"Wir haben unseren Bietern Vertraulichkeit zugesichert und daran halten wir uns", erklärt Kämmerer Robert Scheller zum Verkauf der Frankenhalle. Wie berichtet führt die Stadt diesen unter Ausschluss der Öffentlichkeit durch. "Grünes Stadttor Würzburg", eine Gesellschaft der Würzburger Familien Seissiger und Spatz,hat ihr Konzept allerdings inzwischen öffentlich gemacht. "Wenn ein Bieter das von sich aus tut, ist das etwas anderes", erklärt Scheller dazu.
Nach Information dieser Redaktion haben sieben Investoren seit März Angebote für das 6000 Quadratmeter große städtische Grundstück abgeben. Drei Konzepte wurden dem Stadtrat hinter verschlossenen Türen vorgestellt. Eines davon soll im September ausgesucht werden _ wiederum in nicht öffentlicher Sitzung.
Frankenhalle ist eine "heikle Immobilie"
Wie die Reaktion erfahren hat, gibt es ganz unterschiedliche und sehr interessante Ideen zur Nutzung der Halle und zur Bebauung des Areals. Diese könnte man öffentlich im Stadtrat besprechen, wenn dabei in einer ersten Bewertungsrunde nur die Konzepte und nicht die angebotenen Kaufpreise auf den Tisch kommen.
"Darüber haben wir uns lange Gedanken gemacht und es mit den Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats abgestimmt", erklärt Scheller. "Wir sind aber der Meinung, dass man bei diesem komplexen Grundstück die Angebote nicht bewerten kann, wenn man den Preis komplett herausnimmt." Die Frankenhalle nennt Scheller eine "heikle Immoblie".
Tatsächlich versucht die Stadt mit dem denkmalgeschützten 30er-Jahre Bau schon seit fast 20 Jahren etwas anzufangen. Bis 1999 wurden dort Zuchtbullen und Jungsauen versteigert, seitdem steht die Halle leer. Erst suchte die Stadt vergeblich einen Käufer, dann plante man dort die Ausweichspielstätte des Mainfranken Theaters - das scheiterte an den kalkulierten Kosten von rund 14 Millionen Euro. Dazwischen investierte man einige hunderttausend Euro in die Vernichtung von Holzwürmern und die Abdichtung des Dachs. Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Wertgutachten hat 1,95 Millionen Euro als Mindestpreis festgelegt.
Prominentes Areal
Laut Malte Nieschalk, Fachanwalt für Medienrecht, hat die Presse aber einen Anspruch darauf, zu erfahren, welche Konzepte für das prominente Areal vorgestellt worden sind. "Denn die Öffentlichkeit hat ein anerkennens- und schützenswertes Interesse daran, zu erfahren, welche Konzepte für das prominente Areal vorgestellt werden."
Prominent ist die Immobilie in der Veitshöchheimter Straße zum einen, weil ihr Schicksal seit 20 Jahren immer wieder in den Schlagzeilen ist. Zum anderen erwartet man von ihrer Nutzung eine Aufwertung des gesamten Quartiers Alter Hafen und zum dritten prägt eine Bebauung der Fläche den Blick auf den Steinberg - letzteres habendie Animationen des Investors "Grünes Stadtor Würzburg" eindrucksvoll demonstriert.
Laut Nieschalk könnte die Stadt die verschiedenen Konzepte anonymisiert vorstellen, so dass man nicht weiß welcher Investor dahinter steht und welcher Kaufpreis dafür angeboten wird. Es sei nicht nachvollziehbar, aus welchem Grund die Stadt diese Auskunft verweigert.
Steidle fordert transparentes Verfahren
Die Stadt Würzburg argumentiert dagegen, dass es sich um ein typisches Grundstücksgeschäft handelt, bei dem die Öffentlichkeit außen vor bleiben kann. Außerdem gehöre das "Eigentum der Ideen hinter den Konzepten den Investoren", meint Scheller.
Auch Stadtheimatpfleger Hans Steidle kritisiert das Vorgehen der Stadt bei der Frankenhalle. "Solche städtebaulich wichtigen Projekte gehören öffentlich diskutiert", sagt Steidle. Zum Beispiel in der Kommission für Stadtbild und Architektur. Deren Sachverstand sei genau dafür da. Wenn den Bürgern statt einer offenen Diskussion nur deren Ergebnis vorgestellt werde, führe das zu Gerüchten und Verdächtigungen. "Mit einem transparenten Verfahren beugt man dem vor."