Im ungeklärten Entführungsfall Maddie gilt der aus Würzburg stammende tatverdächtige Christian B. nun auch in Portugal offiziell als Beschuldigter. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, haben portugiesische Behörden ein Rechtshilfeersuchen an die Staatsanwaltschaft Oldenburg gestellt. Dort sitzt der 45-Jährige wegen Vergewaltigung einer 72-jährigen Amerikanerin in Haft. Er ist mehrfach wegen Sexualdelikten auch an Kindern vorbestraft.
Tatverdächtiger bereits in den 90er Jahren in Würzburg verurteilt
Christian B. war bereits im Jahr 1994 als damals 17-Jähriger vom Würzburger Jugendschöffengericht wegen sexuellen Missbrauchs von zwei kleinen Mädchen zu zwei Jahren Jugendstrafe ohne Bewährung verurteilt worden. Die damaligen Fälle hatten sich im Landkreis Würzburg abgespielt. 2007 soll B. dann in Portugal die dreijährige Madeleine McCann entführt haben. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig geht davon aus, dass das Mädchen aus Großbritannien tot ist.
Die Suche der verzweifelten Eltern nach ihrem Kind sorgte weltweit für Erschütterung und Anteilnahme. Christian B. war 2019 vom Landgericht Braunschweig wegen Vergewaltigung der 72-Jährigen zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt worden. Die Tat soll er 2005 in demselben Ort in Portugal begangenen haben, in dem rund eineinhalb Jahre später die kleine Maddie verschwand. Sie war aus der Ferienwohnung der Familie entführt worden.
Auf die Spur des Tatverdächtigen sollen die Maddie-Ermittler bereits im Oktober 2013 gekommen sein. Allerdings hatten die Informationen lange Zeit nicht für Ermittlungen oder gar eine Festnahme ausgereicht.
Im Frühjahr 2020 geriet B. dann durch weitere Erkenntnisse auch im Fall Maddie unter konkreten Tatverdacht. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig bereitet eine Anklage gegen den früheren Würzburger wegen Vergewaltigung und Kindesmissbrauchs vor. Außerdem ermittelt sie gegen B., weil er 2004 eine Irin in ihrer Ferienwohnung in Portugal vergewaltigt haben soll.
B. bestreitet die Entführung der kleinen Maddie. Sein Anwalt Friedrich Fulscher geht laut "Spiegel" davon aus, dass die aktuelle Maßnahme der portugiesischen Behörden lediglich "die in wenigen Tagen drohende Verjahrung" unterbinden solle.