
Es steht an vielen Tresen, gerade in kleineren Läden: "Nur Bargeld". Aber auch Kundinnen und Kunden in Deutschland zahlen an der Kasse nach wie vor gerne mit Münzen und Scheinen. Allerdings geht die Tendenz zur Kartenzahlung. Ein Bankexperte und Vertreter von Handel und Gastronomie in Unterfranken erklären, was dahinter steckt.
Wie ist das Verhältnis zwischen Bar- und Kartenzahlung in Deutschland?
Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Handelsverbands in Unterfranken, nennt eine Studie der Deutschen Bundesbank von 2019, wonach in drei von vier Fällen Kunden an der Kasse mit Bargeld bezahlten. Dies habe sich durch die Corona-Pandemie, als kontaktloses Zahlen empfohlen wurde, geändert. Michael Storzer, Abteilungsleiter Giro/Payment bei der Sparkasse Mainfranken, schätzt, dass mittlerweile über die Hälfte aller Zahlungen bargeldlos erfolgen. Dies bestätigen aktuelle Zahlen der Deutschen Bundesbank. Im Handel sind es nach Berechnungen des Deutschen Handelsverband über 60 Prozent.
Wird in anderen Ländern öfter bargeldlos bezahlt?
Innerhalb der EU wird laut Global Payments Report 2023 der Boston Consulting Group (BCG) inzwischen nur noch in Italien, auf Malta und in Österreich öfter bar gezahlt als in Deutschland. Spanien und Portugal liegen etwa gleichauf. Im Rest der EU, vor allem in den nordischen Ländern, wird weit weniger mit Bargeld gezahlt.
Warum wird in Deutschland noch oft in Bar bezahlt?
Deutschland sei selbst in der Fläche sehr gut mit Geldautomaten versorgt, sagt Michael Storzer von der Sparkasse Mainfranken. Norwegen liege bei der Kartenzahlung ganz vorne, dort könne der Weg zum nächsten Geldautomaten aber auch schon mal 50 Kilometer und mehr betragen. Dazu komme eine gewisse Liebe zum Bargeld, sagt Storzer. Das zeige sich schon im Spruch "Nur Bares ist Wahres". Und es gebe in Deutschland eine gewisse Angst, durch Kartenzahlung transparent oder kontrollierbar zu werden - auch wenn sie unbegründet sei.

Warum bieten viele Läden und Dienstleiter keine Kartenzahlung an?
Volker Wedde führt die nicht unerheblichen Kosten an: Zu den Kosten für Kartenterminal und Service kämen pro Transaktion Abwicklungsgebühren, Autorisierungsentgelte sowie die Buchungsentgelte bei der Bank, sagt der Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbandes. Viele Geschäfte würden sich an den Wünschen der Kunden orientieren und meist beide Zahlungsmethoden anbieten. Zahlungsexperte Michael Storzer glaubt, viele Händler würden nicht berücksichtigen, dass sie Kundschaft verlieren, wenn sie keine Zahlmöglichkeit mit Karte oder Kreditkarte anbieten.
Wie sieht es in der Gastronomie aus?
Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes in Unterfranken, geht davon aus, dass in den Städten die Möglichkeit der Kartenzahlung in Restaurants gegen 100 Prozent geht. Anders sehe es in ländlichen Gebieten aus, wo Gaststätten oft nur am Wochenende geöffnet hätten und ganz auf Bargeld setzen. In Hotels und Gasthäusern sei Kartenzahlung auch dort immer möglich.
Kostet die Kartenzahlung für den Händler mehr als Barzahlung?
Einer Studie der Deutschen Bundesbank und des wissenschaftlichen Instituts des Handels "EHI Retail" aus dem Jahr 2019 zufolge kommt die Barzahlung den Händler günstiger. Eine Kartenzahlung koste ihn im Schnitt 33 Cent. Aber auch Barzahlungen kosten: Das Geld muss gezählt, verwaltet und von Sicherheitsdiensten transportiert werden. Eine Barzahlung koste im Schnitt aber nur 24 Cent pro Transaktion.
