Wer ist Christian B.? Der Würzburger beherrscht seit zwei Tagen europaweit die Schlagzeilen. Im Jahr 2007 soll der heute 43-Jährige in Portugal die damals dreijährige Madeleine McCann entführt und getötet haben. Seine Spur lässt sich bis in die 1980er Jahre zurückverfolgen. Recherchen dieser Redaktion legen nahe: Christian B., der 1976 als Christian F. geboren wurde, stammt aus schwierigen Verhältnissen und machte im Laufe der Jahre eine dramatische Entwicklung durch.
Im Dezember 2019 verurteilte das Landgericht Braunschweig Christian B. wegen der Vergewaltigung einer damals 72-Jährigen zu einer Haftstrafe von sieben Jahren. Die Tat, die er sogar gefilmt hatte, geschah bei einem Einbruch im Jahr 2005 im portugiesischen Praia da Luz. Dort, wo zwei Jahre später auch Maddie verschwand. Aus Braunschweiger Gerichtsunterlagen, die der Redaktion vorliegen, geht hervor, dass B. als Kind zur Adoption freigegeben worden und in einem Heim aufgewachsen war.
Gemeldet in einer Landkreisgemeinde
Zwischen 1987 und 1992, das belegen weitere Unterlagen, war er in einer Gemeinde im Landkreis Würzburg gemeldet. Das Mehrfamilienhaus in der Ortsmitte ist inzwischen in die Jahre gekommen. Auf den Klingelschildern ist heute weder der Nachname B. noch der Name F. zu finden.
1992 zog Christian B. nach Würzburg um. Unter der neuen Adresse befand sich nach Recherchen der Redaktion eine Einrichtung für schwer erziehbare Jugendliche. Nachbarn dort werden am Freitag das Ziel neugieriger Reporter. Manche können sich nur noch vage daran erinnern, dass sie Angst vor Christian B. und anderen Jungen hatten. Andere wollen sich nicht erinnern oder verlangen vierstellige Summen für Auskünfte. Ein Nachbar sagt unter Angabe seines Namens, er sei damals aus Angst um seine Tochter weggezogen.
Lehre als Kfz-Mechaniker und erster sexueller Missbrauch
In diese Zeit fallen erste ernsthafte Delikte des damals 15-jährigen B., der in schneller Reihenfolge immer wieder ins Visier der Ermittler geriet. Nach der Redaktion vorliegenden Unterlagen wurde der Jugendliche drei Mal innerhalb von zwei Jahren bei der Würzburger Kriminalpolizei erkennungsdienstlich behandelt. Im selben Zeitraum machte B. laut dem Braunschweiger Urteil seinen Hauptschulabschluss und begann eine Lehre als Kfz-Mechaniker.
September 1993: Auf einem Spielplatz in einem Nachbarort seiner früheren Heimatgemeinde im Landkreis Würzburg missbrauchte B. eine Sechsjährige. Sechs Monate später folgte ein weiterer sexueller Übergriff, diesmal war eine Neunjährige das Opfer. Im Oktober 1994 stand, wie diese Redaktion damals berichtete, ein scheu wirkender, inzwischen 17-jähriger B. in Würzburg vor den Richtern. Ein Angeklagter, der offenbar bei erster Gegenwehr die Flucht ergriff. Seine Lehre brach er 1995 ab, "um sich der Vollstreckung" seiner Jugendstrafe "zu entziehen", heißt es im Braunschweiger Urteil. Mit seiner damaligen Freundin zog der Würzburger nach Portugal, pendelte in den folgenden zwei Jahrzehnten zwischen Südeuropa und Deutschland hin und her, beging immer wieder Straftaten.
Haschisch auf Dachboden getrocknet
Belegt sind Aufenthalte bei einer Freundin in Dresden sowie in Hannover, Braunschweig – und Augsburg. Dort lernt "um 2007 herum" Alexander Bischof Christian B. kennen. B. war damals im Obergeschoss eines Backsteingebäudes im Augsburger Schlachthof-Quartier gemeldet, etwa zur selben Zeit, als Maddie in Portugal verschwand.
"Es ist unvorstellbar für mich, was Christian verbrochen haben soll", sagt der 64-jährige Bischof heute über seinen einstigen Bekannten. Doch es wird dabei auch deutlich, dass die Bekanntschaft nur an der Oberfläche blieb. Denn richtig viel hatte der nun Tatverdächtige aus seinem Leben offenbar nicht preisgegeben. Von einer schwierigen Kindheit habe er mal am Rande etwas mitbekommen, sagt Bischof. Lange dauerte es damals nicht, bis dem Augsburger klar wurde, dass B. Geld auf illegale Weise verdiente: "Er handelte mit Drogen." Auf einem Dachboden habe er Haschisch getrocknet. "Das hat intensiv gerochen."
Hat Christian B. 2015 auch Inga entführt?
Das Strafregister von Christian B. listet zwölf Verurteilungen vom Drogenhandel über Diebstahl und mehrfachen sexuellen Missbrauch von Kindern bis hin zu Vergewaltigung sowie Besitz von Kinderpornos auf. In seinem herunter gekommenen Haus in Portugal finanzierte er seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten und immer wieder mit Einbrüchen. Die Ermittler halten es für denkbar, dass er bei einem dieser Einbrüche von Maddie überrascht wurde – und ähnlich brutal auf sie losging wie zwei Jahre zuvor auf die 72-Jährige im selben Ferienort.
Und nun keimt gegen den gebürtigen Würzburger ein weiterer furchtbarer Verdacht: Hat der 43-Jährige im Jahr 2015 auch die fünfjährig Inga in Sachsen-Anhalt entführt? Das Mädchen war bei einem Familienausflug bei Stendal verschwunden. Im Landkreis Börde, etwa eine Autostunde entfernt, besitzt Christian B. ein Grundstück. Dort fanden Ermittler einen Datenstick mit Kinderpornos – ein Delikt, mit dem B. schon früher aufgefallen war. Das Mädchen wurde bis heute nicht gefunden. Die Staatsanwaltschaft Stendal sagte, sie prüfe nun mögliche Verbindungen zum Fall Maddie.
wer ist " C.F. " ?; der als " C.B. " in den Medien geführt wird. Adoption oder andere Gründe zur Namensänderung. Wann und wo und warum ? ( Herr Schweidler über-nehmen Sie ! )
Jede noch so alte Spur ist wichtig; denn wenn der derzeitige Häftling "schweigt und von seinen Aussageverweigerungsrecht Gebrauch macht, kommt es auf jedes einzelne
Haar an, um das "Aufsehenerregende zu bestätigen. Die Justiz braucht einen Voll-treffer = 10er. Nah dran ist leider nicht genug.
Wieder mal ein Sexualstraftäter, der aufgrund guter Sozialprognose und Therapierbarkeit weiter ungestört am öffentlichen Leben teilnehmen kann ...... Danke !!!!
... Alkohol, Drogen oder schwierige Kindheit, eins von den dreien muss immer herhalten, damit die Angeklagten doch noch "billiger" davon kommen ...