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Würzburg
Exklusive Ergebnisse: Wie das 9-Euro-Ticket in Mainfranken ankam und was das für das Nachfolgemodell bedeutet
Ab wann das 49-Euro-Tickt für Busse, Bahnen und Regionalzüge zu kaufen sein wird, ist noch offen. Eine Befragung zeigt, was Fahrgästen in Unterfranken wichtig ist.
Eine Befragung von Fahrgästen in Mainfranken macht deutlich: Vielen wäre ein 49-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr zu teuer.
Foto: Thomas Obermeier | Eine Befragung von Fahrgästen in Mainfranken macht deutlich: Vielen wäre ein 49-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr zu teuer.
Jonas Keck
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:19 Uhr

Noch herrscht Uneinigkeit darüber, wie das 49-Euro-Ticket für Busse und Bahnen finanziert werden soll. Die Verkehrsminister von Bund und Ländern hatten sich grundsätzlich für ein bundesweit nutzbares Nahverkehrsticket für 49 Euro im Monat ausgesprochen. Als Vorbild dient das millionenfach gekaufte 9-Euro-Ticket. Es ermöglichte im Juni, Juli und August dieses Jahres für neun Euro pro Monat bundesweit Fahrten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Doch wofür nutzten die Fahrgäste das 9-Euro-Ticket überhaupt? Und wie viel wäre ihnen ein Nachfolgemodell wert? Der Zwischenbericht einer Befragung von rund 30.000 Fährgästen aus Mainfranken liegt dieser Redaktion exklusiv vor. Die von der Nahverkehr Mainfranken GmbH beauftragte Studie gibt Antworten auf Fragen, die mit Blick auf die anstehende Konferenz von Bund und Ländern an diesem Mittwoch, 2. November, relevant sind. Denn sie zeigen, was die Bürgerinnen und Bürger wirklich wollen.

So wurden die Fährgäste in den Sommermonaten gefragt: "Mal in die Zukunft gedacht: Wie viel dürfte ein Monatsticket mit dem gleichen Leistungsumfang wie das 9-Euro-Ticket Ihrer Meinung nach maximal kosten?" Die mittlere Zahlungsbereitschaft für ein solches Ticket beträgt 37 Euro. Tatsächlich wird der Preis voraussichtlich bei 49 Euro liegen. Unter anderem der Sozialverband VdK, Verbraucherzentralen und der Fahrgastverband Pro Bahn äußerten bereits Kritik an dem Preis, der für einkommensschwache Menschen zu teuer sei.

Exklusive Ergebnisse: Wie das 9-Euro-Ticket in Mainfranken ankam und was das für das Nachfolgemodell bedeutet

Der günstige Preis des 9-Euro-Tickets war auch für über 80 Prozent ein entscheidender Grund, das Angebot zu nutzen. Doch auch die Möglichkeit, gemeinsame Reisen mit Familie oder Freunden zu unternehmen, und der Umweltschutz überzeugten die Fahrgäste.

Exklusive Ergebnisse: Wie das 9-Euro-Ticket in Mainfranken ankam und was das für das Nachfolgemodell bedeutet

In den derzeitigen Verhandlungen über das 49-Euro-Ticket sorgt ein Punkt für Streit: Soll es das Ticket nur digital geben oder auch in einer analogen Form? Schaut man sich an, wo das 9-Euro-Ticket gekauft wurde, dürfte die Antwort aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer leicht fallen. Zwar kauften 43 Prozent das Ticket auf digitalem Weg (in der App oder auf der Webseite). Doch mehr als jedes vierte Ticket wurde in Papierform am Automaten gekauft.

Exklusive Ergebnisse: Wie das 9-Euro-Ticket in Mainfranken ankam und was das für das Nachfolgemodell bedeutet

Ginge es nach Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, sollte es auch eine analoge Möglichkeit geben, das Ticket zu kaufen: "Wir wollen ein Ticket für alle Menschen auf den Weg bringen, aber nicht alle sind digital unterwegs", sagte der CSU-Politiker im Gespräch mit dieser Redaktion.

