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Ochsenfurt
Feierlaune oder Sparflamme? So läuft das Weihnachtsgeschäft der Gaststätten im Raum Ochsenfurt
Die Gastronomie ist gebeutelt durch die Corona-Jahre und die hohen Preise für Energie und Lebensmittel. Wie stark sind dieses Jahr die Auswirkungen aufs Weihnachtsgeschäft?
Wie läuft das Geschäft mit Weihnachtsfeiern in Gaststätten? Klaus Röder, Inhaber des Weinglöcklein in Eibelstadt, kann sich nicht beklagen.
Foto: Thomas Obermeier | Wie läuft das Geschäft mit Weihnachtsfeiern in Gaststätten? Klaus Röder, Inhaber des Weinglöcklein in Eibelstadt, kann sich nicht beklagen.
Antonia Röhrer
 und  Marius Flegler
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:42 Uhr

In den vergangenen Jahren war es aufgrund der Corona-Lage für die meisten Gaststätten nicht möglich, große Feiern an Weihnachten aufzunehmen. Wenn sie es dennoch taten, haben nur wenige Gäste das Angebot tatsächlich angenommen. Dieses Jahr herrschen in der Gastronomie keine Beschränkungen, vielerorts verhalten sich die Menschen aber trotzdem noch zurückhaltend, weiß Horst Bäcker, Geschäftsführer der Gaststätte Anker in Ochsenfurt. Das habe seiner Meinung nach aber auch andere Gründe.

"Ich denke, dass die Leute nicht mehr aufgrund von Corona zurückhaltend sind, sondern weil sie einfach kein Geld mehr haben. Man merkt langsam, dass die Inflation den Menschen zu schaffen macht." Der Anker in Ochsenfurt habe zwar mehr Buchungen als im vergangenen Jahr, trotzdem sei noch Luft nach oben. "Wir hoffen noch auf Kurzfristbuchungen", sagt Horst Bäcker. Aufgetischt wurde sonst immer Ente oder Ähnliches, aber auch da müsse man dieses Jahr vielleicht überlegen, was den Gästen preislich entgegenkommt.

Batryk Magielski, Inhaber des Gasthauses Bären in Ochsenfurt, sieht das anders: Sein Lokal sei fast komplett ausgebucht an den Weihnachtsfeiertagen. "Es kommt immer auf die Qualität an, ein paar meiner Kollegen müssen schwitzen", sagt er. Von Zurückhaltung aufgrund von Corona würde er gar nichts spüren und auch die Preislage würde der Gaststätte keine Probleme bereiten. 

Das Flockenwerk berichtet Ähnliches: "Wir sind an den Weihnachtsfeiertagen komplett ausgebucht und haben eine Warteliste von rund sechs Personen pro Tag", so Mitarbeiterin Latoya Neidel. Abgesehen von ein paar Maskenträgern würden sie von der Angst vor Corona auch nichts bemerken. "Wir bieten ein Weihnachtsbuffet mit Vor-, Haupt- und Nachspeise an, da ist die Nachfrage groß", so Neidel.

Hotel- und Gaststättenverband erwartet Umsatzsteigerung im Weihnachtsgeschäft

Das Weihnachtsgeschäft sei immens wichtig für die Gastronomie, sagt Claudia Amberger-Berkmann vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Zumindest was die betrieblichen Weihnachtsfeiern angeht, beobachte die Branche ein zögerndes Verhalten. Viele Betriebe hätten abgewartet, ob die Politik neue Corona-Auflagen beschließt: "Wenn dann klar ist, dass es keine gibt, merkt man immer einen Schub. Das ist jetzt auch der Fall."

Während der November bisher bei Weitem nicht die Umsatzgröße vom Pandemie-Vorjahr 2019 erreicht habe, werde inzwischen wieder deutlich mehr gebucht, auch kurzfristig von Betrieben, sagt Amberger-Berkmann. In der aktuellen Prognose gehe man davon aus, dass der restliche November und der Dezember noch einmal kräftig anziehen. An das Niveau von 2019 werde aber zumindest der November nicht anknüpfen können. 

Wie das Weinglöcklein in Eibelstadt seine Preise niedrig hält

Im Weinglöcklein in Eibelstadt habe sich der Zulauf an Kundschaft mehr als nur erholt, sagt Inhaber Klaus Röder. Buchungen für größere Betriebs-Weihnachtsfeiern könne er deshalb gar nicht annehmen. Den großen Ansturm führt er maßgeblich auf seine Preise zurück, die er nicht erhöht habe: "Solange die Umsatzsteuer noch auf sieben Prozent ist, haben wir immer noch einen Puffer", sagt er.

"Solange die Umsatzsteuer noch auf sieben Prozent ist, haben wir immer noch einen Puffer."
Klaus Röder, Inhaber des Weinglöcklein

Im Rahmen des dritten Steuerhilfe -Gesetzes gilt seit Juli 2020 ein ermäßigter Umsatzsteuersatz von sieben statt 19 Prozent. Durch diese Differenz gleiche Röder die Preissteigerung bei Energie-, Lebensmittel- und Personalkosten aus: "Freilich würde es mir guttun, wenn ich für mein Schnitzel einen Euro mehr verlange, aber da ist mir ein langsamer Fünfziger mehr wert als der schnelle Euro."

Und natürlich, sagt der Gastronom, müsse preisgünstig eingekauft und das Personal so effizient wie möglich eingesetzt werden: "Wenn ich jeden Tag eine Stunde an Personal spare, sind das 28 Stunden im Monat. Das sind 500 Euro, die ich mir dann gespart habe." Außerdem, sagt Röder, würde er auch selbst einen Zahn zulegen. Seit acht Jahren habe er keinen Urlaub gemacht, einen Ruhetag gibt es in seiner Gaststätte nicht.

Aber, so sagt er: "Ich bin auf keinen Fall der Weisheit letzter Schrei. Ich bin einfach seit 50 Jahren in der Gastronomie." Zum einen habe er dadurch reichlich Erfahrung gesammelt. Zum anderen habe er über die Jahre gutes Personal um sich geschart: "Ohne mein Personal könnte ich das, was ich leiste, auch nicht leisten. Ich arbeite mit Leuten, die alle schon fünf bis zehn Jahre bei mir sind." Das erlaube ihm, flexibler mit schwankenden Besucherzahlen umzugehen.

 
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Kommentare
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  • B. F.
    ein Beispiel dass man auch ohne Erhöhung sein Geschäft weiter aufrecht halten kann....teilweise sind die Preiserhöhungen nicht nachvollziehbar
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  • D. E.
    "Seit acht Jahren habe er keinen Urlaub gemacht, einen Ruhetag gibt es in seiner Gaststätte nicht"
    Na ja

    "Solange die Umsatzsteuer noch auf sieben Prozent ist, haben wir immer noch einen Puffer."
    Den halt die Allgemeinheit zahlt. Auf Dauer?
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