
Es schien eine unendliche Geschichte, der Streit zwischen den Anwohnern im Maintal und den Flugsportlern am Schenkenturm um den Fluglärm ihres Schleppflugzeuges, durch den sich die Maintalbewohner, die in der Flugschneise wohnen, besonders an schönen Wochenenden und Feiertagen gestört fühlten. Es gäbe viel zu schreiben über Lärmmessboxen, die die Gemeinden anschafften, über Anwälte, die eingeschaltet wurden, über leisere Auspuffanlagen oder Vorschläge für Windenstarts der Segelflieger, die am Naturschutz scheiterten.
Doch das ist Geschichte, am Sonntag wurde auf dem Flugplatz am Schenkenturm das neue, nur noch halb so laute Schleppflugzeug der Flugsportler offiziell in Dienst genommen. Inoffiziell fliegt es zwar schon länger, aber Corona verhinderte bislang den geplanten feierlichen Akt, mit dem die Flugsportler nicht nur das Flugzeug feiern wollten, sondern auch Danke sagen für die Unterstützung der öffentlichen Hand. Und alle waren gekommen: Aus Würzburg Oberbürgermeister Christian Schuchardt, aus Zell Bürgermeister Joachim Kipke, aus Margetshöchheim Bürgermeister Waldemar Brohm, sein Kollege Jürgen Götz aus Veitshöchheim sowie Landrat Thomas Eberth.
Denn möglich geworden war der Kauf des leiseren Flugzeugs nicht nur durch eine Gesetzesänderung, die es nun auch Leichtflugzeugen möglich machte, als "Schlepper" zu dienen – denn alleine hätten die Flugsportler die rund 160 000 Euro teure Anschaffung nicht stemmen können. So hatten sich Veitshöchheim und Margetshöchheim beteiligt, in Zell sammelten die Bürger selbst, weil der Gemeinderat nicht die Gemeindekasse belasten wollte.
Den Löwenanteil übernahmen, wenn auch teilweise erst nach längerer Diskussion, die Stadt Würzburg, weil Teile von Ober- und Unterdürrbach in der Flugschneise liegen, sowie der Landkreis Würzburg. Auch die Sparkassenstiftung sowie private Spender und Würzburger Unternehmen gaben Geld und brachten so gut die Hälfte des Kaufpreises auf. Die andere Hälfte finanzierte der Flugsportclub, auch durch den Verkauf des bisherigen lauteren Schleppflugzeugs.
In E-Mails sei die Neuanschaffung gelobt worden
"Das waren harte Jahre gewesen", sagt Michael Hoffmann, Vorsitzender des Flugsportclubs am Schenkenturm. "Aber jetzt ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht", weiß er. "Selbst unsere früher größten Gegner haben uns gesagt: Das ist ja völlig unglaublich." In E-Mails sei die Neuanschaffung gelobt worden, freut er sich. "Wir haben bislang nur positive Rückmeldungen erhalten und meines Wissens in diesem Jahr auch noch keine einzige Beschwerde wegen Lärmbelästigung."

"Es sind weniger Beschwerden geworden", relativiert Waldemar Brohm, Bürgermeister von Margetshöchheim. Die Gemeinde hatte 2500 Euro beigesteuert. "Ich verbringe ja viel Zeit im Freien und kann sagen, ja es ist deutlich besser geworden", weiß er. "Früher hatte ich bei schönem Wetter zwei oder drei Anrufe pro Tag deswegen, das hat deutlich nachgelassen. Insofern hat sich das Geld schon rentiert."
Lärmgeplagte nehmen positive Veränderung wahr
In Zell wollte der Gemeinderat nichts geben, da machten sich Bürger auf und sammelten ebenfalls 2500 Euro. Werner Reinhart gehört zu den Lärmgeplagten, er wohnt am Scheckert in der Flugschneise. "Warum der Gemeinderat das abgelehnt hat, habe ich nie verstanden", sagt er, "denn das hat sich auf jeden Fall gelohnt, es ist wahrnehmbar leiser geworden, das Ziel wurde erreicht."
Und auch auf der anderen Mainseite in Veitshöchheim, wo man 5000 Euro beigesteuert hatte, berichtet Bürgermeister Jürgen Götz: "Ich kann es selbst nicht beurteilen, aber ich habe in diesem Jahr noch keine Beschwerden bekommen, also gehe ich davon aus, dass das besser geworden ist. Es scheint also zu funktionieren"
Freibier oder Freischoppen? Nur so wäre die Anwesenheit einer bestimmten Person auf dem Bild erklärbar.
Seit Jahren nimmt der Lärm auch über dem Raum Würzburg/Spessart/Odenwald zu - Corona und die damit verbundene minimierten Flugbewegungen waren direkt eine Erholung für Geist und Seele.
Vereine werden, egal ob Fußball oder Kleintierzucht, immer wieder von der öffentlichen Hand unterstützt. Hier, am Beispiel Flugsportclub, ist aber sogar die Sachlage anders, denn, soweit ich das verstanden habe, geht es weniger um die Flugsportbegeisterten als um die umliegenden Anwohner, die sich durch den Lärm gestört fühlten.
Wenn der Lärm so intensiv ist, daß die Anwohner sich massiv beschweren weil es sie in der Ruhezeit beeinträchtigt, und es keine andere Lösung gibt, dann, aber nur dann, hat das vielleicht eine Chance