Weit entfernt von Wohnhäusern, in der Nachbarschaft von Firmen und mit Unkraut überwucherten Feldern, steht im Gewerbegebiet Heuchelhof die Baitul-Aleem-Moschee, das „Haus des Allwissenden“: ein viereckiger flacher Bau, 340 Quadratmeter groß, mit 15 Meter hohem Minarett und einer grünen Kuppel. Hier, in der Edith-Stein-Straße, ist die islamische Ahmadiyya-Gemeinde zu Hause. Am Tag der deutschen Einheit hat sie traditionell, wie rund 1000 weitere islamische Gemeinden in Deutschland, zum Tag der offenen Moschee eingeladen.
Am Drahtzaun, der das 2500 Quadratmeter große Areal umgibt, hängt ein Transparent mit der Aufschrift: „Liebe für alle, Hass für keinen“. Besucherinnen und Besucher erfahren hier, was die Regel ist in Moscheen: herzliches Willkommen und Gastfreundschaft.
Etwa 260 Menschen gehören zur Ahmadiyya-Gemeinde
Die Gemeinschaft stammt aus dem heutigen Pakistan, das zu ihrer Gründungszeit in den 1890erjahren noch Britisch-Indien hieß. Anders als die anderen muslimischen Gemeinschaften betrachtet die Ahmadiyya-Gemeinde den Geistlichen Mirza Ghulam Ahmad (1835 bis 1908) als Mahdi oder verheißenen Messias. Ihre Anhänger müssen in Pakistan und anderen muslimischen Ländern als vermeintliche Häretiker um Leib und Leben fürchten.
Shergil Ahmad Khan ist seit einem knappen Monat der neue Imam, der neue geistliche Vorsteher der Bait-ul-Aleem-Moschee; er ist aus Frankfurt auf den Heuchelhof gezogen. Die Gemeinde, nach Khans Angaben etwa 260 Menschen, finanziert sein Amt aus Spenden.
Khan sagt, die Ahmadiyya wolle den Kontakt zu den anderen muslimischen Gemeinden, „aber wenn einer nicht möchte, dass wir zuhause bei ihm reingehen, können wir ihn natürlich nicht zwingen“. Die Türen seiner Gemeinde seien offen, aber es sei auch schwierig.
Frauen können keine geistlichen Ämter ausüben
Der Imam beschreibt die Ahmadiyya als weltoffen und liberal. Der Begriff „liberal“ ist weniger im westlichen Sinn zu verstehen als im Vergleich der Religionen untereinander. Am augenfälligsten ist die strikte Trennung von Männern und Frauen. Wie unter den Katholiken können Frauen keine geistlichen Ämter ausüben.
Ungewöhnlich im Vergleich mit anderen Religionsgemeinschaften ist, dass der männliche Teil der Gemeinde einen Präsidenten und der weibliche Teil eine Präsidentin wählt. Laut Khan haben die beiden einander nicht dreinzureden. Die Amtsträger werden turnusmäßig gewählt. Vergleichbar mit Kirchenvorständen organisieren sie, unterstützt von weiteren Gemeindemitgliedern, das tagtägliche Gemeindeleben.
Männer und Frauen beten und feiern in der Gemeinde getrennt, auch am Tag der offenen Tür. Trotzdem konnten Angehörige aller Geschlechter alle Räume betreten und miteinander reden. Die Ahmadiyya will so helfen, Vorurteile abzubauen. Hinlangen tun die Gemeindemitglieder aber auch: Traditionell kehren sie in der Silvesternacht mit den Stadtreinigern Würzburgs Straßen.
Ich wusste gar nicht, das es in der Umgebung von Moscheen ein Glyphosatverbot gibt