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TAUBERRETTERSHEIM
Extrawurst für die Bürgermeistertochter hat Folgen
In Tauberrettersheim durfte die Bürgermeistertochter eine Villa mit Pferdestall, in dem jetzt Alpakas gehalten werden, im Außenbereich bauen. Nun wollte der Gemeinderat ihr auch die Anschlussgebühren ans Kanal- und Wassernetz schenken. Doch die überörtliche Rechnungsprüfung schritt ein.
Foto: Thomas Obermeier | In Tauberrettersheim durfte die Bürgermeistertochter eine Villa mit Pferdestall, in dem jetzt Alpakas gehalten werden, im Außenbereich bauen.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:32 Uhr

In Tauberrettersheim musste bisher jeder Häuslebauer seine Anschlussbeiträge ans öffentliche Wasser- und Abwassernetz bezahlen. Nur der Tochter des Bürgermeisters hat der Gemeinderat die Gebühren für ihr Wohnhaus mit Pferdestall, das sie an einem der schönsten Hänge des Taubertals gebaut hat, erlassen. Nach Informationen dieser Redaktion immerhin 32 000 Euro. Der Gemeinderat hatte dies bereits vor einigen Jahren beschlossen. Nun kam die überörtliche Rechnungsprüfung dahinter – das Ergebnis: die Bürgermeistertochter muss bezahlen. Der Tauberrettersheimer Gemeinderat hat mittlerweile seinen Beschluss von damals wieder aufgehoben.

Baugenehmigung für den Außenbereich ist umstritten

Das Wohnhaus mit Pferdestall im Außenbereich von Tauberrettersheim, gebaut in einem ehemaligen Landschaftsschutzgebiet, hat schon für viel Aufsehen gesorgt. Umstritten war vor allem die Baugenehmigung des Landratsamtes Würzburg.

Eine Villa durfte die Bürgermeistertochter und ihr Mann auf dem Grundstück ihres Vaters nur bauen, weil sie angab, Pferde halten zu wollen. Schließlich erlaubte das Landratsamt den Bau des Wohnhauses, aber mit der Bedingung, dass auch ein Pferdestall gebaut wird. Noch bevor der Pferdestall fertig war, zogen die Bauherren in ihre Villa. Das Landratsamt verhängte ein Bußgeld von 2500 Euro für jeden. Es kam zu einer Auseinandersetzung vor dem Würzburger Amtsgericht. Im Raum stand die Frage, wann ist ein Pferdestall ein Pferdestall. Die Bauherren kamen mit einem blauen Auge davon. Jeder musste 250 Euro zahlen. Pferde zogen in den Stall aber nie ein. Stattdessen werden Alpakas gehalten.

Angst vor Repressalien des Bürgermeisters

Für die Villa im Außenbereich musste eigens eine Wasser- und Kanalleitung über öffentlichen Grund zum Wohnhaus verlegt werden. Die Kosten dafür übernahmen die Bauherren. Die Leitungen gingen anschließend in das Eigentum der Gemeinde über. Wie das Landratsamt Würzburg mitteilt, war der Tauberrettersheimer Gemeinderat nun der Auffassung, dass die Bauherren verglichen mit der Höhe der Anschlussbeiträge dadurch bereits eine „deutlich höhere Leistung für die gemeindlichen Einrichtungen“ erbracht haben. Bei den Tauberrettersheimern ist die Aufregung groß.

„Wir alle müssen zahlen. Nur die Tochter des Bürgermeisters nicht. Das ist doch eine Straftat, wie der Bürgermeister sein Amt ausübt“, heißt es in einem anonymen Brief, der dieser Redaktion vorliegt. Die Verfasser wollen ihren Namen nicht nennen. Sie befürchten Repressalien durch Bürgermeister Hermann Öchsner. Dieser möchte keinen Kommentar abgeben und teilt auch mit, dass weder seine Tochter noch ihr Mann dazu ihre Sicht schildern wollen.

Öchsner hat sich bei der Abstimmung aus persönlichen Gründen nicht beteiligt. Sein damaliger Vertreter, 2. Bürgermeister Wolfram Blumentritt, übernahm die Sitzungsleitung. Der Gemeinderatsbeschluss wurde einstimmig gefasst.

