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Würzburg
Fall Würzburg zeigt: Inzidenzwert ist mit Vorsicht zu genießen
Sie sind Anlass für Verbote und Einschränkungen – doch das Zahlenwirrwarr in Würzburg der vergangenen Tage hat verdeutlicht: Bei den Corona-Inzidenzwerten kommt es zu Fehlern.
Inzidenzwerte – maßgeblich für mögliche Einschränkungen – will das Würzburger Gesundheitsamt künftig nicht mehr selbst vermelden. Das Bild zeigt eine Mitarbeiterin auf der Teststation auf der Talavera.
Foto: Thomas Obermeier | Inzidenzwerte – maßgeblich für mögliche Einschränkungen – will das Würzburger Gesundheitsamt künftig nicht mehr selbst vermelden. Das Bild zeigt eine Mitarbeiterin auf der Teststation auf der Talavera.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:36 Uhr

Nach dem Corona-Alarm von Donnerstag hofft man in Würzburg, übers Wochenende wieder von den hohen Fallzahlen herunterzukommen. Im Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis ist man verhalten optimistisch. Die Stadt hatte nach einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von 67,3 Fällen pro 100 000 Einwohner den Alkoholausschank auf der Alten Mainbrücke am Wochenende von 16 bis 6 Uhr verboten und die Teilnehmerzahlen bei privaten Veranstaltungen beschränkt.

Schoppen nur noch vor 16 Uhr erlaubt: Die Stadt Wüzburg hat den Alkoholausschank auf der Alten Mainbrücke am Wochenende von 16 bis 6 Uhr verboten.
Foto: Ulisses Ruiz | Schoppen nur noch vor 16 Uhr erlaubt: Die Stadt Wüzburg hat den Alkoholausschank auf der Alten Mainbrücke am Wochenende von 16 bis 6 Uhr verboten.

Weil etwa ein Drittel der neuen Fälle auf  Reiserückkehrer und deren Kontaktpersonen zurückzuführen ist, könnten die Zahlen nach Ende der Ferienzeit tatsächlich wieder sinken. Am Freitag meldete das Gesundheitsamt "nur" noch zehn Neuinfizierte für Stadt und Landkreis, darunter zwei Reiserückkehrer.

Gesundheitsamt will Inzidenzwerte nicht mehr selbst vermelden

Inzidenzwerte – maßgeblich für mögliche Einschränkungen – will das Amt nun nicht mehr selbst vermelden, sondern man verweist ab sofort auf die Seite des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Dorthin melden alle bayerischen Gesundheitsämter ihre Corona-Fälle, vom LGL werden sie dann ans Robert-Koch-Institut für die Deutschland-Übersicht weitergeleitet.

In dieser Meldekette hat es in den vergangenen Tagen offenbar gehörig gehakt. Das Würzburger Gesundheitsamt und das RKI veröffentlichten stark voneinander abweichende Inzidenzwerte, was sich nicht mehr durch den zeitlichen Verzug erklären ließ. Am Freitag schließlich bestätigte das Landesamt in Erlangen den Verdacht: "Aus technischen Gründen" seien Corona-Fälle in Würzburg zwischen Stadt und Landkreis falsch zugeordnet worden. "So wurden einige Fälle zunächst zum Landkreis gezählt, die aber im Stadtkreis wohnhaft sind."

Schwierige Fehlersuche bei den Inzidenzwerten

Wo genau der Fehler gemacht wurde, geht aus der Antwort eines LGL-Sprechers nicht hervor. Jedenfalls zählte das Landesamt am Freitag im Vergleich zum Vortag für den Landkreis Würzburg 13 Corona-Fälle weniger, für die Stadt dagegen 19 neue Infektionen. Trotzdem bleibt die Sieben-Tage-Inzidenz für die Stadt exakt wie am Vortag bei 57,9, während sie im Landkreis von 35,8 auf 24,1 sank.

Der vom Gesundheitsamt am Donnerstag für die Stadt verlautbarte Spitzenwert von 67,3 ist entweder beim LGL noch nicht angekommen oder war aufgrund falscher Zuordnungen fehlerhaft. Aufklären ließ sich der Zahlenwirrwarr am Freitag nicht. Am Samstag meldete das RKI für die Stadt Würzburg eine Inzidenz von 61,0, für den Landkreis von 25,3 – jeweils ein leichter Anstieg.

