Wie wird die Stadt Würzburg sichtbar im Straßenbild an die Messerattacke vom 25. Juni dieses Jahres erinnern? Damals hatte ein 32-jähriger Somalier am Barbarossaplatz drei Frauen getötet und mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt.
Bereits im Juli hatte es einen interfraktionellen Antrag im Würzburger Stadtrat gegeben, der zum Ziel hat, eine Gedenkmöglichkeit in der Stadt zu schaffen. Am Donnerstag stand das Thema auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung. "Erste grundsätzliche Überlegungen werden in einem mündlichen Vortrag vorgestellt", hieß es in der Sitzungsvorlage.
Welche Überlegungen das sind, erfuhr die Öffentlichkeit in der Sitzung allerdings nicht. Der größte Teil des Tagesordnungspunkts wurde in die nichtöffentliche Sitzung verlegt. Warum, darüber gab Kulturreferent Achim Könneke bei einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch am Freitag Auskunft.
Stadt will Interessen von Opfern und Angehörigen schützen
"Es geht darum, berechtigte Ansprüche der Opfer und ihrer Angehörigen zu schützen", sagte Könneke. "Uns ist es wichtig, die Erstinformationen der Stadt, ob und wie ein Gedenkort gestaltet werden kann, direkt zunächst an die betroffenen Personen zu geben, bevor eine öffentliche Beratung über das Vorhaben beginnt."
In der nichtöffentlichen Beratung sei eine gemeinsame Linie abgestimmt worden. "Bestimmte Grundfragen" sollten geklärt werden, "bevor – in welche Richtung auch immer – gearbeitet und mit den Angehörigen und Opfern kommuniziert wird, sei es zum Thema Widmung, sei es zum Thema Form oder Standort", so Könneke. Diese Details würden die Angehörigeninteressen sehr direkt betreffen.
Ergebnis der nichtöffentlichen Sitzung sei "ein gewisser Grundkonsens über alle Fraktionen hinweg". Aus diesem Konsens wolle die Verwaltung eine "Grundidee, vielleicht auch mit Varianten" für eine Gedenkstätte entwerfen. Der nächste Schritt sei dann die Kontaktaufnahme mit den Angehörigen. Dabei müsse zunächst auch geklärt werden, ob und wie die betroffenen Menschen überhaupt eingebunden werden möchten.
Ziel sei, in der Folge auch die Öffentlichkeit stärker am Entstehungsprozess der möglichen Gedenkstätte zu beteiligen. "Das soll keine reine Verwaltungssache werden", so Könneke. "In dem Augenblick, wenn es mit den Angehörigen eine Basis der Kommunikation gibt, spricht überhaupt nichts dagegen, den weiteren Prozess in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Es soll ja auch ein öffentlicher Gedenkort werden."
Am Donnerstag habe es jedenfalls keine formalen Beschlüsse gegeben, weder über den Standort noch die Form der Gedenkstätte. Das Spektrum reiche von einer Gedenkplakette bis hin zu einem größeren Gedenkort.
Kulturreferent hält Barbarossaplatz für "schwierigen" Gedenkstätten-Standort
Mit dem Blick auf den Standort hatte Könneke im öffentlichen Teil der Sitzung allerdings bereits Position bezogen. Den Barbarossaplatz halte er für einen "schwierigen Ort, um dort eine Gedenkstätte zu errichten", hatte er gesagt. "Für den Platz spricht im ersten Moment ja einiges, weil es der Tatort war. Aber der Platz ist extrem von Verkehr dominiert, so dass es eine größere Herausforderung wäre, einen würdigen Gedenkort gestalten zu können", ergänzte Könneke am Freitag auf Nachfrage.
Auf Opfer und Angehörige wolle man "noch in diesem Jahr" zugehen, so Könneke. Voraussichtlich in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses im Februar werde das Thema auch wieder auf der Tagesordnung stehen.
Dass eine Gedenkstätte noch vor dem ersten Jahrestag der Messerattacke fertig wird, ist eher unwahrscheinlich. Der Zeitpunkt der Fertigstellung hänge auch sehr davon ab, in welcher Form die Gedenkstätte entsteht, "also ob es am Ende eine Gedenktafel oder ein künstlerisch ausgeformter Gedenkort" wird. "Mein Ziel ist, dass wir zum ersten Jahrestag zumindest wissen, was als feste Gedenkstätte gestaltet wird", so Könneke. Sicher geplant sei zum Jahrestag indes eine öffentliche Gedenkveranstaltung.