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Würzburg
Flieger am Schenkenturm: Herrscht bald  "himmlische Ruh"?
Lang klagt man schon im Maintal über den Lärm des Schleppflugzeugs der Segelflieger vom Schenkenturm. Wie der Flugsportclub jetzt Abhilfe schaffen will.
Da schweben sie. Damit die Bewohner des Maintals und im Dürrbachtal demnächst ruhigere Wochenenden genießen können, wird ab dem kommenden Jahr eine leise Maschine vom Typ DYNAMIC WT 9-UL des tschechischen Herstellers ISS Aviation die Segelflieger des Flugsportclubs Würzburg in die Höhe ziehen.
Foto: ISS-AVIATION | Da schweben sie. Damit die Bewohner des Maintals und im Dürrbachtal demnächst ruhigere Wochenenden genießen können, wird ab dem kommenden Jahr eine leise Maschine vom Typ DYNAMIC WT 9-UL des tschechischen Herstellers ...
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 22:17 Uhr

Jahrelang hatten sie sich beklagt, die Bewohner der Maintalgemeinden Zell, Margetshöchheim und Veitshöchheim und die Einwohner der Würzburger Stadtteile Ober- und Unterdürrbach. Jetzt können sie ein wenig aufatmen. Denn mehr "himmlische Ruhe" ist nicht mehr fern. 

In der kürzlich abgehaltenen Jahreshauptversammlung des Flugsportsclubs Würzburg im Hangar des FSCW am Schenkenturm  informierte nämlich Vorsitzender Michael Hoffmann,  dass das leise Schleppflugzeug, das die Geräuschbelästigung der Maintal- und Dürrbachtalbewohner deutlich verringern soll, im Oktober ausgeliefert werden wird. Ab der nächsten Saison, so erläuterte sein Stellvertreter Leopold Buschmann am Telefon auf Anfrage, werde es die Segelflieger in die Höhe ziehen können. 

"Wenn alle ihre Zusagen einhalten, können wir es auch bezahlen."
Leopold Buschmann - Flugsportclub Würzburg

Vorangegangen war ein jahrelanger Zwist der Maintalbewohner mit dem  Flugsportfreunden. Obwohl das Motorengeräusch des derzeit noch eingesetzten, schon 2011 mit einem teuren Spezialauspuff versehenen Schleppflugzeugs nach Untersuchungen des Luftamtes Nordbayern noch im "zumutbaren Bereich" liegt, wollte man sich im Vorstand um eine weitere Verringerung der Geräuschemissionen bemühen. 

Eine solche Maschine vom Typ DYNAMIC WT 9-UL des tschechischen Herstellers ISS Aviation hat der Flugsportclub Würzburg am Schenkenturm als Ersatz für seine bisherige Schleppmaschine jetzt bestellt. Geliefert werden soll sie im Oktober. Kostenpunkt: 160 000 Euro.
Foto: ISS-AVIATION | Eine solche Maschine vom Typ DYNAMIC WT 9-UL des tschechischen Herstellers ISS Aviation hat der Flugsportclub Würzburg am Schenkenturm als Ersatz für seine bisherige Schleppmaschine jetzt bestellt.

Der geplante Bau einer leisen Seilwinde für die Segelflieger-Starts scheiterte am Veto der unteren Naturschutzbehörde und des Bund Naturschutz (BN). Denn dafür hätte die Start- und Landebahn verlängert werden müssen. Aber dafür wären Flächen benötigt worden, auf denen Trockenrasen kartiert sei, hieß es. BN-Kreisgeschäftsführer Steffen Jodl hatte zudem befürchtet, dass nach der Verlängerung der Bahn auch größere Flugzeuge am Schenkenfeld starten und landen dürften und sich das Lärmaufkommen eher erhöhe.

