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Würzburg
Gedächtnistraining mit Gregor Staub an Würzburger Schule: Wie sich jeder Begriffe oder Nummern merken kann
Sich Telefonnummern, Begriffe oder Namen zu merken, fällt vielen Menschen schwer. Doch es gibt Strategien, die beim Lernen helfen können. Welche Tipps hat der Gedächtnistrainer?
 Der Schweizer Gedächtnistrainer Gregor Staub hat vor 30 Jahren ein Lernsystem entwickelt, das Menschen aller Altersstufen beim Lernen unterstützen soll. Vor allem in der Schule könnten seine Methoden hilfreich sein. 
Foto: Thomas Obermeier |  Der Schweizer Gedächtnistrainer Gregor Staub hat vor 30 Jahren ein Lernsystem entwickelt, das Menschen aller Altersstufen beim Lernen unterstützen soll.
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:54 Uhr

Das Versprechen von Gregor Staub: Mithilfe seines "megamemory-Gedächtnistraining" würden Schülerinnen und Schüler die Rechtschreibung schwieriger Wörter, Zahlenreihen oder Fremdsprachen in kürzester Zeit lernen. Doch auch an alle, die Schwierigkeiten haben, sich Telefonnummern, Passwörter oder Namen zu merken, richte sich sein Training.

Kürzlich war der 69-Jährige an der Pestalozzi-Mittelschule in Grombühl zu Gast und präsentierte den fünften und sechsten Klassen, dem Lehrpersonal sowie interessierten Erwachsenen seine Lernmethoden. Staub arbeitet bereits seit über 30 Jahren als Gedächtnistrainer. In dieser Zeit verhalf er laut eigener Aussage über  1,5 Millionen Menschen zu einem besseren Gedächtnis. Regelmäßig hält er Seminare in Unternehmen, Schulen und Universitäten. Wie funktioniert seine Lernmethode?

1. Um sich Telefonnummern oder Pins zu merken: Zahlen verbildlichen

Der Trick liege darin, Zahlen zu verbildlichen und mit Begriffen zu verknüpfen. Das Gehirn merke sich das, was es verknüpfen kann, so Gregor Staub. Nur die Telefonnummer zu notieren, reiche deshalb nicht aus. An der Beispielnummer 7671774 verdeutlichte der Schweizer die Lernmethode: "Eins ist ein Baum, denn der Baumstamm sieht wie eine Eins aus. Vier ist ein Auto, denn das hat vier Räder. Sechs ist der Würfel, der hat sechs Kanten. Die Ziffer Sieben sind die sieben Zwerge", führte er aus.

Im Kopf bilde sich so eine Geschichte, durch die schon seine Tochter in jungen Jahren seine Telefonnummer für den Notfall gelernt hätte. "Papa, das ist eine einfache Nummer", hätte sie zu ihm gesagt, "ein Zwerg würfelt mit einem Zwerg, sie gehen zu einem Baum, dort warten zwei weitere Zwerge mit einem Auto." Welches Bild mit welcher Zahl verbunden werde, könnte jede Person selbst entscheiden. Wer jedoch einmal eine solche Assoziation zu einer Zahlenfolge hergestellt habe und diese mehrmals wiederhole, vergesse die Nummer laut des Gedächtnistrainers nicht mehr.

Den 5. und 6. Klassen der Würzburger Pestalozzi-Mittelschule brachte der Gedächtnistrainer bei, wie sie sich die Namen deutscher Bundeskanzler merken können.
Foto: Simone Hofmann | Den 5. und 6. Klassen der Würzburger Pestalozzi-Mittelschule brachte der Gedächtnistrainer bei, wie sie sich die Namen deutscher Bundeskanzler merken können.

Das klappe auch mit Namen, so berichten zwei Schüler der Pestalozzi-Mittelschule, Leon Nickel (11) und Leon Schmelzeisen (10), dass sie sich mittels Bilder die Namen deutscher Bundeskanzler eingeprägt haben. "Konrad Adenauer haben wir uns durch ein "Korn-Rad" gemerkt und Ludwig Erhard durch Erde", erzählen sie. Leon Nickel ergänzt: "Ich finde die Lernmethoden witzig, sowas habe ich noch nie gesehen." Auch in Zukunft möchten sie das Gelernte anwenden, denn das könnten sie ganz einfach in ihren Kinderzimmern.  

2. Schwierige Wörter richtig schreiben: Buchstaben mit einer Geschichte aufladen

Bei Wörtern, die immer wieder falsch geschrieben werden, helfe es, das Wort in einzelne Buchstaben aufzuteilen und mit einer Geschichte zu verknüpfen. "Schreibt ein Schüler zum Beispiel immer Karussell falsch, dann sage ich: 'Hey, wir zwei gehen aufs Karussell, dann hörst du doch diese tolle Karussell-Musik, aber es gibt nur ein Radio, sonst gibt es ein Durcheinander und wir zwei setzen uns vorne auf zwei Schlagen und deine Kollegen setzten sich hinten auf zwei Löwen", erläutert Gregor Staub.

