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ERLABRUNN
Gemeinde Erlabrunn kündigt Bauhofleiter fristlos
Herbert Ehehalt
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:38 Uhr

Der Verurteilung des 57-jährigen Fahrers eines kommunalen Streufahrzeugs zu einer Haftstrafe am 29. November durch das Amtsgericht Würzburg im so genannten „Erlabrunn-Prozess“ folgte schon am Tag nach der Urteilsverkündung schriftlich die fristlose Kündigung des Arbeitsverhältnisses durch die Gemeinde Erlabrunn. Gleichzeitig wurde der Mann auch von seinem Amt als Feuerwehrkommandant entbunden und vom Feuerwehrdienst suspendiert.

Erklärung des Bürgermeisters

Die jüngste Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend im Rathaus von Erlabrunn nutzte Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) zu einer öffentlichen Erklärung. Darin gab Benkert einen detaillierten Ablauf wider seit dem tragischen Unfallereignis vom 5. Januar 2016. Bei der Erklärung des Bürgermeisters war der Beschuldigte, Mitglied des Gemeinderats, nicht persönlich anwesend, jedoch ein gutes Dutzend Erlabrunner Bürger, darunter auch die beiden Söhne des getöteten 71-jährigen Unfallopfers.

„Schwerer Vertrauensschaden“

Bereits am 14. September dieses Jahres, nach dem Beschluss des Amtsgerichts zur Eröffnung des Hauptverfahrens, hatte der Gemeinderat laut Benkert in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, den Beschuldigten im Falle einer Verurteilung unverzüglich vom Amt des Ersten Kommandanten und vom aktiven Feuerwehrdienst zu entbinden. Benkert begründete den Schritt mit dem „ernsthaften Zweifel an der persönlichen Eignung“. Der Bürgermeister sprach von einem „schweren Vertrauensschaden“ für die Gemeinde sowie für die Feuerwehr.

Verurteilter verweigerte angebotenen Rücktritt

Am Tag nach der Urteilsverkündung habe der 57-Jährige am 30. November die angebotene Unterzeichnung einer Rücktrittserklärung vom Feuerwehrdienst im Beisein beider Bürgermeister verweigert.

In jener September-Sitzung habe das Gremium auch die Entscheidung beider Bürgermeister nach einer Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses „aus wichtigem Grund“ zustimmend zur Kenntnis genommen: Der in erster Instanz Verurteilte war Gemeindearbeiter und Leiter des Bauhofs. „Weitere Einzelheiten hierzu werden in der Öffentlichkeit nicht genannt“, so der Bürgermeister.

Appell an die Erlabrunner Bürger

Seine Erklärung schloss Bürgermeister Thomas Benkert mit dem Appell: „Erlabrunn hat es nicht verdient auf das Fehlverhalten einiger Weniger reduziert zu werden. Ich rufe auf und bitte alle Bürgerinnen und Bürger - ganz besonders alle Enttäuschten und Gekränkten - gehen Sie wieder aufeinander zu. Verzeihen Sie!“

Spektakulärer Prozess

In einem spektakulären Prozess mit bundesweiter Aufmerksamkeit war der Mann  Ende November schuldig gesprochen worden, die 71-jährige Gisela K. am 05. Januar 2016 mit dem Streufa hrzeug der Gemeinde bei der Ausübung des Winterdienstes überrollt und anschließend Unfallflucht begangen und die Tat vertuscht zu haben. Bei dem Fahrer des Streufahrzeuges handelte es sich um den Bauhofleiter, CSU-Gemeinderat, Feldgeschworenen und Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr in Erlabrunn.

Berufung gegen das Urteil eingelegt

Wie berichtet haben Staatsanwaltschaft und Verurteilter zwischenzeitlich fristgerecht Berufung eingelegt gegen das Urteil von 22 Monaten Haft ohne Bewährung.

