zurück
Würzburg
Federweißer muss 2024 erstmals Nährwertangaben auf Etikett tragen: Schreckt die neue Kennzeichnungspflicht Winzer ab?
Auch wenn beim Federweißen sich Alkohol und Zucker noch ändern können, müssen die Werte auf die Flasche. Welche das sind und wie leicht sie zu ermitteln sind.
Frisch gepressten Traubensafts mit Mostwaage. Mit ihr kann der Zuckergehalt festgestellt werden. In diesem Jahr muss Federweißer Nähwertangaben auf dem Etikett haben. 
Foto: Fredrik von Erichsen, dpa | Frisch gepressten Traubensafts mit Mostwaage. Mit ihr kann der Zuckergehalt festgestellt werden. In diesem Jahr muss Federweißer Nähwertangaben auf dem Etikett haben. 
Folker Quack
 |  aktualisiert: 30.09.2024 02:34 Uhr

Seit dem 8. Dezember müssen auch auf allen Weinen und Sekten Zutaten und Nährwertangaben auf dem Etikett stehen. Da dies aber nur für ab diesem Datum erzeugte Produkte gilt, war der Weinjahrgang 2023 größtenteils noch nicht betroffen. Denn Wein gilt dann als erzeugt, wenn der Gärprozess abgeschlossen ist. So ist der aktuelle Federweiße jetzt das erste Wein-Produkt, bei dem die neue EU-Verordnung vollständig greift.

Und das sorgte auch für etwas Unsicherheit - befindet sich der Federweiße doch im Gärprozess: Alkohol- und Zuckergehalt können sich folglich noch ändern. Einige Nebenerwerbswinzer kündigten zudem an, gar keinen Federweißen mehr zu produzieren. Der Aufwand mit den Nährwerten sei bei der geringen Menge einfach zu hoch.

Und dann stellte sich noch die Frage, ob Federweißer nicht in die Kategorie der Lebensmittel gehöre, die nicht oder nur auf Wunsch des Kunden verpackt würden - zum Beispiel in eine eigens mitgebrachte Flasche. Diese Lebensmittel sind von der verpflichtenden Kennzeichnungspflicht laut EU-Vorgabe befreit. 

"Bei der Kaufentscheidung müssen dem Kunden die wesentlichen Daten zum Federweißen bekannt sein", sagt dazu Stefan Kraus, Weinfachberater beim Bezirk Unterfranken. Auch das zuständige Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) teilt auf Nachfrage mit: "Die Informationen zu den Nährwertangaben müssen zur Verfügung gestellt werden." Das könne dann auch auf einem Schild oder QR-Code auf dem Kanister sein, aus dem der Federweiße abgefüllt wird.

Welche Angaben müssen nun gemacht werden und wie sind sie bei dem noch gärenden Produkt zu bewerten? Zucker und Brennwert, also Kalorien oder Joule werden aus dem Mostgewicht abgeleitet - also vor der Vergärung, so das LGL. Alle für die Kennzeichnung notwendigen Nährwertangaben könnten über das Mostgewicht und über die Gesamtsäure in hinreichender Näherung auch aus einer online verfügbaren Tabelle abgelesen werden.

Es sollte hier noch ein Zusatz wie, "Werte verändern sich während der Gärung" oder "Werte im unvergorenen Most" auf dem Etikett angegeben werden, sagt Stefan Kraus. Hierzu gebe es Empfehlungen und Musteretiketten. Aus dem Mostgewicht könne auch der zu erwartende Alkohol abgeleitet werden, wenn der Most vollständig vergoren ist. Natürlich sei der beim Federweißen noch geringer, sagt Stephan Schmidt, Weinbaureferent beim Fränkischen Weinbauverband.  

Die Zutaten müssen in der Reihenfolge ihrer Menge angegeben werden. An erster Stelle stehen beim Federweißen also die Trauben, an zweiter - wenn angereichert - der Zucker. Es folgen eventuell verwendete Stabilisatoren. 

Jetzt ist wieder Federweißen-Zeit. 2024 ist der erste Jahrgang, in dem der Federweiße alle Inhaltsstoffe und Nährstoffe auf dem Etikett haben muss. 
Foto: Murzik Nata, Getty Images | Jetzt ist wieder Federweißen-Zeit. 2024 ist der erste Jahrgang, in dem der Federweiße alle Inhaltsstoffe und Nährstoffe auf dem Etikett haben muss. 

Jeder Frankenwein muss, um zur sensorischen Qualitätsweinprüfung zugelassen zu werden, analytisch geprüft werden. Nicht aber der Federweiße. Entsteht hier also zusätzlicher Aufwand?

Die Werte könnten Winzerinnen und Winzer selbst ermitteln, sagt Stephan Schmidt, Weinbaureferent beim Fränkischen Weinbauverband. Das LGl ergänzt: Mostgewicht und Gesamtsäure seien im Zuge der Ernteaufzeichnungen zu dokumentieren und lägen daher sowieso vor.

Weder Schmidt noch Kraus seien Fälle bekannt, in denen Winzer aufgrund der neuen Nährwertangaben auf die Produktion von Federweißen verzichten würden. Vorstellbar aber sei, dass im Einzelfall wegen der geringeren Erträge durch die Frostschäden in diesem Jahr weniger Federweißer produziert werde.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Folker Quack
Alkohol
Frankenweine
Fränkischer Weinbauverband
Stephan Schmidt
Zucker
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Wilfried Kneuer
    Bürokratieabbau auf bestem Weg ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Bernhard Schebler
    Ob das einen wert hat? Immer öfter mal was Neues, man wird den Irrsinn nicht los!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Werner Seibl
    Haben wir wirklich KEINE anderen Sorgen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Anton Müller
    Intelligente Menschen sind durchaus in der Lage sich mit mehreren Problemen parallel zu beschäftigen. Welche ihrer Sorgen sollte denn mit höherer Priorisierung angegangen werden?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten