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Tückelhausen
Wird das Kartäusermuseum Tückelhausen künftig ein Dokumentationszentrum?
Nach dreieinhalb Jahren Schließzeit gibt es jede Menge abzustauben: Stefan Clobes, Karl Heinz Hilpert, Helma Büttner, Birgit Schmidtchen-Miles und Jutta Sokopp bereiten den Tag der offenen Tür vor.
Foto: Andrea Trumpfheller | Nach dreieinhalb Jahren Schließzeit gibt es jede Menge abzustauben: Stefan Clobes, Karl Heinz Hilpert, Helma Büttner, Birgit Schmidtchen-Miles und Jutta Sokopp bereiten den Tag der offenen Tür vor.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 24.05.2023 02:33 Uhr

Das große bürgerschaftliche Interesse befeuert Bürgermeister Peter Juks und den Leiter des Kulturreferats der Diözese, Jürgen Emmert: Das Kartäusermuseum soll erhalten bleiben. Der Anna-Saal war voll besetzt mit Bürgern aus Tückelhausen und Umgebung, als die Stadt Ochsenfurt zu einem öffentlichen Informationsabend geladen hatte.

Seit dem Saisonende 2019 ist das Kartäusermuseum geschlossen. Dass es zu den alten Konditionen auch nicht wieder öffnen kann, macht Emmert deutlich, der inhaltlich und organisatorisch für den Museumsbetrieb der Diözesanmuseen verantwortlich zeichnet. Generelle Sparmaßnahmen und "weniger als 1000 Besucher pro Jahr", sprächen unter anderem dagegen.

Aber genau wie der Bürgermeister freut er sich über das unerwartet große Interesse und die damit gewachsene Motivation für einen Neuanfang. Er habe als Auftrag mitgenommen, dass alle Beteiligten "wollen, dass die Anlage als historische und spirituelle Kostbarkeit in die Zukunft geführt wird."

Tag der offenen Tür angestrebt

Im Gespräch deutet er an, wie Klosterleben und besonders die Kartäuser in ihrer Radikalität für heutige Menschen einerseits skurril wirken, andererseits mit den Stichworten "Minimalismus" oder "Outsourcing" eine Lebensform pflegten, die wert ist, im Kern betrachtet zu werden. Und mehr als 25 Jahre nach ihrer Eröffnung sei die Dauerausstellung längst überarbeitungsbedürftig. Emmert: "Ich setze schon Hoffnung hinein, dass wir einen guten Start machen und wir (Anm. d. Red. die Diözese) das mittragen."

Tatsächlich blieb es auch von Seiten der Bürgerinnen und Bürger nicht beim Wünschen und bei Lippenbekenntnissen. Mit dem Arbeitskreis Europäischer Kulturweg rund um den Initiator Dr. Gerrit Himmelsbach, MdL Volkmar Halbleib, Stadträten und Gästeführern aus Ochsenfurt hat die nur etwa 140 Personen umfassende Pfarrgemeinde entschlossene Mitstreiter gewonnen.

Es wurde sofort ein Tag der offenen Tür angestrebt, der zeigen soll, welch kultureller Verlust droht. Auch für Jürgen Emmert ist das nicht wenig, steht Tückelhausen doch für "eine der bedeutendsten Klosteranlagen in Franken" und hat in der ehemaligen Klosterkirche mit dem von Johann Wolfgang van der Auwera gearbeiteten Hochaltar, "eines der bedeutendsten Stücke aus dem Rokoko".

Frage nach dem Gebäudeunterhalt vorerst ungeklärt

Die seit Jahren fehlende Gastronomie gilt als ein wesentlicher Grund, dass das Besucherinteresse über die Jahre kontinuierlich sank. Auch die klassischen Bustouristen gebe es so nicht mehr, sagt Emmert. Neue Nutzer zu finden, könne mit den Kulturwegen oder auch den Radtouristen gelingen. Hier will sich die Stadt Ochsenfurt ins Spiel bringen und das touristische Marketing in die Hand nehmen.

Diskutiert wird, den heutigen Museumsbereich künftig als Dokumentationszentrum ohne Personal zu führen. Voraussetzung wäre die vollständige Digitalisierung von der Eingangstür bis zu App-Nutzungsmöglichkeiten, was letztlich wesentlich interessantere Öffnungszeiten ermöglichen könnte, als nur jeweils drei Stunden am Wochenende.

Während sich eine Strategie für Organisation und Inhalte anzubahnen scheint, blieb die gewichtige Frage nach dem Gebäudeunterhalt vorerst ungeklärt. Juks: "Das ist der enttäuschende Teil." Als Ziel stehe, so Peter Juks, dass im Frühjahr 2024 dieses Museum wieder begehbar ist. Der normale Weg werde nicht zum Ziel führen, sondern eine singuläre Lösung gesucht. Dazu seien neue Gespräche im kleinen Kreis verabredet zwischen Katholischer Kirchenstiftung, der Stadt Ochsenfurt, der Diözese und der Familie von Hünersdorff als Eigentümerin von Gästebau und Wirtschaftstrakt im Kloster-Ensemble.

Juks und Emmert sehen mit Sorge auf Kirche und Museumstrakt, insbesondere die Dachflächen, die bereits Sanierungsbedarf erkennen lassen. Die Kirche sei in "Kategorie C" eingeordnet. Das ist die "klassische Dorfkirche", was bedeutet, dass die Pfarrgemeinde für Instandhaltungsmaßnahmen von der Diözese jeweils 50 Prozent Zuschuss erwarten kann. Das Problem, so Emmert: "Es ist eine große Kirche und eine kleine Pfarrgemeinde." Außerdem: der Museumstrakt fällt nicht unter die Kategorisierung und bleibt damit ohne Zuschuss.

Am Sonntag, 21. Mai, ist es von 14 bis 17 Uhr bei einem Tag der offenen Tür möglich, die Geschichte und Spiritualität des Kartäuserordens sowie die Lebensweise eines Kartäusermönchs zu erleben. Spenden sind erwünscht, der Eintritt ist frei.

 
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