
Das ist wohl jedem schon einmal passiert: Man steigt aus dem Bus oder der Bahn und später stellt man fest, dass man etwas vergessen hat. Egal ob Regenschirm, Kuscheltier oder das liebgewonnene Erbstück. In vielen Fällen landen die Gegenstände dann bei Roland Seemann. Er arbeitet seit 35 Jahren im Fundbüro der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV).
Über 2500 vergessene Dinge befinden sich aktuell im Lager der WVV. Nach sechs Monaten werden sie abgeholt und entweder entsorgt oder an das Rote Kreuz und das Luftschloss gespendet.
Das sind die acht kuriosesten Dinge, die im Fundbüro der WVV gelandet sind:
1. Ein verlassener Rollstuhl landete im WVV-Fundbüro in Würzburg

"Ich sage immer, dass Bus und Bahnfahren heilen kann, weil die Leute so viele Krücken und Rollatoren vergessen", sagt Seemann. Das Kurioseste in dem Zusammenhang sei aber ein Rollstuhl gewesen, den eine Person im Bus vergessen hatte. "Das kann man nicht so ganz nachvollziehen." Abgeholt wurde dieser am Ende nie.
2. Ein Golden Retriever landete im WVV-Fundbüro in Würzburg

Einmal habe Seemann einen Golden Retriver bei sich im Fundbüro gehabt. Der Vierbeiner sei jedoch im Laufe des Tages nicht abgeholt worden und der 60-Jährige habe dann das Tierheim verständigen müssen. "Seinetwegen habe ich damals 1,5 Überstunden gemacht", erinnert er sich. Ob der Hund am Ende aus dem Tierheim Würzburg abgeholt wurde, weiß Seemann nicht.
3. Ein Geldbeutel mit 10.000 Euro Bargeld wurde im Fundbüro in Würzburg abgegeben

Beinah täglich landen Geldbeutel im Fundbüro der WVV. Und auch trotz der zunehmenden Digitalisierung gäbe es noch viele Menschen, die teils hohe Summen an Bargeld bei sich haben. "Einmal ist ein Portemonnaie abgegeben worden, mit 10.000 Bargeld." Den Fund hat Seemann dann sofort an die Polizei gemeldet.
Das mache er eigentlich immer ab einem Wert von 200 bis 300 Euro. Denn: "Die Polizei hat viel bessere Möglichkeiten, die Leute zu benachrichtigen." Das Portemonnaie konnte dank Seemann und der Polizei später an einen Restaurantbesitzer aus Würzburg übergeben werden.
4. Das Gebiss einer Opernsängerin ging in der Bahn in Würzburg verloren

"Das kurioseste überhaupt war wohl ein Gebiss, was wir in der Bahn gefunden haben", sagt der WVV-Mitarbeiter. Auch die Geschichte dazu lässt einen staunen: Das Gebiss gehörte einer Opernsängerin aus Hamburg. Die Frau konnte ohne ihre Zähne nicht singen, hatte aber am selben Abend noch einen Auftritt in ihrer Heimatstadt.
"Wir haben uns damals den Arsch aufgerissen, damit sie ihre Zähne wiederbekommt." Ein Fahrer hätte das Gebiss schließlich in der Bahn gefunden und ein Verkehrsmeister habe es dann an den Würzburger Bahnhof gebracht, wo die Frau schon sehnlichst darauf gewartet habe.
5. Ein Diamantring im Wert von 2000 Euro aus dem WVV-Fundbüro in Würzburg

Vor circa fünf bis sechs Jahren landete im Fundbüro der WVV ein mit Diamanten besetzter Goldring. Auch nach sechs Monaten hatte niemand den Ring abgeholt. "Damals gab es noch Auktionen, wo wir die Fundsachen versteigert haben", erinnert sich Seemann. Er habe den Goldring dann an den Auktionator weitergegeben, der ihn auf etwa 2.000 Euro schätzte.
Der Ring kam unter den Hammer und fand einen neuen Besitzer. Die Versteigerungen finden seit 2019 nicht mehr statt, die Kosten seien zu hoch gewesen. Stattdessen werden die Fundsachen nach sechs Monaten entweder zerstört, wenn es sich um Geräte mit personenbezogenen Daten handelt oder an das Rote Kreuz und das Luftschloss in Würzburg gegeben.
6. Ein benutztes altes Festnetztelefon liegt noch im WVV-Fundbüro in Würzburg

Ein ganz aktueller Fund liegt noch im Büro der WVV und wartet darauf, abgeholt zu werden: ein benutztes Festnetztelefon. Erst in der vergangenen Woche hatte es jemand in der Bahn vergessen und bisher nicht abgeholt. Warum ein Festnetztelefon, was außerhalb der Heim-Reichweite nicht funktioniert, in der Bahn liegen bleibt? Diese Geschichte ist noch nicht aufgelöst.
7. Ein Teddybär im rosa Kleidchen ging in Würzburg verloren

Auch eine emotionale Stofftiergeschichte darf im Fundbüro nicht fehlen: Ein kleines Mädchen habe einmal ihren Teddybären mit rosa Kleidchen in der Bahn vergessen. Noch bevor der Gegenstand in das System der WVV eingebucht wurde, kam die Mutter mit ihrer Tochter zum Fundbüro. Die Freude bei dem kleinen Mädchen sei riesig gewesen, ebenso wie ihre Dankbarkeit. Für Seemann sind das die besonders schönen Tage in seinem Job.
8. Ein kleines Kind aus Würzburg, welches vermisst wurde

"Einmal hatte ich hier ein kleines Mädchen, was nur gebrochen Deutsch gesprochen hat", sagt der WVV-Mitarbeiter. Sie sei allein in der Straßenbahn unterwegs gewesen und hatte sich verirrt. Seemann wurde direkt aktiv: "Ich dachte mir, bevor wir viel Zeit verlieren und ich aus dem Mädchen nichts rausbekomme, rufe ich lieber die Polizei." Eine Beamtin hätte dann mit ihr gesprochen und herausgefunden, auf welche Schule sie geht und die Siebenjährige mitgenommen.
"Es stellte sich heraus, dass das Mädchen bereits vermisst gemeldet worden war und die Eltern schon eine große Suchaktion gestartet hatten", sagt Seemann. Am nächsten Tag stand die Mutter plötzlich vor seiner Bürotür. "Die war so glücklich. An solchen Tagen macht es wirklich Spaß zu arbeiten."
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