
Die Zoom-Gottesdienste der Netzgemeinde Da_Zwischen haben wenig mit den bekannten Fernsehgottesdiensten zu tun. Zum Thema "Herzschlag der Erde" werden im September Zitate von Papst Franziskus, dem Club of Rome und Fridays for Future diskutiert. Gebete werden eingeblendet, zwischendurch gibt es Zeiten der Stille. Zum abschließenden "Vater Unser" überlagern sich die Stimmen, die durch die angeschalteten Mikrofone klingen, manche leicht versetzt, manche verzerrt.
Da_Zwischen ist eine digitale christliche Gemeinde. Sie versucht, Menschen mit einem spirituellen Angebot im Netz zu erreichen, örtlich und zeitlich ungebunden, unverbindlich und individuell nutzbar. Wie funktioniert eine Kirche, die nur im digitalen Raum stattfindet?
2016 wurde die Netzgemeinde gegründet, das Bistum Würzburg stieg noch im selben Jahr ein
Die Netzgemeinde wurde im Frühjahr 2016 gegründet, ausgehend von der missionarischen Pastoral im Bistum Speyer. Noch im selben Jahr stieg das Bistum Würzburg in das Projekt ein. Mittlerweile sind auch die katholischen Bistümer Köln, Trier und Freiburg sowie die Evangelische Landeskirche in Baden beteiligt. 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchen bilden das Team. Sie gestalten digitale Gottesdienste, sind im Chat ansprechbar und überlegen sich immer wieder neue digitale Angebote.
Einer von ihnen ist Walter Lang, Beauftragter für die Internetseelsorge im Bistum Würzburg. Der Pastoralreferent erzählt, dass sich mittlerweile über 6000 Menschen im Messenger registriert haben. Wie viele das Angebot tatsächlich nutzen, lässt sich kaum sagen. Zur Registrierung ist nur ein selbst gewählter Name notwendig, weitere Daten speichert Da_Zwischen nicht. Es ist leicht, anonym dabei zu sein.
Rund 20 bis 30 Menschen nehmen jeden Monat am Zoom-Gottesdienst teil
Wer die Menschen sind, die das digitale Angebot nutzen, lässt sich daher nur mutmaßen. Beim Besuch des Zoom-Gottesdienstes stellt sich dennoch ein grobes Bild ein: Da sitzen Rentnerinnen auf dem Sofa, eine junge Frau erzählt, dass sie seit zwei Jahren krankgeschrieben ist, ein Mann kündigt an, dass seine Kinder ihn bald zum Essen rufen werden.
Rund 20 bis 30 Menschen nehmen laut Walter Lang jeden Monat an dem Gottesdienst teil. Da kämen Menschen, die in ihrer Gemeinde vor Ort fest verwurzelt seien, aber auch welche, die es schwer hätten, in einer Gemeinde aktiv zu werden, weil sie beispielsweise im Schichtdienst arbeiten.
Per Messenger können Gottesdienste individuell gefeiert werden
Die Netzgemeinde trifft sich aber nicht nur auf Zoom. Über WhatsApp, Facebook oder einen anderen Messenger seiner Wahl kann man überall und jederzeit Zwischy, einen Chatbot erreichen. Der verschickt aktuelle Impulse, aber auch Gottesdienste können mit Zwischy gefeiert werden.
Der Chatbot erinnert daran, sich einen ruhigen Platz zu suchen. Es folgen Nachrichten mit Gebeten, Impulsen, Bibellesungen und Liedern. Auf einer digitalen Pinnwand können Fürbitten geteilt werden, so soll auch im individuellen Gottesdienst Gemeinschaft entstehen.
Pastoralreferent ist überzeugt, dass Glauben auch im Digitalen funktioniert
Ein automatisierter Beichtvater ist der Chatbot allerdings nicht. Wer Redebedarf hat, den leitet Zwischy an ein Mitglied aus dem Da_Zwischen-Team weiter. Die Hauptamtlichen leisten dann Seelsorge im Chat und verweisen bei Bedarf an andere Unterstützungsangebote.
"Wir sprechen alle an, die auf der Suche sind", sagt Lang. Es gehe darum, mit den Leuten unterwegs zu sein und immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass Gott im Alltag dazwischen sei. Er ist davon überzeugt, dass die Weitergabe des Glaubens auch im digitalen Raum funktionieren kann. "Natürlich ist das anders als mit dem Weihrauch in der Kirche, aber auch im Digitalen können wir Beziehungen aufbauen – und das ist es ja, worum es beim Glauben geht", sagt er.