
Über zwei gute Nachrichten freut man sich in Tückelhausen, wo sich Ehrenamtliche seit Monaten um den Erhalt des Kartäuser-Museums sorgen: eine Machbarkeitsstudie und neue Erkenntnisse zu den Gesängen der Kartäuser.
Letztere spiegeln das asketisch-kontemplative Leben des gestrengen Schweigeordens wider, sagt Stephan Clobes, der sich seit Jahren mit den Chorälen befasst. Auf ihm zuvor unbekannte Informationen sei er auf einer Exkursion gestoßen. In einem Teil der Sonderausstellung „Die unvergleichlich kostbare Carthaus“, die aktuell im Mainzer Dommuseum gezeigt wird, habe er das handschriftliche Notenblatt zu dem Choral "Salve Regina" – datiert auf die späten 1470er Jahre – gefunden. Nirgend habe er zuvor das Entstehungsjahr finden können, freut sich Clobes nach der Exkursion.
Die fast vollständig erhaltene Anlage gilt als außergewöhnlich
Sie war eine Fortbildungsreise des Freundeskreises, der sich für den Erhalt des Kartäuser-Museums einsetzt. Geführt von Winfried Wilhelmy, Direktor des Dom- und Diözesanmuseums Mainz, fand man dort einmal mehr betätigt, welche Einmaligkeit das fast vollständig erhaltene Klosterensemble in Tückelhausen für den einst weit verbreiteten Orden darstellt.
Das Mainzer Kartäuserkloster, direkt gegenüber der Main-Mündung in den Rhein – es galt als die älteste deutsche Kartause – war aber bereits 1781 aufgelöst und dann abgetragen worden, nicht zuletzt, um seine Kunstschätze zu Gunsten der Universität zu versilbern.
Der kulturelle Wert der Anlage in dem Ochsenfurter Stadtteil ist seit einiger Zeit immer wieder Thema. Denn ob die Frage, ob diese erhalten werden kann, gilt bislang als ungeklärt. Wie außergewöhnlich Tückelhausen mit den erhaltenen Kartausen im süddeutschen Raum ist, betont auch Jürgen Emmert, Kunstreferent der Diözese, einmal mehr.
Machbarkeitsstudie soll Erkenntnisse liefern
Als Träger des Kartäuser-Museums habe die Diözese inzwischen eine Machbarkeitsstudie beim Kulturbüro FranKonzept in Auftrag gegeben. Dabei gehe es um ein zukunftsfähiges Konzept für das Kartäuser-Musem, um Stärken und Schwächen des Standorts und mögliche Schwerpunkte des Museums, so Emmert. Ergebnisse werden für März erwartet.
Dass auch der Bezirk Unterfranken und die Landesstelle für nichtstaatliche Museen „das kulturelle Schwergewicht“ sehen und sich massiv an den Kosten für die Studie beteiligen, mache ihn sehr glücklich, so Emmert. In Sachen Baulast, dem wohl schwierigeren und größeren Problem, sei der Weg noch nicht eindeutig und "keine schnelle Lösung" zu erwarten. Ausdrücklich froh sei er um das Engagement des Ochsenfurter Bürgermeisters, "der das Potenzial sieht".

"Es ist wirklich ein ernsthafter Versuch, es zu erhalten", bestätigt Bürgermeister Peter Juks. Andererseits habe er nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Stadt die Baulast nicht übernehmen kann. "Das Schloss in Erlach wäre dann wahrscheinlich mit gleichem Recht das nächste Objekt, mit dem die Kirchenstiftungen überfordert sind". Folgerichtig sei für ihn ein Engagement von privater Seite, mit fest geschriebenen Rechten und Pflichten zum Erhalt sowie der Nutzungsmöglichkeit als Museum mit der Kirche als Träger die zielführende Herangehensweise. Die Stadt Ochsenfurt werde sich finanziell am operativen Geschäft beteiligen und das Marketing übernehmen, so die Vorstellung des Bürgermeisters.
Regelmäßige Veranstaltungen lockten viele Gäste an
Es sei gut, dass das Interesse und die Spannung durch die monatlichen Veranstaltungen der Ehrenamtlichen hochgehalten werde, würdigt Juks das Engagement, mit dem seit Mai jeden zweiten Sonntag im Monat im Kartäuser-Museum Programm gemacht wird.
Weit mehr als 600 Gäste hat der Kartäuser-Freundeskreis rund um Gästeführerin und Sprecherin Andrea Trumpfheller seit Mai herumgeführt. Dazu kommen sieben gebuchte Gruppenführungen. Erlöst wurden bereits 1600 Euro an Spenden, die in den Kloster-Komplex reinvestiert werden sollen.

Ein kultureller Höhepunkt steht in diesem Jahr noch aus: Am Sonntag, 10. Dezember, um 14.30 und um 16.30 Uhr, können sich Musikbegeisterte in der Kirche St. Georg Gregorianische Choräle anhören. Acht vertonte Psalmen hat Stephan Clobes ausgewählt, die unter anderem die vorweihnachtliche Zeit thematisieren und eben auch das anfangs erwähnte „Salve Regina“. Dieser Mariengesang bildet den Abschluss, denn die Marienverehrung stand im Kartäuserorden an herausragender Stelle.
Für den Choralgesang fand sich eine Schola von Sängern verschiedener Gesangsrichtungen und -formationen, die vor allem aber ein breites Spektrum an Stimmen mitbringen: Joachim Bürkle, Heinz Dürner, Bert Eitschberger, Bernhard Hörlin, Josef Nusko und Ernst Schüllner. Die Gruppe versuche, der Klarheit und Ruhe der Melodieführung gerecht zu werden, so Clobes.
Die Faszination für die Sänger wiederum bestehe darin, wie verschieden Psalmen intoniert werden und in schier endlose, aber spannende und fließende Tonfolgen münden. Es zeige sich, dass der hohe und erstaunlich lange Kirchenraum von St. Georg wie für den mönchischen Gesang geschaffen ist, sagt Clobes. Wer mehr vom Kartäuser-Museum sehen möchte, kann am Sonntag um 14 Uhr sowie zwischen den Gesängen an einer Kurz-Führung teilnehmen.