Kostet Bezahlen mit Kreditkarte den Händler mehr als mit Girocard?
Bezahlen mit Kreditkarte kostet den Händler deutlich mehr. Dafür werde gewährleistet, dass das Geld auch länderübergreifend garantiert und sicher kommt, sagt Michael Storzer. Dies sei bis 2016 sehr teuer gewesen. Die EU habe dies reguliert, aktuell betragen die anfallenden Kosten rund ein bis eineinhalb Prozent des Umsatzes. Bei einer Girocard seien es 0,25 Prozent des Umsatzes.

Bar oder mit Karte - was geht an der Kasse schneller?
In einer aktuellen Studie der Bundesbank von 2023 schneidet die Bargeldzahlung, was die anfallende Zeit betrifft, überraschend gut ab. Am schnellsten aber ist mit durchschnittlich 14 Sekunden das Bezahlen mit Smartphone oder Smartwatch. Mit 18,7 Sekunden liegt die Barzahlung auf Platz zwei - vor der kontaktlosen Kartenzahlung mit 19,3 Sekunden. Einen großen Unterschied macht es aus, ob ohne Authentifizierung gezahlt wird - oder eine PIN eingegeben oder eine Unterschrift geleistet werden muss. Meist hängt dies von der Höhe des Betrages oder des verwendeten Terminals ab.
Gehört die Zukunft dem bargeldlosen Bezahlen?
Michael Storzer, Zahlungsexperte bei der Sparkasse Mainfranken, sieht einen Trend, Bank- oder Kreditkarten auf Smartphone oder Smartwatch zu digitalisieren. Selbst auf einen Armreif könnte man die Daten laden und damit bezahlen. Auch die Händler würden schon jetzt kein Terminal mehr benötigen. Sie könnten mit einer App auf ihrem Smartphone kassieren - das sei gerade für kleine oder mobile Händler sehr praktisch. Zudem werde die Biometrie, also Gesichtserkennung oder Fingerabdruck, zur Identifizierung zunehmend die PIN-Nummer oder Unterschrift ablösen.
Auch für Händler ist die bargeldlose Zahlung eigentlich die kostengünstigste Alternative. Selten werden die Gesamtkosten ermittelt und im Mischbetrieb (Bargeld +bargeldlos) können nur ein Teil der Bargeldkosten reduziert werden.
Money for nothing.
Und je nach Kontogebührenmodell müssen weitere Kosten erwartet werden.
Da gibts tatsächlich Banken, die für jede Kartenzahlung und jede Lastschrift 49Cent aufrufen. (Stand 2024)
Mit ihrer Zahlung haben sie sich genauso wie mit ihrer Payback Karte lesbar gemacht.
Bei Barzahlung weiß man genau nichts über ihr Einkaufsverhalten - nein stimmt nicht - man weiß, dass sie Barzahler sind. Sie müssen für Barzahlung übrigens keinen Cent extra zahlen.
Einfach nach Belieben immer an der Preisschraube drehen, geht schon mal nach hinten los, genauso wie der umgekehrte Weg beim Händler. Hauptsache billiger, bspw. Konkurrenz unterbieten, Risiken nicht einzupreisen, um „Markt zu kaufen“, hat Grenzen, außer bisher in China :-). Nachdem Sparkassen &VR-Banken in 2023 ihre gutmütigen treuen Kunden (vlt.vor allem die älteren ohne Internet-Affinität) mit extrem niedrigen bis Null-Zinsen richtig „abgezockt“ haben, s. Wirtschaftspresse dazu!, werden die auf Dauer für diese Politik wohl sogar ältere Stammkunden verlieren. Wenn man liest, dass da deutschlandweit in Milliarden das höchste verdient wurde, mehr als bei der üblicherweise geschmähten Deutschen Bank..
