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Würzburg
Fluglärm: Warum es am Würzburger Schenkenturm jetzt leiser ist
Lange stritten sich die Flugsportler mit den Bewohnern des Maintales, weil denen das Schleppflugzeug der Segelflieger zu laut war. Warum das Problem jetzt keines mehr ist.
Am Würzburger Schenkenturm ist nun ein leiseres Schleppflugzeug im Einsatz.
Foto: Silvia Gralla | Am Würzburger Schenkenturm ist nun ein leiseres Schleppflugzeug im Einsatz.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 09.02.2024 12:59 Uhr

Es schien eine unendliche Geschichte, der Streit zwischen den Anwohnern im Maintal und den Flugsportlern am Schenkenturm um den Fluglärm ihres Schleppflugzeuges, durch den sich die Maintalbewohner, die in der Flugschneise wohnen, besonders an schönen Wochenenden und Feiertagen gestört fühlten. Es gäbe viel zu schreiben über Lärmmessboxen, die die Gemeinden anschafften, über Anwälte, die eingeschaltet wurden, über leisere Auspuffanlagen oder Vorschläge für Windenstarts der Segelflieger, die am Naturschutz scheiterten. 

"Wir haben bislang nur positive Rückmeldungen erhalten."
Michael Hoffmann - Flugsportclub Würzburg

Doch das ist Geschichte, am Sonntag wurde auf dem Flugplatz am Schenkenturm das neue, nur noch halb so laute Schleppflugzeug der Flugsportler offiziell in Dienst genommen. Inoffiziell fliegt es zwar schon länger, aber Corona verhinderte bislang den geplanten feierlichen Akt, mit dem die Flugsportler nicht nur das Flugzeug feiern wollten, sondern auch Danke sagen für die Unterstützung der öffentlichen Hand. Und alle waren gekommen: Aus Würzburg Oberbürgermeister Christian Schuchardt, aus Zell Bürgermeister Joachim Kipke, aus Margetshöchheim Bürgermeister Waldemar Brohm, sein Kollege Jürgen Götz aus Veitshöchheim sowie Landrat Thomas Eberth.

Denn möglich geworden war der Kauf des leiseren Flugzeugs nicht nur durch eine Gesetzesänderung, die es nun auch Leichtflugzeugen möglich machte, als "Schlepper" zu dienen – denn alleine hätten die Flugsportler die rund 160 000 Euro teure Anschaffung nicht stemmen können. So hatten sich Veitshöchheim und Margetshöchheim beteiligt, in Zell sammelten die Bürger selbst, weil der Gemeinderat nicht die Gemeindekasse belasten wollte.

Den Löwenanteil übernahmen, wenn auch teilweise erst nach längerer Diskussion, die Stadt Würzburg, weil Teile von Ober- und Unterdürrbach in der Flugschneise liegen, sowie der Landkreis Würzburg. Auch  die Sparkassenstiftung sowie private Spender und Würzburger Unternehmen gaben Geld und brachten so gut die Hälfte des Kaufpreises auf. Die andere Hälfte finanzierte der Flugsportclub, auch durch den Verkauf des bisherigen lauteren Schleppflugzeugs. 

In E-Mails sei die Neuanschaffung gelobt worden

"Das waren harte Jahre gewesen", sagt Michael Hoffmann, Vorsitzender des Flugsportclubs am Schenkenturm. "Aber jetzt ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht", weiß er. "Selbst unsere früher größten Gegner haben uns gesagt: Das ist ja völlig unglaublich." In E-Mails sei die Neuanschaffung  gelobt worden, freut er sich.  "Wir haben bislang nur positive Rückmeldungen erhalten und meines Wissens in diesem Jahr auch noch keine einzige Beschwerde wegen Lärmbelästigung."

