Die Tore der Bait-ul-Aleem Moschee am Heuchelhofmachen direkt klar, welche Botschaft die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde senden möchte: "Herzlich willkommen" steht da und außerdem "Liebe für alle, Hass für keinen". Heute sind die Schilder freilich nur schwer zu lesen, die Tore sind weit geöffnet, die Gemeinde hat zum Neujahrsempfang geladen.
Das erste, das den Besuchern entgegenschlägt, ist der würzige Geruch nach Kreuzkümmel und Koriander. Unter den Besuchern des Neujahresempfangs erzählt man sich, dass es hier definitiv das beste Essen aller Neujahrsempfänge gebe, freudige Erwartung schwingt mit. Zuerst heißt es jedoch Schuhe ausziehen. Die Räumlichkeiten der Moschee sind mit Teppich ausgelegt, Schuhe sind verboten.
Männer und Frauen der Gemeinde stehen freundlich an den Türen und begrüßen die Gäste. Man scheint sich zu kennen. "Wir waren schon einige Male hier, für uns ist klar, dass man sich in der Nachbarschaft austauscht", sagt Andreas Förster, der mit seiner Ehefrau gekommen ist. Förster ist Vorsitzender des TSV Rottenbauer. Auch, wenn man leider nicht oft Sport zusammen mache, sei der Austausch wichtig: "Man ist in Kontakt, respektiert sich und zeigt, dass man sich mag."
Ausstellung klärt über den Koran auf
Bevor es losgeht, erwartet die Gäste in einem Nebenraum eine kleine Ausstellung. Aufstellschilder sollen über grundlegende Fragen aufklären, die der Gemeinde wichtig zu sein scheinen. Es geht um das Thema Frieden im Islam, das der Koran hochhalten würde. Auch die Rolle der Frau wird thematisiert: "Die Frau hat laut Koran dieselben politischen und sozialen Rechte wie ein Mann", heißt es da. Gemeindemitglieder stehen bereit, falls Gäste Fragen zur Ausstellung haben. "Ich genieße das Hausfrauendasein und würde im Leben nicht mehr arbeiten wollen", erklärt ein weibliches Gemeindemitglied ihrer Gesprächspartnerin. "Wichtig ist die Freiwilligkeit", betont sie. Beide nicken eifrig.
In den Moscheeräumen selbst sind Stühle aufgestellt. Rund 60 Stück sind es, fast alle sind besetzt. Im Eck steht ein schwarz-rot-goldenes Plakat mit der Aufschrift "Wir alle sind Deutschland". Glaubensunterschiede seien keine Rechtfertigung für mangelnde Loyalität gegenüber dem Heimatland.
Gemeindemitglieder unterstützen die Stadtreiniger
Danial Ul-Haque, Jugendbeauftragter der Gemeinde, begrüßt die Gäste. Er zeigt sich dankbar dafür, dass mit Katharina Räth von der SPD, Kerstin Celina von den Grünen und Christine Bötsch auch dieses Jahr wieder so viele politische Vertreterinnen gekommen sind.
Vorgeführt wird ein professionell gemachter Jahresrückblick. Die Gemeinde, die in Deutschland rund 50 000 Mitglieder hat, thematisiert ihr soziales Engagement. Es werden junge Gemeindemitglieder gezeigt, die gemeinschaftlich Blut spenden gehen. Auch Silvester ist ein Thema. Nicht nur in Würzburg stehen die Gemeindemitglieder jedes Jahr um vier Uhr morgens auf, um die Stadtreinigung beim Aufräumen zu unterstützen.
Eine Welt für alle
Die geladenen Politikerinnen kommen zu Wort. Kerstin Celina dankt der Gemeinde für ihr soziales Engagement. Sie appelliert außerdem an alle Besucher und insbesondere an die Frauen, sich politisch zu engagieren, sich für die Politik zur Wahl stellen zu lassen. Christine Bötsch lobt den Leitsatz der Gemeinde. "Liebe für alle, Hass für keinen" sei ein großartiges Motto. "Wir sind alle eine Gesellschaft", betont die Christdemokratin. SPD-Vorsitzende Katharina Räth betont, wie wohl sie sich in der Moschee fühle: "Das ist wie eine andere Welt, aber trotzdem fühlt man sich Zuhause."
"2018, das war WM. Das war aber auch Chemnitz und Donald Trump", ergänzt Imam Arbab Ahmad. In den heutigen Zeiten sei es wichtig, zusammenzuhalten: "Die Welt, in der wir leben, gehört uns allen."