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Würzburg
Funktioniert wie Whatsapp: Würzburger Jungunternehmen sorgt für schnelleren Datenfluss in Medizin und Pflege
Ärzte, Kliniken und Patienten sollen schnell wichtige Daten austauschen können. Wie die Würzburger Firma Awesome mit ihrem TI-Messenger jetzt eine wichtige Rolle spielt.
Alltagstaugliche Chatfunktion für das Gesundheitswesen: Christoph Günther, Geschäftsführer des Würzburger Unternehmens Awesome,  zeigt am Tablet den TI-Messenger.
Foto: Thomas Obermeier | Alltagstaugliche Chatfunktion für das Gesundheitswesen: Christoph Günther, Geschäftsführer des Würzburger Unternehmens Awesome,  zeigt am Tablet den TI-Messenger.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.11.2024 02:38 Uhr

Die Medizin wird immer digitaler - die elektronische Patientenakte ist dafür das aktuellste Beispiel. Jetzt kommt ein Hilfsmittel auf den Markt, das die Kommunikation zwischen allen Beteiligten noch reibungsloser machen könnte: der TI-Messenger. Das Würzburger Jungunternehmen Awesome spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Der TI-Messenger soll Abläufe vor allem schneller machen. Beispiel: Frau Mustermann wird wegen des Verdachts auf Schlaganfall vom Rettungsdienst in eine Klinik gefahren. Schon im Krankenwagen kann der Notarzt lebenswichtige Daten der Patientin ans Krankenhaus schicken – direkt an die relevanten Stellen, die mit Frau Mustermann zu tun haben werden. Umständliche, zeitraubende Telefonate entfallen.

Wie der Einsatz des TI-Messengers aussehen kann

Später kann sich in den Gruppenchat auch das Personal der Pflegestation einschalten, auf der die Frau liegt. Die Akten der Patientin müssen nicht erst lange zusammengetragen und per Post oder Fax übermittelt werden.

Das Beispiel zeigt: Die neue Stufe der Digitalisierung in Medizin und Pflege ähnelt dem, was Millionen von Menschen hierzulande im Alltag als Whatsapp kennen. Der TI-Messenger ist ein Instrument für das Chatten, also für schnelle Botschaften mit Text, Bild, Sprache oder Video.

TI steht für Telematikinfrastruktur und wird von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) als "Datenautobahn des Gesundheitswesens" bezeichnet. Der TI-Messenger kann laut Awesome auf privaten wie dienstlichen Geräten eingesetzt werden.

Die Awesome Technologies Innovationslabor GmbH am Würzburger Hubland wurde 2017 gegründet und hat heute 15 Beschäftigte. Das Unternehmen ist nach eigener Darstellung bundesweit neben Famedly aus Berlin die einzige Firma, das eine Zulassung für einen TI-Messenger erhalten hat. Nun geht es darum, das Instrument zum Einsatz zu bringen.

TI-Messenger: Was es mit der Modellregion Würzburg auf sich hat

Dafür hat Awesome die Stadt Würzburg als Modellregion ausgewählt: Kliniken, Arztpraxen, Apotheken und Pflegeeinrichtungen sind aufgerufen, den TI-Messenger auf seine Alltagstauglichkeit zu testen. Er kann Awesome zufolge als App auf dem Smartphone und auf dem Tablet oder einem haushaltsüblichen Computer genutzt werden.

Die Zeit dafür drängt, denn Mitte 2025 müssten die Krankenkassen den insgesamt 73 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland einen TI-Messenger anbieten, sagt Awesome-Geschäftsführerin Cornelia Kolb.

Wie TI-Messenger und Datenschutz zusammenpassen

"So, wie es jetzt ist, kann es einfach nicht weitergehen", urteilt Kolb über den Alltag im deutschen Gesundheitswesen. Der Datenfluss in der Medizin sei immer noch viel zu fehlerhaft und umständlich. So werde zwischen Arztpraxen, Kliniken, Heimen und Patienten immer noch gefaxt oder per Whatsapp kommuniziert. Das sei allein schon mit Blick auf den Datenschutz problematisch, sagt die Awesome-Geschäftsführerin.

Beim TI-Messenger seien alle Daten sicher, die gesetzlichen Vorgaben würden eingehalten, versichert das Würzburger Unternehmen. "Jede Kommunikation über den TI-Messenger ist mehrfach von dem Zugriff durch Dritte geschützt", hebt auch die Gematik GmbH in Berlin hervor, die deutschlandweit die Verantwortung für die Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen trägt.

TI-Messenger verschiedener Anbieter verstehen sich

Für Awesome-Geschäftsführer Christoph Günther sind TI-Messenger grundsätzlich dazu da, alle Akteure rund um Medizin und Pflege schnell zusammenzubringen. Deshalb seien Chats zwischen Einzelnen genauso möglich wie Nachrichtenübermittlung in eine zuvor festgelegte Gruppe hinein.

Die TI-Messenger verschiedener Anbieter seien so angelegt, dass sie sich untereinander "verstehen", erklärt Günther. Die Anwenderinnen und Anwender könnten sich also frei entscheiden, für welche Variante sie sich entscheiden.

Wie die elektronische Patientenakte in diesem Zusammenhang zu sehen ist 

Der TI-Messenger begleitet die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA). Sie gibt es im Vorlaufstadium seit 2021 und soll Anfang 2025 allen gesetzlich Versicherten in Deutschland zur Verfügung gestellt werden. Die ePA werde "den Austausch und die Nutzung von Gesundheitsdaten vorantreiben", heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium.

Bei einem Infotreffen von Awesome mit Vertretern von Kliniken, Praxen und Apotheken in Würzburg wurde deutlich: Die lokale Gesundheitsbranche ist von einem datensicheren TI-Messenger grundsätzlich überzeugt. Jedoch war Skepsis herauszuhören, dass die Auswahl an digitalen Instrumenten jetzt schon unübersichtlich sei. So meinte ein Teilnehmer: "Wir versperren uns gegenüber dem TI-Messenger nicht – aber wir brauchen richtig praktikable Lösungen."

 
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