Bei der Vorstellung des leiseren Schleppflugzeugs am Schenkenturm waren vor Ort (von links): Margetshöchheims Bürgermeister Waldemar Brohm, Zells Bürgermeister Joachim Kipke, Landrat Thomas Eberth, Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Leopold Buschmann-Gräf vom FSCW und der Würzburger Stadtrat Adolf Bauer.
Foto: Silvia Gralla | Bei der Vorstellung des leiseren Schleppflugzeugs am Schenkenturm waren vor Ort (von links): Margetshöchheims Bürgermeister Waldemar Brohm, Zells Bürgermeister Joachim Kipke, Landrat Thomas Eberth, Veitshöchheims ...

"Es sind weniger Beschwerden geworden", relativiert Waldemar Brohm, Bürgermeister von Margetshöchheim. Die Gemeinde hatte 2500 Euro beigesteuert. "Ich verbringe ja viel Zeit im Freien und kann sagen, ja es ist deutlich besser geworden", weiß er. "Früher hatte ich bei schönem Wetter zwei oder drei Anrufe pro Tag deswegen, das hat deutlich nachgelassen. Insofern hat sich das Geld schon rentiert."

Lärmgeplagte nehmen positive Veränderung wahr

In Zell wollte der Gemeinderat nichts geben, da machten sich Bürger auf und sammelten ebenfalls 2500 Euro. Werner Reinhart gehört zu den Lärmgeplagten, er wohnt am Scheckert in der Flugschneise. "Warum der Gemeinderat das abgelehnt hat, habe ich nie verstanden", sagt er, "denn das hat sich auf  jeden Fall gelohnt, es ist wahrnehmbar leiser geworden, das Ziel wurde erreicht." 

Und auch auf der anderen Mainseite in Veitshöchheim, wo man 5000 Euro beigesteuert hatte,  berichtet Bürgermeister  Jürgen Götz: "Ich kann es selbst nicht beurteilen, aber ich habe in diesem Jahr noch keine Beschwerden bekommen, also gehe ich davon aus, dass das besser geworden ist. Es scheint also zu funktionieren"

 
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Kommentare
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  • R. G.
    nach wie vor höre ich den brummkreisel (schleppfluggerät) für den segelflieger an sonn- und feiertagen stundenlang über unseren fluren kreisen.
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  • D. H.
    Gab´s eigentlich
    Freibier oder Freischoppen? Nur so wäre die Anwesenheit einer bestimmten Person auf dem Bild erklärbar.
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  • H. M.
    Hihihi, die Frage haben Sie schon selbst beantwortet.
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  • U. S.
    Wann werden endlich Proteste über die Einflugschneise Richtung Flughafen Frankfurt laut?

    Seit Jahren nimmt der Lärm auch über dem Raum Würzburg/Spessart/Odenwald zu - Corona und die damit verbundene minimierten Flugbewegungen waren direkt eine Erholung für Geist und Seele.
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  • W. P.
    Warum wird das Hobby einiger weniger mit öffentlichen Geldern finanziert?
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  • G. K.
    @mainpostonline
    Vereine werden, egal ob Fußball oder Kleintierzucht, immer wieder von der öffentlichen Hand unterstützt. Hier, am Beispiel Flugsportclub, ist aber sogar die Sachlage anders, denn, soweit ich das verstanden habe, geht es weniger um die Flugsportbegeisterten als um die umliegenden Anwohner, die sich durch den Lärm gestört fühlten.
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  • N. T.
    Nach der Argumentation hätten Motorradclubs und Obst- und Gartenbauvereine, deren Mitglieder sich lärmgedämpfte Rasenmäher anschaffen wollen, auch ein Recht auf Zuschüsse.
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  • G. K.
    @peterlesbub

    Wenn der Lärm so intensiv ist, daß die Anwohner sich massiv beschweren weil es sie in der Ruhezeit beeinträchtigt, und es keine andere Lösung gibt, dann, aber nur dann, hat das vielleicht eine Chance zwinkern
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  • E. O.
    Es ist nun einmal ein öffentlicher Verkehrslandeplatz. Das neue Schleppflugzeug ist für alle ein Gewinn, ruhig in der Luft, wir können es nur bestätigen.
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