn ich mir aber anschaue was zum Thema Vermieten in letzter Zeit so abgeht (Berliner Mietdeckel, Enteignungsphantasien bis tief in die SPD hinein usw.). Da kann man jedem, der ein neues Mietshaus bauen lassen will eigentlich nur raten, sein Geld besser in Aktien oder ähnliches anzulegen, da hat er mehr Rendite und muß sich nicht rumärgern. Vielen Mietern scheint nicht bewußt, das es ohne Vermieter auch keine Mieter gäbe...
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  • peter.lelowski@web.de
    Globalisierung pur!
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Kann man so nicht sagen.
    Frankfurt (Arndtstraße Vermietungs GmbH) ist ja eher regional und auch in Würzburg gibt es bekannt Immobilienspekulanten.
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  • rolandroesch@web.de
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • kempf-margit@t-online.de
    Diese Herrschaften der Arndtstraße Vermietungs GMBH sollten sich was schämen! Aber es kommt alles zurück, darüber mal nachdenken , werte Damen und Herren dieser GmbH. Diese Vorgehensweise ist einfach nur primitiv und absolut billig. Was ist solchen Herrschaften eigentlich wichtig? Hier geht es nur um Kohle(Geld)! Aber vieleicht einmal das Hirn einschalten und nachdenken- es heißt ja immer so trefflich-Leben und Leben lassen! Warum nehmen Sie den Menschen ihr Zuhause? Oder kennen diese sogenannten Herrschaften das Wort Heimat-Zuhause nicht? Und bekanntlich hat das letzte Hemd keine Taschen- nur so nebenbei!
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Diese Arndtstraße Vermietungs GmbH wurde erst im Juni 2019 beim Amtstgericht Frankfurt eingetragen.
    Zweck der Firma Das Halten und Verwalten von Vermögen, insbesondere des Objekts in der Arndstraße 6/ Breslauer Str. 2 in Würzburg.
    Anscheinend nur dazu gegründet die Mieter zu vergrämen.
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