Alle Bürger sind gleich, aber manche sind eben gleicher. In Tauberrettersheim genießt die Tochter des Bürgermeisters Privilegien, die andere nicht haben. Erst darf sie an einem der schönsten Hänge im Taubertal eine Villa bauen. Aber nur, weil sie angab, dort Pferde halten zu wollen. Und weil Pferdegerüche nicht ins Dorf gehören, erteilte das Landratsamt die Genehmigung für den Außenbereich. Dass bis heute dort überhaupt keine Pferde gehalten werden, interessiert mittlerweile niemanden mehr.
Und nun der nächste Eklat. Der Gemeinderat beschloss, ihr die Anschlussgebühren für die Wasserver- und Abwasserentsorgung zu schenken. Nun muss man wissen, dass in Tauberrettersheim die Räte noch über eine offene Liste gewählt werden. Jeder aus dem Dorf kann mit genügend Stimmen Gemeinderat werden. Vorteile haben bei diesem Vorgehen jene mit einer großen Verwandtschaft hinter sich.Einstimmige Beschlüsse im Tauberrettersheimer Gemeinderat sind daher keine Seltenheit.
Bürgermeister Öchsner hat sich zwar korrekterweise bei der Abstimmung enthalten und die Sitzungsleitung abgegeben. Aber es fällt halt schwer zu widersprechen, erst recht, wenn es um die Bürgermeistertochter geht.Zum Glück ist der fragwürdige Beschluss des Gemeinderates der überörtlichen Rechnungsprüfung aufgefallen. Sonst hätte wahrscheinlich nie mehr ein Hahn danach gekräht und die Bürgermeistertochter hätte sich über 32 000 Euro mehr auf dem Konto gefreut.
Unglaublich. Das dienstaufsichtführende Landratsamt ist dringend aufgefordert, die Vorgänge in dem von mafiöse Strukturen geprägten Ort zu untersuchen. Wer weiß was da noch alles ans Tageslicht kommt?