Bescheid über 32 000 Euro ist nun zugestellt

„Die Ansicht des Tauberrettersheimer Gemeinderates ist fehlerhaft“, schreibt das Landratsamt. Eine Gemeinde könne ausnahmsweise zwar durch entsprechende Regelungen in einem öffentlich-rechtlichen Vertrag mit einem Beitragspflichtigen vereinbaren, dass keine oder nur ein Teil der Herstellungsbeiträge erhoben werden. Aber nur, wenn dieser sich auch bereit erkläre, eine Aufgabe zu übernehmen, zu der die Gemeinde eigentlich verpflichtet wäre, so das Landratsamt. Allerdings sei es nicht Aufgabe der Kommune, Außenbereichsgrundstücke zu erschließen. „Ein Beitragsverzicht scheidet hier aus Rechtsgründen also aus“, schreibt das Würzburger Landratsamt.

Mittlerweile hat die Verwaltungsgemeinschaft Röttingen den Bauherren in Tauberrettersheim auch den Gebührenbescheid zugestellt. Nach Informationen dieser Redaktion sind 32 000 Euro zu bezahlen.

 
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  • 2ostsee
    Na wenigstens hat diesmal Eine oder Einer beim Landratsamt gut aufgepasst!
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  • Arcus
    mir scheint, dass das mit der Dienstaufsicht im Landratsamt WÜ auch noch nicht so richtig klappt.
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  • al-holler@t-online.de
    Es ist scheinbar die Hybris der Macht, die gelegentlich solche Vorgänge ermöglicht nach dem Motto "ich bin der Chef" und "mich kann eh'keiner".
    Kleines Beispiel dazu am Rande: Ich hatte heute in einer völlig harmlosen Sache ein Gespräch mit einem Landkreis-Bgm (in dessen Gemeinde ich aber nicht wohne), in dessen Verlauf er von "seinem" Bauhof sprach. Auf meinen Einwurf, dass er doch nur der zeitlich befristete Chef des Bauhofes seiner Gemeinde sei erntete ich einen erstaunten Augenaufschlag; ein mögl. Ende seiner Macht hat der scheinbar gar nicht auf dem Radar
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  • jhuller@gmx.de
    Hach, in Tauberrettersheim muss es schön sein. Da herrscht noch Ordnung nach alter Väter Sitte. Da bestimmt noch der Dorfälteste, was Recht ist und der Dorfbüttel setzt es durch. Gute Alte Zeit! Haben die überhaupt schon eine Kanalisation, an die was angeschlossen werden kann, wenn die noch auf Lamas umeinanderreiten? Ich meine, da wird noch das Nachtgeschirr aus dem Fenster auf die Straße geleert...

    Im Ernst: Der gute Herr Bürgermeister samt Tochter ist doch schon mehrfach auffällig geworden. Ich denke da z.B. an das bescheidene Anwesen des Töchterleins in bester Lage, mit Blick auf's Taubertal. Können die wirklich machen was die wollen?
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  • agentmulder
    Na ja kleines Häuschen ist ja nett beschrieben.Entfernen diesen Schandfleck würde ich sagen.Spart schon die 32 Mille für den Kanal.... zwinkern
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  • lausdeandl@yahoo.de
    Nein, nicht entfernen, sondern einen Schweinemastbetrieb daneben setzen!
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  • a.gersitz@freenet.de
    Lieber Tauberrettersheimer Gemeinderat: Habt ihr schon mal vom Straftatbestand der Untreue gehört?
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  • gerdi2309
    Das ist in Poppenhausen (Lk.Schweinfurt) nicht anders.
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  • al-holler@t-online.de
    whats happened ?
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  • tagblatt_leser
    Poppenhausen ist da nicht die einzige Gemeinde im Landkreis Schweinfurt. Nach Gutsherrenart werden da auch andere Kommunen verwaltet.

    @gerdi2309: Wenn Sie nur einigermaßen die Berichterstattung in dieser Zeitung verfolgen, werden Sie unschwer auf zumindest eine dieser Kommunen stoßen.