"Ich denke, Bilder sprechen jeden Menschen an und je lustiger Lehrkräfte das verpacken, umso besser können Schüler sich das in dem Moment auch merken."
Nina Ort, Lehrerin der Pestalozzi-Mittelschule

Dies lasse er den Schüler wiederholen: "Ich gehe aufs Karussell, ein Radio, zwei Schlagen, zwei Löwen. Ein 'R', zwei 'S', zwei 'L'." Die Reaktion darauf sei dann immer ein überraschtes Gesicht und Zustimmung.  

3. Fremdsprachen über den Klang lernen

Seine Methode helfe laut eigener Aussage auch dabei, Fremdsprachen zu lernen. Anstatt über die Grammatik werde die Vokabel durch den Klang erlernt. Erneut wird dabei eine Geschichte gesponnen, durch die ein Satz in einer fremden Sprache, beispielsweise Russisch oder Spanisch, verdeutscht wird. Der Lerneffekt, so sagt es Gregor Staub, stelle sich durch das Nachhören ein. Wichtig sei, wie auch bei den vorherigen Beispielen, dass ein abstrakter Satz verbildlicht werde.

Bei der Umsetzung komme es auf die Motivation an

Mit seiner Methode, darauf schwört zumindest der Schweizer, hätte er bereits etlichen Studenten bei ihren Prüfungsvorbereitungen geholfen. Beispielsweise Medizinstudenten, die sich viele Muskeln und Fasern merken müssen. Ob seine Methode funktioniere, hänge jedoch von der Motivation ab. "Je mehr jemand diesen Missstand, dass er nicht lernen kann, fühlt und je mehr, es ihn stört, desto höher ist seine Motivation etwas zu verändern. Dann tut die Person etwas", meint der 69-Jährige.

"Je mehr jemand diesen Missstand, dass er nicht lernen kann, fühlt und je mehr, es ihn stört, desto höher ist seine Motivation etwas zu verändern."
Gregor Staub, Gedächtnistrainer 

Gerade bei Schülerinnen und Schülern, die Lernschwierigkeiten haben, könne seine Methode hilfreich sein. Das kann sich auch Nina Ort vorstellen, die an der Pestalozzi-Schule Englisch, Deutsch und GPG (Geschichte, Politik und Geografie) unterrichtet. "Ich denke, Bilder sprechen jeden Menschen an und je lustiger Lehrkräfte das verpacken, umso besser können Schüler sich das in dem Moment auch merken", sagt sie.

Vor allem während der Prüfungsvorbereitung könne die Methode angewandt und in einer Partnerarbeit wiederholt werden. Ort möchte die Methode auf jeden Fall in ihrem Unterricht ausprobieren: "Ich glaube, dass die meisten Schüler da mitmachen."

 
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Kommentare
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  • C. P.
    Ich kenne nun das Geschäftsmodell des Herren und weiß, was damals die kostenlose Vorlesung an der Uni als Folge-Umsatz gebracht hat. Bin mir daher nicht sicher, ob Schulen diese Plattform für Vertrieb anbieten sollte. Die Methoden sollte übrigens jeder Lehrer in 5 min erlebt haben, um sie genauso gut Schülern beizubringen.
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  • R. W.
    Und wenn ich gar nicht weiß, dass ein Würfel sechs Kanten hat?
    Und wenn ich das zufällig doch wissen sollte, weil in der Familie häufig Würfelspiele gespielt und ich auf die Anzahl der Kanten (und Ecken) hingewiesen worden, aber des Lesens nicht ganz so mächtig bin, um Textaufgaben zu verstehen? Und später dann, wenn ich Steigungen berechnen soll, um Sattel-, Wende-, Schnitt-und-sonst-was-Punkte festzustellen? Und dann gibt es da noch das Krümmungsverhalten und sogar Ableitungen mit denen man streng fallende oder steigende Monotonien erkennt! Wahnsinn! Wer brauchts - im normalen Leben!
    Wenn ich das alles nicht verstehe, kann ich meine Mediziner- oder Juristenkarriere vergessen. Es interessiert nämlich nicht, wofür ich brenne, sondern dass ich mir Inhalte, die mich weder interessieren noch irgendwie weiterbringen als lediglich abfragbares Wissen "reinprügle", um es in der Prüfungsituation wieder auszukotzen. Mit anderen Worten: Kein Abi, kein Mediziner, kein Jurist, kein Musiker...
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  • M. B.
    Der Inhalt in den einzelnen Fächer ist nicht so wichtig. Wichtiger ist das Lernen zu lernen. Wer in der Schule in Mathe die Rechenregeln lernen und begreifen kann, kann später ggf. auch Wissen im Beruf und Studium im selben Schwierigkeitsgrad oder höher erlernen. Wer in der Schule 1 und 1 nicht zusammenzählen kann , kann das vermutlich später im Beruf auch nicht. Es geht in der Schule aus meiner Sicht mehr um Methoden als um Inhalte. Im Übrigen ist die Bereitschaft ständig neues zu lernen und die Motivation für die gesamte berufliche Laufbahn immens wichtig.
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  • C. P.
    Wie viel Geld macht er im Anschluss an diese "kostenlosen" Seminare mit den Schülern?
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  • C. M.
    Seien wir doch froh, wenn solche Leute ihr Wissen kostenlos weitergeben.
    Warum sollte man nicht mit Büchern und Seminaren dann Geld verdienen, wenn man entsprechendes Wissen hat?

    Die einen verkaufen ihre Zeit, die anderen eben ihr Wissen. Ist das etwa verboten?
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