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ELTMANN
Die Techniken des Memorierens
Pausenlos im Einsatz: Selbst in den Pausen war Gregor Staub von Schülern umlagert und musste somit „Überstunden“ machen.
Foto: Günther Geiling | Pausenlos im Einsatz: Selbst in den Pausen war Gregor Staub von Schülern umlagert und musste somit „Überstunden“ machen.
Gabriele Kriese
 |  aktualisiert: 04.02.2016 18:08 Uhr

„Ein gutes Gedächtnis ist nicht naturgegeben und ich will Euch heute zeigen, wie wir Gedanken tanken und unser Gehirn und unsere Festplatte zu einem Hochleistungsspeicher machen können.“ Mit diesen Worten eröffnete Gregor Staub, einer der führenden Gedächtnistrainer Europas, einen „Mega Memory Tag“ für Schüler, Lehrer und Eltern an der Wallburg-Realschule.

Christian Pohl, Lehrer an der Realschule, hatte mit der Organisation dieser Veranstaltung voll ins Schwarze getroffen. Denn die Resonanz war außerordentlich hoch. Und vor allem die circa 800 Schülerinnen und Schüler waren regelrecht begeistert. Sie scharten sich auch noch nach den Vorträgen um den „Gedächtnisprofi“ und wollten weitere Tipps zum schulischen Lernen und Training in den verschiedenen Fächern.

Der 59-jährige Schweizer hatte zunächst seine Zuhörer auf eine gleiche Ebene eingestimmt und ließ wissen: „Ich hatte lange Zeit selbst Schwierigkeiten, mir Dinge zu merken. Und ich wollte dies schon als naturgegeben hinnehmen. Mit 16 Jahren flog ich sogar von der Schule und suchte dann nach Möglichkeiten, meine Vergesslichkeit abzutrainieren.“ Dabei habe er entdeckt, „dass Lernen keine reine Begabung ist, sondern es regelrechte Techniken des Memorierens gibt, teilweise schon seit der Antike.“

„Das Gehirn kann wirklich viel mehr als wir glauben“, gab er den Eingangsimpuls und wollte erst einmal wissen, wer gerne ein besseres Gedächtnis haben wolle. Das wollten natürlich alle. Und schon war er bei den Medizinstudenten, die pro Prüfung 10 000 bis 20 000 Anatomie- und Lateinwörter im Kopf haben müssten, und die seien alle mit Geschichten hinterlegt.

Und dann kam gleich eine Geschichte, die Wörter wie „ungern“ für Ungarn oder „Bulle“ für Bulgarien enthielt, und man konnte sich binnen drei Minuten die 28 Länder von Europa merken.

Noch eindrucksvoller war ein Beispiel für das „Sprachenlernen“, und das ausgerechnet auf „thailändisch“. „Viele Touristen fliegen nach Thailand und kommen zurück, ohne ein einziges Wort sprechen zu können. Ich lerne Euch in wenigen Minuten auf thailändisch bis zehn zu zählen und auch noch andere Zahlen sprechen zu können“, erläuterte Staub. Und zum Erstaunen aller funktionierte das auch ganz toll. „Entscheidend ist dabei, dass im Kopf Bilder zu jedem Wort erzeugt werden. Dann kann man sich nicht nur zehn bis 15 Wörter, sondern sogar bis zu 300 neue Wörter an einem Nachmittag einprägen.“

Ja sogar die Rechtschreibung könne man nach seiner Methode erlernen, was er mit dem Wort „Fahrrad“ deutlich machte. „Ich kombiniere, dass ich Fahrrad mit dem Helm und mit zwei Rädern fahre. Der Helm steht für das h und die zwei Räder für die beiden r im Wort.“

Geheimnisse

Dann war er schon bei seinem ersten Geheimnis, dass eigentlich alles mit Geschichten hinterlegt werden müsse. „Denn für ein dreijähriges Kind ist eine Zahl ähnlich wie ein französisches Wort.“ Diese Technik der „Körperleiste“ funktioniere sogar schon bei einem vierjährigen Kind, das sehr schnell die Wochentage dann auch in der richtigen Reihenfolge erlerne.

Damit war das Stichwort für das „Zahlengedächtnis“ gegeben. Gregor Staub erinnerte an die vielen Mühen in punkto kleines Einmaleins für die Kinder. Oft übe man in der Schule daran Monate, und manches Kind könne es dann immer noch nicht. „Wir brauchen dazu für eine Klasse vier Stunden.“

Dann führte er verblüffende Rechenlösungen – vom Multiplizieren einfacher Zahlen bis hin zu Zahlen im Quadrat – vor, die jeden Taschenrechner hintenanstellten. Selbst 13- oder 20-stellige Zahlen konnten sich die Schüler in kurzer Zeit merken. Und so mancher fühlte sich bereits als kleiner Gedächtnisspezialist.

Und Gregor Staub versicherte den Schülern, dass sie in fünf Minuten die letzten zehn Präsidenten der USA aufzählen könnten, und zwar auch in der richtigen Reihenfolge. Mit Hilfe von verschiedenen Körperstellen und Assoziation von Wörtern konnten dann die Schüler wirklich innerhalb kürzester Zeit die letzten zehn US-Präsidenten aufzählen und – was noch schwerer schien – auch die verschiedenen Bundesministerien einschließlich des Bundeskanzleramtes.

Und da war noch ein Geheimnis: „Das Behalten tritt ein, wenn Ihr gerne lernt. Und meine Technik hilft dabei, dass Ihr es gerne tut.“

Zur Person

Gedächtnistrainer Gregor Staub: Geburtsjahr 1954, Betriebsökonom, Autor vieler Bücher zum Thema Gedächtnistraining, 2003 vom „Magazin Training“ zum Trainer des Jahres gewählt, Creativ member des Club of Budapest, 2013 in die „Hall of Fame“ der German Speakers Association aufgenommen, seit 2008 gibt es die achte Auflage einer „Audio & eLearning-Edition“, bis heute über eine Million Teilnehmer an seinen Vorträgen und Seminaren.

 
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