
Gregor Staub: Meine Geschichte ist eigentlich ganz simpel. Ich bin mit 16 von der Schule geflogen. Damals habe ich geglaubt, ich hätte ein schlechtes Gedächtnis. Erst mit 32 Jahren habe ich angefangen, mich darüber zu ärgern, dass ich alles aufschreiben muss. Ich habe damals mal mein Auto eineinhalb Stunden lang in einem Parkhaus gesucht, um dann herauszufinden, dass ich mit dem Zug gekommen war. Ich suchte konkret nach etwas, mit dem ich mein Gedächtnis verbessern konnte. In Amerika habe ich dann Techniken entdeckt, die eigentlich von den alten Griechen stammen. Diese Memo-Techniken habe ich zuerst selbst gelernt und dann mit Studenten der Universität Zürich getestet.
Staub: Es kamen Juristen und Medizinstudenten zu mir, die sagten, das oder jenes muss ich können. Ich habe dann so lange mit dem Studenten geübt, bis er gesagt hat: Jetzt kann ich's. Das habe ich mit insgesamt 50 000 Leuten gemacht. Immer wieder in Vorträgen und Seminaren überprüft, was beispielsweise ein Schüler macht, wenn er Englischwörter lernt, und wie kann ich ihm beibringen, dass es noch besser geht – und Spaß macht.
Staub: Fangen wir mit dem Viertletzten Nachnamen an.
Staub: Ich stelle mir vor: Auf meinem Gesäß ist Michael Schumacher, der geht den Bach runter. Michelbach.
Staub: Ich denke mir das Bild an einen Ort, an den ich jederzeit hinschauen kann. In diesem Fall in meine Gesäßtasche.
Staub: Schmidt ist ein Hammer von Schmied. Den packe ich dann in meine Gesäßtasche. Wer war der nächste?
Staub: Da stelle ich mir vor: Auf dem Knie sitzt jemand, der schiebt etwas und bellt dazu. Schiebel.
Staub: „On“ im Sinne, von angestellt, nicht ausgestellt wie „Off“ und der entscheidet eben alles rasch, für Ondrasch.
Staub: Das wäre zu simpel. Ich mache mir Bilder, die ich mir auch wirklich vorstellen kann. Je skurriler und verrückter, desto besser. Wenn ich Schieben und Bellen höre, dann ist das ein völlig klares Bild. Wenn ich die Zahl 7835 höre, dann ist das kein Bild. Aber wenn ich sage: Ein Zwerg geht auf die Achterbahn, setzt sich auf einen Hocker und klatscht in die Hände, ist das was anderes. Der Zwerg steht für die sieben. Acht ist die Achterbahn. Drei ist ein Hocker mit drei Beinen. Fünf ist die Hand mit fünf Fingern.
Staub: Ich muss lernen, wie ich ins Langzeitgedächtnis komme. Niemand erzählt den Schülern in der Schule, wie sie sich beispielsweise auch nach einem Monat an die 50 Französischvokabeln erinnern, die sie gerade gelernt haben. Ich zeige ihnen Methoden, die den Lernerfolg vom Zufall befreien – und das Ganze auch noch mit Spaß.
Staub: Alles, was ich auf ein Papier schreiben kann, kann ich Ihnen vermitteln. Zum Beispiel heißt der neue Wirtschaftsminister Dr. Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg. Das hat heute eine Schulklasse nach drei Minuten gekonnt.
Staub: Auch hundertstellige Zahlen kann man sich problemlos nach einer Woche merken. Dazu braucht man zweistellige Bilder. Zehn ist die Bibel wie die zehn Gebote, elf ist Fußball wie elf Spieler und so weiter.
Staub: Ja, das kann jeder lernen. Ich bin schon so weit, dass ich sage, Leute, wenn Ihr das nicht lernt und Ihr mit meinen Tipps nicht klar kommt, dann ruft mich an. Ich habe in knapp 20 Jahren 1,2 Millionen Menschen meine private Telefonnummer gegeben – sie steht auf allen meinen Büchern und CDs.
Staub: Drei pro Monat und vielleicht 20 E-Mails pro Woche. Das sind oft Studenten, die etwas ganz Bestimmtes lernen wollen, da helfe ich doch gerne.
Online-Tipp
Der Vortrag mit dem Gedächtnistrainer Gregor Staub findet am Dienstag, 3. März, ab 18.30 Uhr in der Scherenberghalle statt. Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen zu Gregor Staub im Internet unter www.gregorstaub.com.