Handwerker sind umgekehrt manchm. ein gutes Beispiel. Schlimmstenfalls sitzt der Kunde später mit seinem Mängelanspruch arm da, wird noch teurer.
Jeder Kauf beeinflusst etwas mit.
Nicht zuletzt muss man dann differenzieren zwischen den Zahlungsarten, was nach Umsatz und was nach Transaktionskosten bepreist ist usw.
Doch die eigentliche Schwierigkeit liegt in der Risikobewertung für Fehler, Betrug inkl. Falschgeld, Sprengungen, Überfälle o.ä. - letztere haben bei den Banken "zugunsten" der Sprengungen und des Internets abgenommen. Im Handel sicher auch in den Kassenbereichen, Kassendifferenzen.
Nicht zuletzt muss man fragen, inwieweit die digitalen Prozesse weniger Personal benötigen, da hat sich schon viel getan, und der demographische Wandel wird noch mehr Druck machen.
M. E. gehört die Zukunft den Karten, Klimpergeld z.B. für die Garderobe in der Oper, für den Musikanten in der Fußgängenzone oder "leises" für's Trinkgeld, muss bleiben!
https://www.br.de/nachrichten/bayern/16-bier-einzeln-mit-karte-bezahlt-polizeieinsatz-in-mamming,UHM1r8m
Zu fortschrittlich sollte man dann doch nicht sein.
😅
Sicher ist das mit den Karten auch nicht unbedingt. Mit einem mobilen Kartenlesegerät an einem Geldbeutel in der Hosentasche, in dem eine Karte steckt, lässt sich durchaus Geld abbuchen, solange keine PIN erforderlich ist. Das wurde im TV demonstriert.
Und was die Hygiene betrifft, haben wir wahrscheinlich ein Unentschieden: Größere Mengen Geld zählen ohne Handschuhe ist für Kassenpersonal schon bedenklich, für uns Kunden fängt es beim Pinpad des Kassenautomaten an, steigert sich (auch TV-dokumentiert) beim Touchscreen eines Fastfood-Restaurants und erreicht die höchste Ekelstufe bei den Displays der Post-Packstationen.
Vielleicht sollte man mal die Enkeltrick Betrüger und die Schutzgelderpresser gegen die Automatensprenger einsetzen. In diesem Branchen ist man schließlich auf Bargeld angewiesen.
Gefühlt entlaste ich damit den Kassier, nestle nicht mit unnötiger Zeitverschwendung im Geldbeutel rum wo ne riesige Schlange von Kunden ansteht. Barzahlung nur, wenn an der Kasse nichts los ist.
Und durch Kartenzahlung sehe ich genau, wo ich das Geld gelassen habe.
Ich finde es gut dass die Menschen den digitalen Zahlungsmethoden gegenüber kritisch bleiben, auch wenn vornehmlich anderes propagiert wird.
Genaugenommen der einzige Grund für mich ist eigentlich nur, das viele ältere Mitbürger von der Zahlung ausgeschlossen werden.
Es hat, das habe ich selbst, obwohl in Betrugsvorbeugung geschult und umsichtig, an der Supermarktkasse erlebt, einen riesengroßen Vorteil: nach der Zahlung, den Geldbeutel kurz in der nach oben noch offenen Handtasche - war die weg! Erst beim Einladen im Auto gemerkt - dumm gelaufen! Die div. Karten konnte ich gleich sperren, 300 Euro Bargeld, ausnahmsweise eher viel - waren weg! Selbst schuld.
Mein Fazit: etwas Bargeld braucht es, Trinkgelder, ein "Bedürftiger" auf dem Pflaster, Parkgebühren, wo es anders nicht geht, o.ä. - alles andere ist m. E. von Vorteil für alle.
M. E. ist die Risikobewertung von jeder Seite hier zu knapp!