Rund 160 000 Euro kostet eine neue, leisere Schleppmaschine

Da kam eine Änderung der Luftfahrtgesetze gerade recht, die es möglich macht, nun leisere Ultraleichtflugzeuge für das Schleppen von Segelfliegern einzusetzen. Schnell hatten die Flugsportler ihr Auge auf eine Maschine vom Typ DYNAMIC WT 9-UL des tschechischen Herstellers ISS Aviation geworfen. Geräuschmessungen des Luftamtes Nordbayern mit einer solchen Maschine am Schenkenturm ergaben, dass sich so die Geräuschemissionen um rund zehn Dezibel verringen lassen könnten. Das Problem: Der Preis. Rund 160 000 Euro kostet eine solche Maschine, eine Summe, die der FSCW nicht alleine stemmen konnte, selbst wenn er sein bisheriges Schleppflugzeug verkaufen würde.

Man suchte die Hilfe der Politik - und bekam sie

Man suchte die Hilfe der Politik - und bekam sie. "Dafür sind wir sehr dankbar", sagt Buschmann. Die Stadt Würzburg sagte im Haushalt 2019 erst 25 000 Euro zu, für den Haushalt 2020 erhöhte der Stadtrat diese Förderzusage auf 50 000 Euro. Die Begründung: Von dem Kauf würden auch Bürger der Stadt Würzburg im Dürrbachtal profitieren. Nur eine Bedingung gab es: Auch der Landkreis müsste sein Scherflein beitragen. Das tat der Kreis dann auch, nicht ohne Bauchgrimmen und lange Beratung. 10 000 Euro gab es für die Flieger, aber wieder nur unter einer Bedingung: Auch die Gemeinde Zell müsse einen Beitrag leisten. Margetshöchheim mit 2500 Euro und Veitshöchheim mit 5000 Euro hatten ihre Beteiligung zuvor bereits zugesagt, nur der Zeller Gemeinderat zeigte sich hartleibig und lehnte eine Beteiligung ab. Auch wenn sich die damalige Zeller Bürgermeisterin Anita Feuerbach im Vorfeld dafür ausgesprochen hatte.

Das alte Schleppflugzeug wird verkauft

Also sammelten Zeller Bürger. "Rund 2700 Euro kamen da zusammen", bestätigt Buschmann. Hinzu kam eine Zusage über 5000 Euro von der Sparkassenstiftung, auch Privatleute gaben Geld.  Doch bleibe für den FSCW immer noch ein Anteil von rund 100 000 Euro, sagt er. Das alte Flugzeug wird verkauft, das werde aber nicht genügen. "Wir rechnen sogar die erwartete Spriteinsparung des neuen Schleppflugzeugs in den kommenden zehn Jahren in die Finanzierung mit ein", sagt Buschmann. "Das Flugzeug ist bestellt und einen Liefertermin im Oktober haben wir auch. Und wenn alle ihre Zusagen einhalten, können wir es auch bezahlen."

Anzeige für den Anbieter Google Maps über den Consent-Anbieter verweigert

"Für die Bürger, die von den zuletzt wieder stärker werdenden Flugbewegungen tangiert wurden, ist das sicherlich eine gute Nachricht", sagt Jürgen Götz, Bürgermeister von Veitshöchheim. "An die zugesagte Unterstützung halten wir uns auch, wenn die an die Zusage gekoppelten Bedingungen eingehalten werden." Das sei zum einen die Offenlegung der Finanzen des Vereins gewesen und dass die anderen Beteiligten auch ihre Förderzusage einhalten.  "Wir freuen uns jetzt auf die Aussicht, dass es etwas leiser wird", schließt Götz.

"Wir sind froh, dass der Dialog, den wir mit dem Flugsportclub geführt haben, jetzt auch Früchte trägt", kommentiert Waldemar Brohm, Bürgermeister von Margetshöchheim. "Ich freue mich vor allem für die Bevölkerung, dass in naher Zukunft ein Ende dieser Lärmbelästigungen absehbar ist." Mit der zugesagten Unterstützung sei es nie darum gegangen, einen Sportclub zu privilegieren, versichert er. "Es ging uns darum, Sport und Leben nebeneinander erträglich zu machen. Das war das Ziel und ich glaube, dass die Mittel dafür gut angelegt sind." 

