
Biergärten in der Krise? Der Sommer 2024 bringt für die Betreiberinnen und Betreiber bislang wenig Sonnenschein und viele Sorgen. Während normalerweise an warmen Nachmittagen und Abenden die Tische dicht besetzt sind, herrscht derzeit oft gähnende Leere. Was bedeuten die anhaltenden Regenfälle und das unbeständige Wetter für die Angestellten und die Umsätze der Biergärten?
Dass Biergärten diesen Sommer viel weniger besucht würden, als die letzten Jahre, merkt auch Heiko Fleischmann. Er ist Betriebsleiter des Biergartens Goldene Gans am Würzburger Mainufer. "Schlecht ist die Stimmung jetzt nicht. Aber natürlich ist es ärgerlich. Wir waren aber auch verwöhnt durch die letzten Jahre, die waren vom Wetter her bombastisch", sagt er. Doch sobald die Sonne rauskommt, würden auch heuer die Gäste kommen.
EM als Publikumsmagnet im Biergarten Goldene Gans in Würzburg
In die Karten spielt ihm aktuell die Fußball-EM, denn der Biergarten bietet bei den Deutschlandspielen Public Viewing an. "Das unterstützt beim schlechten Wetter schon sehr. Beim Deutschlandspiel am Mittwoch war der Biergarten voll", sagt er, und das trotz des unbeständigen Wetters. 80 Prozent der Gäste beim Public Viewing seien dabei junge Menschen.

Das geringere Gästeaufkommen hat dabei auch Auswirkungen auf das Personal. Außer drei Festangestellten arbeiten hauptsächlich Minijobber in der Goldenen Gans. "Wir teilen weniger Leute ein und diese arbeiten eher auf Abruf. Aber der Dienstplan muss natürlich trotzdem im Voraus gemacht werden, da weiß man oft nicht, wie das Wetter wird. Da muss ich den Leuten dann auch absagen", so Fleischmann.
Dehoga: "Die Biergartenbetreiber haben extrem gelitten"
Dass der Biergarten eine "absolut wetterabhängige Gastronomie" ist, die vor allem auf kurzfristige Nachfrage abhängig sei, sagt auch Frank-Ulrich John, Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). "Wenn wir mal einen Blick auf die letzten zwei bis drei Wochen zurückwerfen, haben die Biergartenbetreiber extrem gelitten. Gleichwohl muss man sagen, dass sich das meistens über das Jahr wieder ausgleicht", sagt er.
John spricht von sonnigen Frühjahren oder dem goldenen Herbst, der auch manchmal noch im Oktober für warme und sonnige Tage sorgen kann. Seine Hoffnung besteht darin, dass diese Tage die Rückgänge in diesem Frühsommer wieder ausgleichen können.
Trotzdem appelliert er an die Menschen: "Biergärten machen so viel Positives für unser Lebensgefühl aus, was man in anderen Ländern kaum findet. Unterstützen Sie diese Gastronomien."
Das junge Publikum trotzt dem Wetter
Auch der Dornheim Biergarten in der Zellerau spürt die fehlenden Gäste, merkt jedoch bereits eine Steigerung zum Vormonat. "Wenn das Wetter einigermaßen stabil bleibt, wollen die Leute raus. Das war im Mai noch nicht zu spüren", sagt Geschäftsführer Daniel Klein. "Jetzt erzwingen die Leute den Sommer quasi langsam selber", sagt er und lacht. Das jüngere Publikum, das der Dornheim Biergarten vorwiegend hat, sei vielleicht auch ein bisschen schmerzfreier, vermutet er.
Grundsätzlich zeigt er sich trotz des Wetters zufrieden, "aber natürlich sind wir für die Zeit des Jahres andere Umsätze gewohnt."
Großer Lichtblick ist die Wettervorhersage für die nächste Woche in Würzburg
Jochen Würtheim hadert gleich doppelt mit dem Wetter. Er betreibt unter anderem den Stadtstrand in Würzburg und den Biergarten Heißer Franken in Eibelstadt. "Es ist ein Drama. Es ist echt sau blöd", bringt er seinen Ärger auf den Punkt. "Aber was willst du machen? Das schlechte Wetter kannst du nicht ändern."
Besonders ärgere es ihn wegen seiner Angestellten. "Sie haben sich anstellen lassen, um Geld zu verdienen. Und jeder Tag, an dem es keine Arbeit gibt, ist natürlich verschenkt." In seinen drei Gastronomien - er betreibt auch das Hotel Weinforum Franken - hat er viele Minijobber, aber auch viele Festangestellte. "Und die schlagen natürlich zu Buche, egal ob das Wetter gut oder schlecht ist", so Würtheim.
Sein großer Lichtblick ist die Wettervorhersage für die kommende Woche. Denn dann sind Temperaturen bis zu 29 Grad und Sonne satt gemeldet. Der von vielen lang ersehnte Sommer scheint also endlich zu kommen.