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9-Euro-Ticket: Gibt es jetzt mehr Fahrgäste in Zügen und Bussen in Unterfranken?
Wirkt sich das Angebot auf die Nachfrage im Öffentlichen Nahverkehr in Unterfranken aus? Was Verkehrsverbünde sagen und was sie von einem Nachfolge-Ticket halten.
Das 9-Euro-Ticket sorgt seit Juni in Unterfranken vielerorts für mehr Fahrgäste in Zügen, Bussen und Bahnen. Es gilt noch bis Ende August.
Foto: Johannes Kiefer | Das 9-Euro-Ticket sorgt seit Juni in Unterfranken vielerorts für mehr Fahrgäste in Zügen, Bussen und Bahnen. Es gilt noch bis Ende August.
Jonas Keck
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:13 Uhr

Seit Juni können Bus- und Bahnfahrer für neun Euro pro Monat bundesweit den Nah- und Regionalverkehr nutzen. Das günstige Angebot gilt noch bis Ende August. Wie hat sich das 9-Euro-Ticket auf die Fahrgastzahlen in Unterfranken ausgewirkt? Verzeichnen Busse und Bahnen eine höhere Auslastung? Und wie stehen Verkehrsunternehmen in Bayern zu einem möglichen Nachfolgemodell? Ein Überblick.

Fahren mehr Menschen in Bayern und Unterfranken mit Regionalzügen als vor dem Angebot?

"Die Nahverkehrszüge der DB Regio waren im Juni durchschnittlich um 10 bis 15 Prozent stärker frequentiert als vor Beginn der Corona-Pandemie", teilt eine Sprecherin der Deutschen Bahn mit. Als Vergleichszeitraum diente das erste Halbjahr 2019. Zahlen für einzelne Regionen nennt das Unternehmen auf Nachfrage nicht.

Mit Einführung des 9-Euro-Tickets stieg die Nachfrage spürbar an, bestätigt auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG). Das Unternehmen hat bayernweit die Auslastung der Züge ausgewertet. Verglichen mit Mai 2019 lag die Auslastung im Mai 2022 demnach bei nur rund 75 bis 80 Prozent. Der BEG zufolge schätzen die Verkehrsunternehmen die Auslastung seit Juni - also nach Einführung des 9-Euro-Tickets - auf ungefähr 130 bis 140 Prozent im Vergleich zum Mai 2022.

"Besonders stark ausgelastet sind die langlaufenden RE-Linien", sagt BEG-Sprecher Wolfgang Oeser. In Franken seien das beispielsweise die Strecken Nürnberg – München, Nürnberg – Leipzig und Würzburg – Frankfurt. In den kürzeren RB-Linien sowie bei den S-Bahnen falle der Anstieg bei den Fahrgastzahlen bislang "nicht ganz so stark" aus.

Mehr Fahrgäste seit Juni meldet auch die Erfurter Bahn (EB) für den Unterfranken-Shuttle, der Meiningen, Bad Neustadt und Schweinfurt auf der einen Linie sowie Meiningen, Bad Kissingen und Gemünden auf der anderen Linie verbindet. Marketing- und Vertriebsleiter Jan Dutscheck spricht von einem "deutlichen Anstieg im gesamten Netz der Erfurter Bahn". Er geht von "mehr als zehn Prozent" an Fahrgästen aus, genau beziffern lasse sich das nicht. Vor allem in Pendelzeiten und am Wochenende würden die EB-Züge seit der Einführung des 9-Euro-Tickets mehr Fahrgäste transportieren, sagt Dutscheck.

Werden Busse und Straßenbahnen in der Region häufiger genutzt?

"Vor allem auf den touristischen Strecken und am Wochenende hat die Auslastung deutlich zugenommen", sagt eine Sprecherin des Verkehrsverbunds Mainfranken (VVM). Beliebt bei Ausflüglern und Ausflüglerinnen ist beispielsweise die Busstrecke "Kulturlinie 9" in Würzburg, die  die Haltestellen Residenzplatz, Kulturspeicher und Festung Marienberg anfährt. Bisher sei dem Verbund aber nicht bekannt, "dass Fahrzeuge in größerem Ausmaß überfüllt waren".

Die Verkehrsgemeinschaft Schweinfurt (VSW) kann derzeit noch nicht angeben, wie sich die Zahl der Fahrgäste in den Bussen durch das 9-Euro-Ticket verändert hat, sagt Sprecher Rolf Frimberger. Die 16 Buslinien in der VSW würden von unterschiedlichen Verkehrsunternehmen betrieben.

Wollen die Verkehrsverbünde in Unterfranken eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets?

Grundsätzlich begrüße der Verkehrsverbunds Mainfranken (VVM) alle Angebote, die mehr Menschen in den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bringen, sagt Sprecherin Cornelia Wagner. Aber: "Wenn es ein Nachfolge-Angebot – welcher Art auch immer – geben soll, dann macht das nur auf Bundesebene mit bundesweiter Gültigkeit Sinn." Voraussetzung dafür sei die Umsetzung der im Koalitionsvertrag festgelegten Erhöhung der Regionalisierungsmittel. "Erst dann kann über Nachfolge-Angebote – etwa ein bundesweit gültiges 69-Euro-Ticket – diskutiert werden", sagt die VVM-Sprecherin. Das würde jährlich mit geringeren Einnahmen von rund zwei Milliarden Euro einhergehen, die den Verkehrsunternehmen aus öffentlicher Hand erstattet werden müssen.

Die Verkehrsunternehmen der VSW lebten vom Verkauf von Fahrkarten, sagt Sprecher Rolf Frimberger. Bei Einführung eines verbilligten Tickets würden die Verkehrsunternehmen wahrscheinlich einen Ausgleich bekommen. Da dieser nicht zwangsläufig alle Einnahmeausfälle abdecke und auf die Verkehrsunternehmen durch das vergünstigte Ticket zusätzliche Kosten zukämen, spreche sich die Schweinfurter Verkehrsgemeinschaft gegen eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets aus. Gleiches gelte für alternative Modelle, sagt Frimberger: "Da aktuell die Verkehrsunternehmen schon am Limit durch die gestiegenen Kosten und den Fachkräftemangel sind, ist das nicht mehr darstellbar."

Jan Dutscheck von der Erfurter Bahn ist der Ansicht, dass die Debatte auf politischer Ebene geführt werden müsse. Der Preis für die im 9-Euro-Ticket inbegriffenen Leistungen liege oberhalb von neun Euro. Er hoffe, dass Inhaberinnen und Inhaber des 9-Euro-Tickets die Vorzüge des ÖPNV erkannt haben und ihn nach dem Angebot vermehrt nutzen, sagt der EB-Sprecher.

 
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  • hotsch1@yahoo.com
    Ich lese 69,00 Euro Ticket und denke im ersten Augenblick an kompetenzbefreite Politiker. Aber Schnellschuß, was sind die sich bietenden Möglichkeiten?
    Ganz klar, dieses Ticket kauft kaum jemand, im Gegensatz zum aktuellen Schnäppchen für 9 Euro.
    In Folge werden die Anbieter Entschädigungen und Subventionen benötigen. Ein Schelm der Böses dabei denkt!
    Jetzt in den Markt einsteigen ... und später den Steuerzahler abzocken ... wie üblich halt
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