Anlässlich des Falls der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs vor 30 Jahren setzen sich die zwölf Schüler der Praxisklasse 9 an der Pestalozzi-Mittelschule mit dem Geschehen der friedlichen Revolution in der DDR auseinander.
In Zusammenarbeit mit dem Thüngersheimer Bildhauer und Sozialpädagogen Marco Schraud startete Lehrer Hans Ulrich mit seiner P-Klasse im November das Projekt „No more walls“. In Zusammenarbeit mit der Goethe-Mittelschule wurde die DDR-Zeitzeugin Birgit Schlicke eingeladen, um den Schülern von ihrer Haftzeit in der DDR als jugendliche, politische Gefangene zu erzählen.
Handwerkliche und künstlerische Mittel
Neben der zeitintensiven unterrichtlichen Arbeit sollten die Schüler sich dem Thema Mauer auch mit handwerklichen und künstlerischen Mitteln nähern dürfen. Bei einem ersten Besuch der Klasse in Schrauds Werkstatt meißelte jeder Schüler zunächst seine Initialen in einen Sandsteinblock. Beim zweiten Besuch wurde dann ein gemeinsames Motiv für das Werk der Schüler gefunden: Friedenstaube und Peace-Zeichen. „Die Mauer in Berlin kostete viele Menschen das Leben. Seit 30 Jahren ist sie jetzt weg. Dafür gibt es heute neue Mauern in anderen Ländern. Oder unsichtbare Mauern zwischen Menschen hier bei uns, wie beispielsweise Rassismus und Ausgrenzung von anderen, bloß weil sie eine andere Religion, Hautfarbe oder politische Meinung haben. Wir wollen, dass auch diese Mauern überwunden werden. Jeder von uns soll dabei mithelfen“, erklärten die Schüler bei ihrer Präsentation des Projektes vor den anderen Klassen der Pestalozzi-Mittelschule.
Deutsch- und Matheunterricht mit eingebaut
In der Praxisklasse werden die Schüler durch intensive Praktika und theoriereduzierten Unterricht auf den erfolgreichen Mittelschulabschluss vorbereitet. So bekommen sie eine Chance für eine passende Berufsausbildung oder eine sinnvolle berufsvorbereitende Maßnahme. Dabei werden die Schüler individuell von einer pädagogischen Fachkraft unterstützt und begleitet. „Da der Lehrplan sich sehr stark an den wirklichen Bedürfnissen der Schüler orientieren kann, haben wir dadurch auch die Freiheit, wirklich bedeutsame Themen intensiver und mit handwerklich-praktischen Anteilen für die Schüler begreifbarer zu machen. Es kostet viel Zeit, aber dieses Thema werden sie so schnell nicht vergessen. Und wir haben auch eine ganze Menge Deutsch- und Matheunterricht mit eingebaut.“ Eines der Bildungsideale des Namensgebers der Pestalozzi-Mittelschule wird so auf besondere Weise umgesetzt: die Erziehung mit Kopf, Herz und Hand. Anders ausgedrückt ist es Werteerziehung, praktisches Können und Basiswissen.
Von: Simone Hofmann, Pestalozzi-Mittelschule Würzburg