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Würzburg
Fall Maddie: Attackierte der Verdächtige bis ins Jahr 2017 Kinder – wie schon in seiner Jugend in Würzburg?
Die Staatsanwalt klagt den in Haft sitzenden Unterfranken fünf neuer Sexualdelikte an. Hat der  Würzburger sich bei seinen Taten jahrelang selbst gefilmt?
Kate und Gerry McCann hoffen immer noch, dass der Fall ihrer verschwundenen dreijährigen Tochter  Madeleine (Maddie) geklärt werden kann. Verdächtig ist der gebürtige Würzburger Christian B., der jetzt wegen fünf anderer Sexualstraftaten angeklagt ist.
Foto: Soeren Stache, dpa | Kate und Gerry McCann hoffen immer noch, dass der Fall ihrer verschwundenen dreijährigen Tochter  Madeleine (Maddie) geklärt werden kann.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:22 Uhr

Überraschend hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig eine neue Anklage gegen den gebürtigen Würzburger Christian B. präsentiert – aber nicht im weltweit beachteten Fall der vermissten dreijährigen Maddie in Portugal. Er wird beschuldigt, sich in sexueller Absicht Kindern auf einem Spielplatz genähert zu haben – wie zweimal zu Beginn seiner kriminellen Laufbahn als 16-Jähriger im Raum Würzburg. Der jüngste Fall soll laut Anklage 2017 in Portugal passiert sein.

Außerdem ist er jetzt der Vergewaltigung und Folterung von drei Frauen angeklagt, wobei der Täter vermummt gewesen und mitgefilmt haben soll – ähnlich wie in dem Vergewaltigungsfall, für den B. aktuell eine siebenjährige Haftstrafe absitzt. Die Anklage bestätigt Hans Christian Wolters, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

1995 in Würzburg verurteilt

Der 45-jährige B., der in Bergtheim (Lkr. Würzburg) und Würzburg aufwuchs, war als 16-Jähriger im September 1993 erwischt worden, als er sich in Estenfeld (Lkr. Würzburg) einem sechsjährigen Kind sexuell genähert hatte. Ein zweiter Fall geschah ein halbes Jahr darauf, diesmal war eine Neunjährige das Opfer. Dafür hatte ihn das Amtsgericht Würzburg 1995 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Doch vor Antritt der Haft floh B. nach Portugal.

Staatsanwalt Hans Christian Wolters gab jetzt die neue Anklage gegen den Verdächtigen bekannt. Die Ermittlungen zum Fall Maddie gehen weiter.
Foto: Ole Spata, dpa | Staatsanwalt Hans Christian Wolters gab jetzt die neue Anklage gegen den Verdächtigen bekannt. Die Ermittlungen zum Fall Maddie gehen weiter.

Inzwischen listet das Strafregister zwölf Verurteilungen vom Drogenhandel über Diebstahl und mehrfachen sexuellen Missbrauch von Kindern bis hin zu Vergewaltigung sowie Besitz von Kinderpornos auf. In Portugal finanzierte er seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten und Einbrüchen. Ermittler halten es für denkbar, dass er bei einem dieser Einbrüche 2007 von der dreijährigen Maddie in einer Ferienanlage überrascht wurde. Er selbst schrieb im Frühjahr in einem Brief aus der Haft an die Medien: "Ich habe nichts getan – naja fast nichts".

Datenträger mit 8000 Bilder sichergestellt

Die jetzt angeklagten Taten soll der Mann zwischen 2000 und 2017 begangen haben. Sie stützen sich auf Videos, die bei Vergewaltigungen entstanden sein sollen. Außerdem fanden Ermittler auf einem Grundstück von B. mehrere USB-Sticks mit 8000 Bildern – laut Polizei fast alle mit kinderpornografischem Inhalt. 

Eine Freundin aus Unterfranken, die in Portugal zeitweise mit ihm zusammenlebte, lebt heute wieder in Schweinfurt. Sie wurde von Ermittlern vernommen, will sich zu dem Fall auf Anfrage aber nicht äußern – anders als ihr Vater, der Christian B. in mehreren Interviews belastete. 

Ermittlungen im Fall Maddie dauern an

"Der über 100 Seiten umfassenden Anklageschrift sind mehrjährige, sehr intensive und aufwendige Ermittlungen in mehreren europäischen Ländern, insbesondere durch das Bundeskriminalamt, vorangegangen", sagt Staatsanwalt Wolters. Die Behörde in Braunschweig ist zuständig, weil der Verdächtige dort seinen letzten Wohnsitz in Deutschland hatte.

"Die Ermittlungen zum Verschwinden Madeleine McCanns dauern weiter an", betont Wolters. Dabei setze man weiter auf die Mithilfe der Bevölkerung. Ein Zeugenaufruf mit weiteren Informationen findet sich auf der Webseite des Bundeskriminalamtes.

 
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