Was wird aus der Kartause Tückelhausen? Für den Europäischen Kulturweg durch das Thierbachtal wäre sie als Station essentiell. Doch das Klostermuseum ist seit Corona geschlossen.
Seit Juni 2021 arbeitet ein Arbeitskreis an einem weiteren Europäischen Kulturweg für die Allianz Maindreieck. Der Arbeitstitel lautet "Angel and Art". Zwischen Ochsenfurt und Eichelsee wird er verlaufen, in zwei etwa 14 Kilometer langen Rundtouren, mit Acholshausen als Mittelpunkt. Hohestadt und Tückelhausen, sowie Gaukönigshofen mit all seinen Ortsteilen liegen an der vom Thierbach vorgezeichneten Route. Thematisch sind allerdings Engel das Leitmotiv und Symbol für die religiöse Kunst, die allenthalben zu finden ist. Verschwundene Torhäuser, die Mühlen, die Bach-Renaturierung, prämierte Gelbvieh-Zucht und fruchtbare Böden: es ist eine Vielzahl von Themen, die für die Informationstafeln vorbereitet werden.
Mehr als ein Dutzend Kultur-Interessierte arbeiten gemeinsam mit Gerrit Himmelsbach, Initiator der Europäischen Kulturwege und Projektleiter Landschaftsmanagement am Unterfränkischen Institut für Kulturlandschaftsforschung, sowie mit Allianz-Manager Bastian Lange die Streckenführung und kulturelle Besonderheiten heraus. Dabei hat sich ein thematischer Schwerpunkt auf religiöse Kunst und Brauchtum herauskristallisiert, auf den auch der Arbeitstitel zurückgeht. Er umfasst Bildstöcke, Kapellen, die barocke Kirchenpracht, das Schaffen ansässiger Künstler und jüdisches Leben sowie das der Mönche im Kartäuserkloster in Tückelhausen.
Kulturweg könnte Bilder und Motive bewahren
"Fast in jedem Ort waren aktive Künstler und Pfarrer", resümiert Himmelsbach die Essenz des Zusammengetragenen. Er nennt stellvertretend die Bildhauerfamilie van der Auwera und ihren Einfluss auf die künstlerische Entwicklung über die Region hinaus. "Was hier los war im 18. Jahrhundert!", begeistert er sich. "Unsere Engel haben eine Herkunft, stammen von zumeist qualitätsvollen und lokalen Künstlern." Pfarrer Robert Rackowitz, der das Klostermuseum initiiert hatte, nennt er stellvertretend unter denjenigen, die die Strukturen für diese Kunst befördert haben. Der Kulturweg könnte ein Weg sein, die über Jahrhunderte Identität stiftenden Bilder und Motive zu bewahren und in die Zukunft zu vermitteln.
Ins Stocken geraten sind die Planungen allerdings das Kartäuser-Museum betreffend, das in seiner Einzigartigkeit definitiv Teil dieses Kulturweges "Angel and Art" sein müsste. Die Diözese Würzburg als Träger hat es nach Corona allerdings nicht wieder geöffnet. Nicht mehr Corona, sondern Kosteneinsparungen werden zwischenzeitlich als Grund genannt, was Himmelsbach und auch Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks unabhängig voneinander aktiv werden ließ, denn auch für die Stadt Ochsenfurt bedeutet die Schließung einen herben Verlust im Museumsrepertoire, war doch die Klosteranlage und das Leben der Kartäuser als stiller Orden hier in einzigartiger Weise eindrücklich erlebbar. Zwei Mönchszellen und die dazugehörigen Gärten sind Museum. Das frühere Atelier des Tückelhäuser Künstlers Karl Clobes im Dachgeschoss und eine Ausstellung zeitgenössischer religiöser Kunst waren inkludiert.
Am Dachatelier fehlt ein zweiter Rettungsweg
Für das Dachatelier und den Ausstellungsraum sehe er aus Sicherheitsgründen derzeit zwar keine Lösung, berichtet Juks nach ersten Gesprächen und Überlegungen. Es fehle ein zweiter Rettungsweg. Das Kartäusermuseum aber als Kostbarkeit für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, könnte nach seiner Einschätzung gelingen. "Als Stadt ist es für mich sehr wichtig, dass beide Zellen offen bleiben", so Juks, der deshalb am 13. April zu einem Informationsabend mit allen Beteiligten und Interessierten lädt, mit Jürgen Emmert, dem Kulturreferent der Diözese, als Eigentümer des Museums und dem Arbeitskreis Kulturweg rund um Gerrit Himmelsbach.
Die Klosterkirche und das Priorat als Sitz der Pfarreiengemeinschaft gehören der Katholischen Kirchenstiftung Tückelhausen, der Gästebau und die Wirtschaftsgebäude der weitgehend sanierten Klosteranlage sind Privatbesitz. Es gelte, die Interessen und Möglichkeiten zu einem Lösungskonstrukt zusammenzufügen, so Juks, der ausdrücklich alle einlädt, denen am Klostermuseum gelegen ist.
Dass die Stadt Ochsenfurt die Baulast für das Kartäuser-Museum übernimmt, könne er sich zwar nicht vorstellen, macht Juks im Vorfeld deutlich. Vorstellbar sei aber, das Marketing und die touristische Vernetzung bzw. Betreuung durch die Tourist-Information der Stadt zu übernehmen, um das Museum aus seinem Schattendasein zu holen. Hier werde der Europäische Kulturwanderweg sicher einen wesentlichen Part beitragen. Außerdem denkbar sei für ihn "eine feste Summe X zum aktiven musealen Unterhalt". Eng damit zusammen hänge auch die Verbesserung des Mobilfunks, den Besucherinnen und Besucher zur Nutzung von Apps benötigen. Sie stehe bei ihm für alle Ortsteile mit schlechtem Empfang oben an.
Der Informationsabend zum Klostermuseum am 13. April, beginnt um 19 Uhr im Anna-Raum der Pfarrgemeinde Tückelhausen. Kommen kann jeder.