Wie leergefegt präsentiert sich seit Mitte Dezember die Baustelle am "Höchheimer Mainsteg" auf beiden Seiten des Mains. Eigentlich sollte, so die Auskunft des Wasserstraßen-Neubauamtes Aschaffenburg (WNA), die über Weihnachten und Neujahr von den beteiligten Baufirmen eingelegte Winterpause bereits Mitte Januar beendet sein.
Die Bauarbeiten waren zuvor ab Ende Oktober zur Verblüffung vieler interessierter Zuschauer in einem unglaublichen Tempo abgelaufen. Zunächst waren ziemlich spektakulär die beiden Pylone errichtet, dann das Seiltragwerk zwischen den Pylonen angebracht und ab 13. November schließlich die 19 Fertigteile in das Seiltragwerk eingehängt worden.
Die 45 Zentimeter breiten Fugen zwischen den Fertigteilen wurden zum Ausbetonieren von unten mit einer Schalung aus Holzträgern und mit Einbauteilen aus Edelstahl versehen und bewehrt. Bereits in seiner gesamten Länge aufgebaut war am Jahresende auch das Traggerüst, auf dem nun die Schalung für das Ausbetonieren der 100 Meter langen Rampe erfolgt.
Die Baufirma Adolf Lupp GmbH & Co. KG in Nidda bei Frankfurt, die als Generalunternehmerin die Baumaßnahme in Kooperation mit Subunternehmern abwickelt, wollte nun, nachdem die Temperaturen auf über fünf Grad Celsius angestiegen waren, am vergangenen Donnerstag als nächsten Schritt die Fugen zwischen den 19 Fertigteilen ausbetonieren. In den Tagen zuvor hatten Bauarbeiter der Firma letzte Hand angelegt und nach der zweimonatigen Winterpause auch die Fugen-Verschalungen abgespritzt.
Doch am Donnerstagmorgen musste die Firma kurzfristig einen Rückzieher machen. "Die Betonage der Fugen konnte nicht freigegeben werden", erklärt dazu WNA-Amtsleiterin Mareike Bodsch gegenüber der Redaktion. Grund sind laut Bodsch fehlende statische Nachweise für Jochscheiben. Diese dienen als Schwerlaststützen.
Der Prüfingenieur habe mitgeteilt, dass er wegen der fehlenden statischen Nachweise das Traggerüst nicht abnehmen könne. Sobald die Nachweise durch die Baufirma vorgelegt würden und die Freigabe des Traggerüstes durch den Prüfingenieur erfolgt ist, könne betoniert werden.
Lupp-Bauoberleiter Pascal Haus hatte indes kein Risiko gesehen, mit dem Betonieren anzufangen und dann den statischen Nachweis im Nachhinein zu liefern, dafür hatte er ebenfalls technische Argumente ins Feld geführt. Er sieht aber kein Problem, die vom WNA geforderte Berechnung im Lauf der nächsten Woche vorzulegen.
Haus kündigte an, bereits nächste Woche mit der Schalung auf dem Traggerüst der Rampe zu beginnen. Er rechnet hierfür mit einem Zeitaufwand von vier Wochen. Es dauere dann bis Ende April, bis das in fünf Abschnitten geplante Betonieren der jeweils 100 Meter langen Rampen auf beiden Mainseiten erfolgt sei.
Zur Festigung des Betons müsse man weitere 28 Tage warten. Ende Mai sei vorgesehen, mit einer Kugelstrahlmaschine die 900 Quadratmeter große Geh- und Radfahrfläche des Bauwerkes aufzurauen und danach Granulat aufzubringen. Im Anschluss würden Geländerpfosten und Handlauf installiert.
Aus dieser Bauablauffolge ergebe sich, so Bauoberleiter Haus, dass eine Fertigstellung der Maßnahme erst im Laufe des August 2022 realistisch sei, sofern nicht kaltes Wetter im März und April zu einer weiteren Bauverzögerung führten.
Bei der Bürgerversammlung am 18. November 2021 war Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz noch von einer Fertigstellung Ende März 2022 ausgegangen. Der zeitlichen Verzögerung, die auch schon aus dem vergangenen Jahr herrührt, gewann Bürgermeister Götz gegenüber der Redaktion aber etwas Gutes ab: "Ich gehe davon aus, dass wir im Sommer die Fertigstellung des Steges auf beiden Seiten des Maines viel besser feiern können, als zu Frühjahrsbeginn." Im Gegensatz zu den beiden anderen Baustellen im Altort und der Kreisstraße mit Ortsdurchfahrt Gadheim sei hier die Bevölkerung von der zeitlichen Verzögerung nicht betroffen, da ja der alte Steg weiter voll nutzbar sei.