Nicht auszuschließen, dass es bayernweit zu Übertragungspannen und damit zu falschen Inzidenzwerten kam. Eva-Maria Löffler, Bereichsleiterin Kommunales am Würzburger Landratsamt, spricht von Übermittlungsproblemen bei "bayernweiten Updates des Datenerfassungsprogramms des Öffentlichen Gesundheitsdienstes". 

Robert-Koch-Institut: Inzidenz-Grenzwert als Richtschnur

Fest steht: die Inzidenzwerte sind mit Vorsicht zu genießen. Das Robert-Koch-Institut weist darauf hin, dass es sich um Richtwerte handelt. Schutzmaßnahmen sollten die Behörden vor Ort immer nach genauer Analyse des Ausbruchsgeschehens treffen. Für mögliche Einschränkungen vor Ort seien die aktuellen Zahlen der örtlichen Gesundheitsämter entscheidend.

Nach dem Corona-Alarm von Donnerstag hofft man in Würzburg, übers Wochenende wieder von den hohen Fallzahlen herunterzukommen. Die Stadt (im Bild Oberbürgermeister Christian Schuchardt) hatte zuletzt ein abendliches Alkoholverbot auf der Alten Mainbrücke sowie mehr Tests angeordnet.
Foto: Thomas Obermeier | Nach dem Corona-Alarm von Donnerstag hofft man in Würzburg, übers Wochenende wieder von den hohen Fallzahlen herunterzukommen.

Für Bayern gilt ein Warnwert von 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche, bundesweit sind ab dem Grenzwert von 50 örtliche Maßnahmen zur Eindämmung zu ergreifen. In Unterfranken liegt derzeit nur die Stadt Würzburg im kritischen Bereich. Bis auf die Landkreise Würzburg (25,3), Miltenberg (14,8) und Schweinfurt (13,0) kommen laut RKI-Meldung vom Samstag alle Städte und Landkreise im Bezirk nur auf einstellige Inzidenzwerte. Anders als zuletzt in Würzburg werden sie von den lokalen Gesundheitsämtern in der Region nicht täglich veröffentlicht, in der Regel beschränkt man sich auf die Mitteilung von Fallzahlen. 

Oberbayern mit fast doppelt so hoher Inzidenz wie Unterfranken

Unterfrankenweit meldete das Landesamt für Gesundheit am Freitag eine durchschnittliche Inzidenz von  14,3, bayernweit von 19,9. An der Spitze lag der Regierungsbezirk Oberbayern mit einem Wert von  27,2. Allein in der Landeshauptstadt München wurden am Freitag 100 neue Corona-Fälle registriert. Laut Robert-Koch-Institut reißen in Deutschland am Samstag nur drei Städte in Bayern den Grenzwert von 50 Neuinfektionen: Rosenheim, Kaufbeuren und Würzburg. Memmingen rutschte wieder unter die kritische Marke.

 
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  • C. B.
    Immer noch Fehler trotz der Tatsache dass Corona nun seit 6 Monaten unter uns ist? Ein Trauerspiel der zuständigen Behörden.
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  • H. F.
    Hauptsache wieder die Leute verunsichern und mit neuen Maßnahmen gängeln. Wird langsam lächerlich dieser ganze Zirkus.
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  • P. P.
    Es ist nicht zu verstehen, daß die sowieso schon
    verunsicherte Bevolkerung durch solche Fehler
    noch mehr verängstigt wird !!!!
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  • R. M.
    Kaum zu glauben aber leider wahr! Bei den Meldeketten wurde geschlampt und zeigen falsche Fallzahlen. Dies ermuntert all die, die Verschwörungstheorien anhängen. Auch wenig hilfreich sind Äußerungen aus dem Bürgerbüro nach Testergebnissen einer systemrelevanten MFA, dies würde langsam "grenzwertig"! Gehts noch???
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  • W. V.
    Der Wert 61,0 ist aber erst mal ein Anstieg gegnüber 57,9. Das LGL meldet noch nichts neues, obwohl es auf der Internetseite heißt, dass auch samstags aktualisiert wird.
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  • C. L.
    Ich würde vor solchen "mini-lockdowns" in die Krankenhäuser schauen.
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