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Würzburg
7 Tipps gegen das Vergessen: Neurologe der Uniklinik Würzburg sagt, wieso ein Hörgerät vor Demenz schützen kann
Übergewicht, Alkohol und Depression erhöhen das Risiko, an Demenz zu erkranken. Was man tun kann und wieso soziale Kontakte wichtig sind, erklärt Experte Dr. Martin Lauer.
Dr. Martin Lauer, Oberarzt für Psychiatrie an der Uniklinik Würzburg, ist Spezialist für Gedächtnisstörungen und Demenz. Er gibt Tipps, wie man selbst einer Erkrankung vorbeugen kann. 
Foto: Thomas Obermeier | Dr. Martin Lauer, Oberarzt für Psychiatrie an der Uniklinik Würzburg, ist Spezialist für Gedächtnisstörungen und Demenz. Er gibt Tipps, wie man selbst einer Erkrankung vorbeugen kann. 
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 12:24 Uhr

In Deutschland leben derzeit etwa 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Nach Prognosen der Bundesregierung wird ihre Zahl bis zum Jahr 2050 auf 2,8 Millionen steigen. Bisher gibt es keine Medikamente und Therapien, die Demenz verhindern können. Doch der Beginn einer Erkrankung lässt sich in vielen Fällen hinauszögern, sagt Dr. Martin Lauer von der Uniklinik Würzburg. Und es gebe die Möglichkeit, den Verlauf günstig zu beeinflussen.

Der Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik ist Spezialist für Gedächtnisstörungen und Demenz. Hier gibt Lauer sieben Tipps, was man selbst vorsorglich tun kann, um das Risiko für Demenz zu senken.

1. Tipp: Schlafen Sie gut und ausreichend

Schlafstörungen erhöhen das Risiko einer Demenzentwicklung, sagt Neurologe Dr. Martin Lauer. Denn während des Schlafs erholt sich auch das Gehirn. In einer Studie über den Zusammenhang von Schlaf und Demenz-Risiko wurden über einen Zeitraum von 25 Jahren die Daten von fast 8000 Menschen analysiert. Ein Ergebnis: Diejenigen, die im Durchschnitt sieben Stunden pro Nacht schliefen, wiesen die niedrigste Rate an Demenzerkrankungen auf. Bei Menschen mit kürzeren Schlafzeiten trat Demenz um 30 Prozent häufiger auf.

Kaum jemand schläft sein ganzes Leben lang gut, sagt Lauer. "Wenn Menschen jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg oft wachliegen, sollten sie einen Arzt aufsuchen."

2. Tipp: Tragen Sie ein Hörgerät

Sinnvolles Hörgerät: Schwerhörigkeit, insbesondere auch in jungen Jahren, gilt unter Experten als einer der größten beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz.
Foto: Bernd Weißbrod, dpa | Sinnvolles Hörgerät: Schwerhörigkeit, insbesondere auch in jungen Jahren, gilt unter Experten als einer der größten beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz.

Hörverlust birgt zwei Hauptprobleme: Zum einen wird er immer noch nicht ausreichend diagnostiziert, zum anderen sind Hörgeräte nach wie vor lästig. Menschen, die Hörgeräte tragen müssten, schränken dadurch oft ihre soziale Interaktion und Kommunikation ein. Dies kann zu einer gewissen Isolation führen, warnt Oberarzt Dr. Martin Lauer. Zudem werde das Gehirn durch den Hörverlust nicht mehr ausreichend stimuliert. Hörverlust verstärke so andere Risikofaktoren wie Depression, soziale Isolation und Unfall- oder Sturzgefahr. Das Tragen einer Hörhilfe reduziert das Demenzrisiko nachweislich, sagt Lauer. "Das Tragen einer Hörhilfe sollte kein Tabu mehr sein." Bereits ab Mitte 40 seien Hörtests sinnvoll.

3. Tipp: Beugen Sie sozialer Isolation vor

"Einsamkeit und Depressionen sind zwei Faktoren, die sich gegenseitig verstärken und das Risiko für Demenz erhöhen", erklärt der Neurologe. Um Demenz vorzubeugen, sei es daher wichtig, soziale Kontakte zu pflegen. Er rät, Freunde und Familie in das Leben einzubeziehen und neue Verbindungen im Verein, der Nachbarschaft oder durch neue Hobbys zu knüpfen. Die Behandlung von Depressionen sei ein effektiver Schutz vor Demenz, sagt Lauer. "Eine Depression darf nicht unbehandelt bleiben. Es ist wichtig, sie erfolgreich zu behandeln." Sowohl psychotherapeutische als auch medikamentöse Verfahren hätten sich als wirksam erwiesen.

4. Tipp: Bilden Sie sich weiter und bleiben Sie geistig aktiv

Eine geringe Bildung und eine kurze Schulzeit erhöhen das Risiko einer vorzeitigen Demenz. Es sei wichtig, geistig aktiv zu bleiben, um das Gehirn zu trainieren, sagt Martin Lauer. Anspruchsvolle Lektüre, anregende Gespräche und Denksportaufgaben seien dabei hilfreich. Studien hätten gezeigt, dass ein aktives geistiges Leben einen schützenden Effekt hat. Wenn jemand 150 Fähigkeiten habe und 50 davon verliert, blieben immer noch 100 übrig, sagt der Neurologe. Wenn jedoch nur 90 Fähigkeiten vorhanden sind und dann 50 verloren gehen, werde die Situation sehr schwierig.

5. Tipp: Vermeiden Sie Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes

Der Neurologe und Psychiater Dr. Martin Lauer rät, regelmäßig den Blutdruck zu überprüfen. 
Foto: Christin Klose, dpa | Der Neurologe und Psychiater Dr. Martin Lauer rät, regelmäßig den Blutdruck zu überprüfen. 

"Es ist ratsam, regelmäßig den Blutdruck zu überprüfen", sagt Dr. Martin Lauer. Die Behandlung von Bluthochdruck sei von großer Bedeutung, denn: "Ein erhöhter Druck in den Hirnarterien kann das umliegende Gewebe schädigen." Auch Übergewicht führe zu einem Anstieg des Blutdrucks und erhöhe zudem das Diabetes-Risiko. Eine Faustregel besagt, dass Übergewichtige durch jedes Kilogramm weniger den Blutdruck um einen Millimeter auf der Quecksilbersäule senken können. Besonders Diabetiker leiden häufiger unter Bluthochdruck und Übergewicht, erläutert der Demenz-Experte: "Diese drei Risikofaktoren verstärken sich gegenseitig."

6. Tipp: Ernähren Sie sich gesund

Viel Gemüse, viel Obst, viel Vollkorn, viel Fisch: Eine gesunde Ernährung kann helfen, gesund alt zu werden.
Foto: Imago/Roman Möbius | Viel Gemüse, viel Obst, viel Vollkorn, viel Fisch: Eine gesunde Ernährung kann helfen, gesund alt zu werden.

"Eine gesunde Ernährung spielt eine wichtige Rolle, um gesund alt zu werden", sagt Lauer. Seine Empfehlung: "Essen Sie viel Gemüse, Nüsse, Obst, Vollkorngetreide, Olivenöl, Fisch, Bohnen und Samen." Besonders grünes Gemüse ist reich an Vitaminen, Antioxidantien, Ballaststoffen und Mineralien - und deshalb zu bevorzugen. Einen Mangel an Folsäure, B12 oder B6 sollte man vermeiden, sagt Lauer. Er rät, die entsprechenden Werte regelmäßig kontrollieren zu lassen.

Übermäßiger Alkoholkonsum dagegen schädigt sowohl die Leber- als auch die Gehirnzellen, sagt der Neurologe. Und Nikotin und andere Tabaksubstanzen greifen nicht nur das Herz und die Blutgefäße an, sondern auch die weiße und graue Substanz des Gehirns. Rauchen schädige und verkürze die Lebenserwartung, zugleich steige das Risiko für Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Am besten, sei es, ganz auf Alkohol zu verzichten oder nur in Maßen zu trinken.

7. Tipp: Bewegen Sie sich regelmäßig 

Bewegung im Alter ist wichtig und hat auch positive Auswirkungen auf das Gehirn.
Foto: Lando Hass, dpa | Bewegung im Alter ist wichtig und hat auch positive Auswirkungen auf das Gehirn.

"Bleiben Sie körperlich aktiv, um Ihre Gesundheit und geistige Fitness im Alter zu verbessern", sagt der Oberarzt der Würzburger Uniklinik. Regelmäßige Bewegung, sei es durch Sport oder andere Aktivitäten, stärke nicht nur Kraft und Koordination, sondern habe auch positive Auswirkungen auf das Gehirn. Durch Bewegung könne man die Konzentration stärken und man fühle sich ausgeglichener. "Zudem nehmen Sie beim Laufen, Radfahren oder Schwimmen visuelle Reize in schneller Abfolge wahr", sagt Lauer. "Das hält die Leistungsfähigkeit Ihres Gehirns länger aufrecht und wirkt vorzeitigem Abbau entgegen."

Ratgeber und Gedächtnissprechstunde

Die Broschüre "Alzheimer vorbeugen: Gesund leben – gesund altern" zeigt, wie durch ein aktives und gesundes Leben das Alzheimer-Risiko gesenkt werden kann. Der Ratgeber kann kostenlos bestellt werden unter: www.alzheimer-forschung.de
An die Gedächtnissprechstunde der Uniklinik Würzburg können sich Patientinnen und Patienten mit nachlassenden kognitiven Leistungen wenden. In der Regel erfolgen zwei bis drei Untersuchungstermine, um eine umfassende Diagnose zu stellen. Informationen bei der   Gedächtnisambulanz, Telefon (09 31) 201-77 800.
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