Glatte Straßen haben am Dienstagmorgen in Unterfranken für Chaos im Berufsverkehr, Schulausfälle und volle Notaufnahmen gesorgt. In weiten Teilen der Region fiel der Präsenzunterricht aus. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehren und Rettungsdiensten mussten immer wieder zu Unfällen ausrücken – und in den Notaufnahmen einiger Kliniken herrschte Hochbetrieb.
Insgesamt wurden der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums am Dienstag zwischen 2.30 und 11 Uhr rund 230 Verkehrsunfälle gemeldet. "In den allermeisten Fällen blieb es glücklicherweise bei Blechschäden", heißt es in der Pressemitteilung. Allerdings hätten ab den frühen Morgenstunden in allen unterfränkischen Regionen schwierige Straßenverhältnisse geherrscht.
Helfer der Integrierten Leitstellen waren am Morgen pausenlos im Einsatz
Besonders viele Verkehrsunfälle ereigneten sich in Mainfranken und im Bereich Main-Rhön, am Untermain blieb die wetterbedingte Einsatzlage dagegen relativ entspannt. Nach Polizeiangaben wurden bei fünf der Glatteisunfälle Menschen verletzt, schwerwiegend jedoch niemand.
Die Integrierte Leitstelle (ILS) in Würzburg zählte nach eigenen Angaben allein von Mitternacht bis 8.15 Uhr mehr als 100 Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst wegen Glatteis in den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart – von Fahrradstürzen bis zu Autounfällen. Ähnliches berichtet die ILS Schweinfurt: Zwischen 4 und 11 Uhr wurden hier 53 Glätteeinsätze registriert. "Im Verlauf des frühen Morgens häuften sich die Meldungen über Stürze", so Klaus Wörner, kommissarischer Leitstellen-Leiter. "Größere Schadensereignisse mit schwerer Verletzten blieben glücklicherweise aus."
Kreisstraße nach Unfall in Hammelburg stundenlang gesperrt
Allerdings war mancherorts die Geduld der Verkehrsteilnehmer gefragt. Nach einem Lkw-Unfall in Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) war etwa die Kreisstraße KG12, die in Richtung Westheim führt, stundenlang gesperrt. Der Fahrer hatte auf Höhe des Ortsschildes offenbar wegen des Glatteises die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Der mit rund 20 Tonnen Hackschnitzel beladene Anhänger kippte auf die Seite und ein Teil der Ladung verteilte sich auf der Straße.
Einen Großeinsatz für die Feuerwehren löste gegen 6.30 Uhr ein Lkw aus, der auf einer Rastanlage an der A3 bei Würzburg in eine Tankstelle rutschte. Zunächst sei befürchtet worden, dass dabei eine Kraftstoff-Zapfsäule beschädigt worden sei, so Brandamtmann Alfred Schubert. Vor Ort gab es jedoch Entwarnung: Der Lkw hatte nur die Adblue-Säule getroffen. Verletzt wurde hier niemand.
In der Würzburger Uniklinik (UKW) oder dem Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt sorgte das Wetter dennoch für volle Notaufnahmen. Bis Dienstagnachmittag seien infolge von Glatteisunfällen über 60 Patientinnen und Patienten in die Notaufnahme des UKW gekommen, teilte Sprecher Stefan Dreising mit. Die Auslastung sei teilweise "extrem" gewesen. Neben Hand- und Unterarm-Verletzungen hätten auch schwere Hüftgelenks- und Schenkelhalsfrakturen behandelt werden müssen. Im Leopoldina-Krankenhaus stieg die Patientenzahl aufgrund des Glatteises ebenfalls spürbar, wie Pressesprecherin Julia Schüler mitteilte.
Zahlreiche Schulausfälle in mehreren Landkreisen in Unterfranken
Und in den Schulen? Dort blieben am Dienstag vielerorts die Klassenzimmer leer. Aufgrund der schwierigen Witterungsverhältnisse fiel im gesamten Landkreis Main-Spessart der Präsenzunterricht aus. In den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld fand nach Angaben der jeweiligen Landratsämter Distanzunterricht statt.
Auch in Stadt und Landkreis Würzburg waren die Straßen und Gehwege am frühen Morgen vielerorts vereist, auch hier kam es deshalb teilweise zu Unterrichtsausfällen an den Schulen. "In manchen Orten ist ein unfallfreier Schulweg nicht möglich. Hier können die Kinder zuhause bleiben", hieß es im Meldesystem für witterungsbedingten Unterrichtsausfall.
Zudem hatte der Eisregen in der Nacht den Fahrplan im öffentlichen Nahverkehr gehörig durcheinander gewirbelt. Im gesamten Stadtgebiet kam es laut Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) in den frühen Morgenstunden und damit mitten im Berufsverkehr zu massiven Verzögerungen und Ausfällen. Erst kurz nach 10 Uhr fuhren alle innerstädtischen Busse wieder nach Fahrplan. Im Landkreis Main-Spessart war der Busverkehr laut Landratsamt insgesamt stark eingeschränkt.