Ein Würzburger von zweifelhaftem Ruf steht im Mittelpunkt einer zweistündigen Fernsehsendung an diesem Mittwochabend (Vox, 20.15 Uhr): Dem mehrfach verurteilten Pädophilen Christian B. aus Unterfranken widmet "Spiegel-TV" eine eigene Sendung. Denn der 45-Jährige, der gerade eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung absitzt, steht im Verdacht, der Täter in einem der bekanntesten Kriminalfälle der Gegenwart zu sein.
Porträt eines bizarren Doppellebens
"Warum glauben die Strafverfolger, dass er Madeleine McCann verschleppt und getötet haben soll?", fragt Autorin Gudrun Altrogge in der Dokumentation. Entstanden ist das Porträt eines Mannes, der ein bizarres Doppelleben geführt hat.
Der Film schildert die Abgründe eines Kriminellen, der sein Aussteigerleben an der Algarve als Tarnung für Verbrechen nutzte. Tankdiebstahl, Einbruch, sexueller Missbrauch an Kindern, Drogenhandel, Vergewaltigung – obwohl Christian B. eine beachtliche Liste von Straftaten vorzuweisen hat, blieb er als Verdächtiger im Fall Maddie lange unbehelligt.
Spurensuche in Unterfranken
Die Stationen seiner verkorksten Existenz wurden an Originalschauplätzen nacherzählt. Von der Aussteiger-Enklave in Portugal, über die Ruinen einer leerstehenden Fabrik in Ostdeutschland, bis ins Darknet.
Autorin Altrogge hat auch mit ehemaligen Weggefährten und Freundinnen von Christian B. gesprochen, die sich erstmals offen im TV äußern. Unter anderem verfolgte sie die Spur zu einer Ex-Freundin nach Schweinfurt. Und sie zeichnet die Jugend des Verdächtigen in Unterfranken bis zu seiner ersten Verurteilung zu zwei Jahren Haft vor dem Amtsgericht Würzburg nach.
Main-Post-Reporter wurde interviewt
Was von seiner dunklen Vergangenheit aus Jugendtagen in seiner Heimat bekannt wurde, fragte das "Spiegel-TV"-Team auch Main-Post-Reporter Manfred Schweidler im Interview, der zu dem Thema recherchiert hatte. Diese Redaktion hatte zuerst über den Anfang der kriminellen Laufbahn von Christian B. in Würzburg berichtet: Dort war er schon mit 17 Jahren vor Gericht gestanden, nachdem er sich zweimal kleinen Mädchen sexuell genähert hatte. Doch vor dem Antritt seiner Strafe floh er 1985 nach Portugal.
Unterdessen ist sich die Staatsanwaltschaft Braunschweig – 15 Jahre nach der spektakulären Entführung der dreijährigen Maddie in Portugal – in zwei Punkten sicher: Christian B. ist der Täter. Und: Die Dreijährige ist tot. Ob es in diesem Fall und einem weiteren Verfahren demnächst eine Anklage gibt, ist noch offen. Indizien belasten den Deutschen schwer. Der streitet die Tat ab.