 
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  • 6ak5w
    Eine schwierige Angelegenheit für den Bürgermeister; aber zur rechten Zeit und in respektabler Form vorgetragen. Er und der Gemeinderat haben die Ereignisse der vergangenen 23 Monate mit "Bravour"gemeistert. Solch eine Entwicklung war ja nicht vorhersehbar und die Ehrenamtlichen sind für solche Fälle nicht ausreichend geschult und vorbereitet. Man fragt sich, warum es überhaupt soweit kommen musste und niemand im Umfeld des "Beschuldigten" diesen dazu bewegen konnte, frühzeitig einzuräumen, dass es womöglich so passiert sein könnte, er selbst aber davon nichts bemerkt habe. Eine Bewährung wäre wohl möglich gewesen. Die eingelegten Berufungen beiderseits, tragen auf mittlere bis lange Sicht keinesfalls zur "Beruhigung" im Dorf bei. Bleibt zu hoffen, dass die nun in die Pflicht genommenen Herren, die als Feuerwehrkommandant, bzw. Bauhofleiter, ein glückliches Händchen haben und es ihnen gelingt, die Wogen zu glätten. Dies würde auch dem Dorf als Ganzes helfen.
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  • derlandes
    Die klare und eindeutige Entscheidung des Bürgermeisters verdient Respekt und Anerkennung. Der Beschuldigte hat jetzt Zeit darüber nachzudenken, ob er nicht besser ein offenes und ehrliches Eingeständnis über den Unglücksfall abgelegt hätte.
    Jetzt fällt die Verschleierung des Tatgeschehens und die Zeugenbeeinflussung mit voller Wucht auf ihn zurück. Es bleibt zu hoffen, dass dies bei der nächsten Verhandlung zu einem deutlich höheren Strafmaß führt.
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  • ra.kellermann@gmx.de
    sowas kommt von sowas
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  • Arcus
    Dem Bürgermeister ist jetzt nichts mehr anderes übriggebliebenen als so zumhandeln wie er gehandelt hat.
    Ich hätte mir gewünscht, dass die gesellschaftlich Verantwortung,in der Gemeinde und darüber hinaus, Tragenden früher Einfluss genommen hätten.
    Zugang zu dem jetzt Verurteilten gab bestimmt. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Jetzt leiden 2 Familien. Doe Familie der getöteten Frau gleich doppelt. Die Gräben im Dorf sind tiefer als jemals zuvor und werden durch eine Neuauflage des Prozesses vermutlich noch tiefer gegraben werden. Wünschen wir der Gemeinde alles Gute und viel Kraft bei der Aufarbeitung.
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  • Unbestechlich
    Ich wünsche der Gemeinde Erlabrunn, dass alle sich aus diesem Tief erholen und aufeinander zugehen. Besonders hoffe ich, dass die Familie des Täters nicht für das Fehlverhalten des Verurteilten verantwortlich gemacht werden und die Erlabrunner ihnen entgegen gehen.
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  • johannes-fasel@t-online.de
    Dabei sollte allerdings auch die gemobbte Familie des Unfallopfers nicht vergessen werden.
    Außerdem wäre ein Zeichen der Umkehr seitens der Familie des Täters hilfreich, insoweit sie augenscheinlich ein Teil des Vertuschungssystems war bzw. vielleicht noch ist.
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  • Erding
    Eine logische und folgerichtige und vorgeschriebene Konsequenz
    Siehe dazu auch mein Kommentar in dieser Richtung unmittelbar nach der Urteilsverkündung. Auch andere Kommentatoren finden sich in der Erklärung des Bürfgermeisters wieder. Diese Erklärung und das Vorgehen des Bürgermeisters des Ortes verdient Anerkennung und Respekt. Und zeigt, dass auch an ihm das Ganze nicht spurlos vorübergegangen ist und er hoffungsvoll in die Zukunft seiner Gemeinde blickt und auch so handelt.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Warum wundert mich diese Entscheidung seitens der Gemeinde jetzt mal gar nicht ...
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