Unzufrieden mit der Erreichbarkeit von Haltestellen 

51 Prozent der befragten Fahrgäste haben sich ein 9-Euro-Ticket gekauft, 41 Prozent besaßen es über ihr gültiges ÖPNV-Abonnement ohnehin schon. Neun Prozent haben sich gegen den Kauf eines 9-Euro-Tickets und stattdessen für einen anderen Fahrschein entschieden. Aus dem Zwischenbericht der Studie geht hervor, dass Personen, die sich kein 9-Euro-Ticket gekauft haben, mit der Erreichbarkeit von Haltestellen unter allen Befragten am unzufriedensten waren.

Auch deshalb pocht der bayerische Verkehrsminister Bernreiter auf sogenannte Regionalisierungsmittel. Die Bundesländer sind nur zu einer Mitfinanzierung des 49-Euro-Tickets bereit, wenn es eine Einigung über eine generelle Anhebung der Regionalisierungsmittel gibt – mit dem Geld aus Berlin bestellen sie Leistungen mit Bussen und Bahnen bei Verkehrsanbietern.

Der Zwischenbericht stellt auch eine "Fahrkartenkannibalisierung" durch das 9-Euro-Ticket fest. 70 Prozent der befragten Fahrgäste hätten den Weg auch ohne das Angebot mit einem anderen ÖPNV-Ticket unternommen.

Exklusive Ergebnisse: Wie das 9-Euro-Ticket in Mainfranken ankam und was das für das Nachfolgemodell bedeutet

Die Nahverkehr Mainfranken GmbH hat die Befragung beauftragt. Die Gesellschaft wurde gegründet, um das Verbundgebiet des Verkehrsverbundes Mainfranken GmbH (VVM) – bestehend aus Stadt und Landkreis Würzburg und den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart – um die Stadt und den Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge zu erweitern. Der Freistaat hat die Kosten der Studie in voller Höhe gefördert.

 
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  • F. R.
    Große Chance für die Steigerwaldbahn!

    Hohe Strom- & Heizkosten für die Wohnung und hohe Spritpreise bringen bekanntlich viele Pendler in Existenznöte. Der ländliche Raum bekommt Probleme, aber der Staat kann nicht ständig zubuttern.

    Die Steigerwaldbahn hat mit dem 49Euro-Ticket eine völlig neue Perspektive! Das führte bei einer aktualisierten Potenzialanalyse natürlich zu anderen Ergebnissen. Die Erfurter Bahn hat bereits vor längerer Zeit Interesse an der Steigerwaldbahn bekundet. Sie fährt von Meiningen & Gemünden/Kissingen bis SW und könnte dann weiter in den Landkreis KT fahren. Der demnächst vergrößerte Verkehrsverbund Mainfranken hätte eine Nord-Süd-Achse - ein solch riesiger Verbundraum braucht Schienen als Hauptachsen.
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  • J. G.
    Nur her damit. Allerdings finde ich 49 Euro etwas zu hoch, da die meisten das eher regional nutzen würden und nicht quer durch die Republik. Da könnte es wiederum unattraktiv werden. So 30 bis 35 Euro würden wahrscheinlich eher akzeptiert.
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    Ich hoffe ja, daß das 49€ Ticket bald kommt. Ich bin oft in verschiedenen Bundesländern unterwegs und brauche ein Ticket, das überall gilt. ich würde auch mehr dafür zahlen. Parallel dazu muß aber der Bund die Regionalisierungsmittel für die Bundesländer erhöhen, damit der ÖPNV auch entsprechend ausgebaut werden kann. Finanziert könnte das aus der Abschaffung des Dieselprivilegs, der Dienstwagensubventionierung, Einführung der Flugbenzinbesteuerung und Belegung der internationalen Flüge mit der Mehrwetsteuer.
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  • E. E.
    Warum muss es unbedingt ein bundesweit gültiges Monatsticket sein? Das nützt in erster Linie Pendlern, die den ÖPNV nutzen können. Ich finde, es sollte auch günstige (Mehr-)Tages- oder Wochenendtickets geben, gerne auch für einen kleineren Bereich.
    Für einzelne Fahrten ist der ÖPNV aktuell zu teuer, um wirklich attraktiv zu sein.
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