 
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Kommentare
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  • G. L.
    Sponsor des aktuell Schleppflugzeuges ist übrigens MainPost Logistik... Vielleicht deswegen auch die zahme Berichterstattung der Main Post 😉
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  • N. T.
    Aus gut informierten Kreisen kann man hören, dass die Hells Angels demnächst neue Motorräder brauchen.
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  • G. S.
    Prima!
    die Sparkassenstiftung gibt einen Zuschuss für ein neues Flugzeug.
    In Unterfranken werden Sparkassenfilialen geschlossen.
    Sind jetzt fliegende Sparkassenfilialen geplant?
    Bitte bei Frau Bär nachfragen.
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  • G. L.
    Der große Witz an der Sache ist, dass der FSCW schon seit Jahren ein anderes Ultraleichtflugzeug (Remos GX) mit einer Schleppkupplung besitzt und dieses scheinbar nicht dafür nutzt.
    Der Verein hat ein paar Dumme gefunden, die Ihnen ein brandneues Flugzeug finanzieren, unter dem Deckmantel des Lärmschutzes. (Sie hätten auch Ihren jetzigen Flieger mit etwas Aufschlag gegen einen Gebrauchten eintauschen können - Aber ein neuer Flieger mit Steuergeldern finanziert ist natürlich besser.)
    Wie im Artikel zur Jahreshauptversammlung 2020 des FSCW geschrieben steht, dankt der Verein den Stadträten: Feldinger, Spatz und den Bürgermeistern Bauer und Schuchardt für die tatkräftige Unterstützung bei der Finanzierung des neuen Flugzeuges.

    Eine absolute Farce wenn man neulich den MP Artikel über die Zustände an Würzburger Schulen gesehen hat. Der FSCW verschweigt mMn die komplette Wahrheit zu diesem Sachverhalt und belügt die Öffentlichkeit.
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  • K. K.
    Voller Erfolg....

    wenn ich das Foto ansehe......... höre ich gar nichts mehr. Das ist "Prima am Sonntag im Versbacher Garten. Frau BgmIn " J.J. " hat gut entschieden....
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  • M. R.
    Margetshöchheim kann ruhig mehr bezahlen, die haben genug Geld! Vor Jahren hat man schon Lautstärke-Messboxen für 10.000 Euro gekauft, um den Fluglärm zu messen. Ergebnis: Es ist nicht störend.
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  • U. S.
    Wetten, dass die Anwohner dann über etwas anders meckern? Muss schlimm sein die paar Starts, vornehmlich am WE, zu ertragen - da haben es die Anwohner von Rhein-Main doch wesentlich besser....
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  • H. S.
    Versteht einer noch den Jodl? Eine Seilwinde wäre das Optimale. Dass das Seil Platz braucht, ist klar. Aber wg. ein paar Ar Trockenwiesen (der ganze Berg besteht nur aus solchen) vermüssen hunderte Anwohner den Fluglärm weiter dulden, auch wenn das neue Schleppflugzeug leiser sein soll?
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  • H. S.
    eine Gute Sache find ich.....alle müssen zusammenhalten und den Spaß von ein paar Wenigen bezahlen. Als nächstes bekommt jeder, der noch einen zu lauten Rasenmäher hat vom Nachbarn einen neuen bezahlt?
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  • T. M.
    Vielleicht kein Rasenmäher, dafür fördert Ihnen die WVV Elektrofahrräder, Kühlschränke, etc. 😉😉
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  • H. S.
    @Tommy.....danke, aber ich komm für meine Sachen selbst auf und kauf mir nur das was ich mir auch leisten kann.
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  • T. M.
    Hatte nicht die Absicht Ihnen das unterstellen zu wollen.
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