    Weiter: Da hat sich diese Gemeinde vor vielen Jahren den Bebauungsplan für ein relativ kleines Baugebiet vom Bayer. Verwaltungsgerichtshof in München im Rahmen eines so genannten Normenkontrollverfahrens "adeln" lassen. Nun sollte jeder meinen, aufgrund dieses Prädikats wird dieser Bebauungsplan genau umgesetzt: weit gefehlt... Die Schlampereien werden mit hanebüchenen Begründungen fortgeführt. Das Landratsamt schaut da zu.
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  • tagblatt_leser
    Ergänzend muss ich anmerken: Mauscheleien in unseren Kommunalparlamenten gibt ist nicht nur in Bereichen, wo es allein um's "liebe Geld" geht. Das Baurecht ist - in allen seinen Facetten - eine Spielwiese für viele Gemeinderatsmitglieder ohnegleichen. Dies sieht man hier schon bei der Genehmigung des kleinen Häuschens in Tauberrettersheim.

    Das Problem liegt aber auch bei den Aufsichtsbehörden. Die Landratsämter sehen "gerne" einmal weg, um "unnötigen" Ärger mit beratungsresistenten Gemeinderatsmitgliedern aus dem Weg zu gehen. Die Grundsätze von Gleichbehandlung oder Verhältnismäßigkeit - die jeden Rechtskundigen aufhorchen lassen - werden da schon einmal mit Füßen getreten...
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  • georg-ries@web.de
    Den 2. Absatz von tagblatt leser kann ich nur unterstreichen! Es wird seitens der Rechtsaufsicht in Würzburg immer versucht, die betroffenen Bürgermeister zu schützen. Den Gemeinden bleibt die Hoffnung, dass eh keiner zum Gericht geht traurig.
    Untreue ist in vielen Gemeinden an der Tagesordnung. Unter den Augen der Rechtsaufsicht!
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  • Arcus
    Rücktritt des Bürgermeisters und des Gemeinderates wären mehr als angebracht. Ggf. Ist auch ein Amtsenthebungsverfahren einzuladen. Wenn Bürgermeister und Gemeinderat auch nur ein Quäntchen Ehre haben kandidieren sie beider nächsten Wahl nicht mehr.
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  • mausschanze
    Sie sind gesperrt.
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  • adon52
    Man kann bekanntlich für alles gute Gründe finden. Zum Glück gibt es eine neutrale Stelle wie die Rechnungsprüfung. Natürlich muss es auch in die Presse, damit aufgezeigt wird, wie willkürlich es manchmal, auch im öffentlichen Bereich zugeht.
    Da gibt es eben Menschen, die ihrer Meinung Nachdruck geben und damit auch einen Gemeinderatsbeschluss "drehen" können.
    Tatsache bleibt, dass die Herstellungsbeiträge für das Herstellen des öffentliche Netzes/ Kläranlage eingefordert werden. Und wenn jemand jwd (janz weit draussen) bauen kann, dann soll er seine zusätzlichen Leitungskosten eben mit einplanen.
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  • Arcus
    Da scheinen ja mafiöse Zustände in Tauberrettersheim zu herrschen. Kein gutes Zeichen für den Landkreis. Erst geraden durch einen Prozess in Erlabrunn seltsam verfilzte Strukturen und Abhängigkeiten in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und jetzt treten Strukturen in einem Tauberörtchen an den Tag, die mehr an sizilianische Verhältnisse als an fränkische Gesetzestreue erinnert.
    Wie schaut das eigentlich im,Rest des Landkreises aus? Vor allem im südlichen?
    Was sagt da der Landrat dazu? Wäre es nicht an der Zeit vor Ort die Dienstaufsicht zu verdichten?
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  • klaus-der-feuerwehrmann@t-online.de
    UWG Kollege hin und her ! ! !
    Aber das geht nicht mehr
    mit normalen Dingen.
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    Vetternwirtschaft in der reinsten Form
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  • sauer.paul.nordheim.de@web.de
    Solche Vetternwirtschaft gibt es nicht nur in Tauberrettersheim sondern in vielen Städten und Gemeinden und die Mandatsträger kommen wohl mit einer "Rüge" des Landratsamtes davon-.-
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  • al-holler@t-online.de
    Tauberrettersheim ist im Prinzip überall, aber hier hat man scheinbar überzogen .......
    Oder: Der Krug geht so lange.......
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