
Wenn David Brandstätter eine Führungskraft auf eine Aufgabe vorbereitete, dann erzählte er gerne eine Geschichte. Meist spielte sie in den Bergen, und die Führungskraft war darin der Bergführer oder die Bergführerin. David Brandstätter erwähnte die eigentliche Aufgabe, die zu lösen war, in der Regel nicht. Stattdessen malte er mit Worten Bilder vom ersten Basislager, von unterschiedlichen Routen, von Steinschlägen, Nebelwolken und anderen Widrigkeiten, die auf dem Weg zu erwarten seien. Aber nie ließ David Brandstätter einen Zweifel: Die Führungskraft und ihr Team werden ihr Ziel, den Gipfel, erreichen.
In 44 Jahren bei der Main-Post hat David Brandstätter unzählige Ziele erreicht und viele Touren selbst angeführt. Acht Jahre lang war er Chefredakteur, bevor er 2001 Geschäftsführer wurde. Jetzt geht er im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Main-Post blicken dankbar auf das Lebenswerk dieses kantigen, verlässlichen und zutiefst menschlich handelnden Mannes.
Mit 19 Jahren kam er aus Österreich nach Würzburg
Seine Karriere – untypisch: Als Österreicher aus den Kärntner Bergen kam er mit 19 Jahren nach Würzburg, weil er sich verliebt hatte in seine heutige Frau Sabine. Aus Not und Zufall bandelte er mit der Main-Post an: Nur mit Matura, dem österreichischen Abitur, in der Tasche war es nicht einfach, einen Job zu finden, doch die Main-Post suchte Mitarbeiter in der Redaktion. So begann David Brandstätter am 1. Januar 1981 seine Ausbildung. Er wurde Redakteur in der Lokalredaktion Hammelburg und schon bald nach Würzburg berufen. Dort machte er Karriere: Frankenressort, Politikressort, stellvertretender Chefredakteur, Chefredakteur, Geschäftsführer.
Zusätzlich übernahm er große Ehrenämter: Er war Vorsitzender des Unibundes Würzburg (2007 bis 2024), 20 Jahre lang im Aufsichtsrat der Deutschen Presseagentur, die letzten zehn Jahre (2014 bis 2024) als Vorsitzender. Von 2006 bis 2016 war er Berater in der publizistischen Kommission der Bischofskonferenz.

Wer ihn als Chef erlebte, erinnert sich weniger an das, was David Brandstätter machte, als daran, wie er es machte. Ein Gesprächspartner hat stets seine volle Aufmerksamkeit. Er will sein Gegenüber verstehen und immer besser kennenlernen. Der Personalcoach Norbert Müller, der Brandstätter seit vielen Jahren kennt, sagt: "Zu seinem Führungsverständnis gehört vor allem, andere groß werden zu lassen." David Brandstätter hat die Gabe, Menschen für eine Idee zu gewinnen und ihnen Mut zu machen. Er weckt Neugierde und Leidenschaft. Er macht Fehler, lässt Fehler zu, korrigiert diese aber schnell. Erfolge feiert er ausgelassen.
Aus Konkurrenten wurden Partner - manchmal sogar Freunde
Rainer Esser, einst selbst Geschäftsführer der Main-Post und heute Geschäftsführer der Wochenzeitung "Die Zeit", beschreibt David Brandstätter als "tatkräftig, energisch, mit einer Riesenportion Humor und Pragmatismus, ungeheuer sympathisch und klug". Und der so Gerühmte weiß jederzeit, welche seiner Stärken in welcher Situation am wirkungsvollsten ist.
Sein sicheres Gespür für Menschen half ihm nicht nur dabei, das Main-Post-Team zu formen, es war auch Grundlage in Verhandlungen mit Geschäftspartnern. Wer mit ihm, also mit der Main-Post kooperierte, konnte sich stets darauf verlassen, dass beide Seiten gewinnen. David Brandstätter hat selten gegen Mitbewerber gearbeitet. Viel lieber fragte er: "Wie können wir gemeinsam mehr erreichen?" Eine Reihe von Wegbegleitern beschreiben heute, wie so aus Konkurrenten Partner wurden, manchmal sogar Freunde.

Elmar Buckel, seit 30 Jahren Büroleiter von David Brandstätter, sagt: "Er redet nicht nur über Werte, er lebt sie jeden Tag." Tatsächlich ist Brandstätter der Beweis dafür, dass wertebasiertes Handeln und unternehmerischer Erfolg kein Widerspruch sind. Die Main-Post ist ein Wirtschaftsunternehmen, das unter der Führung von David Brandstätter erfolgreich gearbeitet hat. Die Finanzkrise 2001, die Weltwirtschaftskrise 2008, die Coronakrise – Brandstätter steuerte die Main-Post durch schwierige Zeiten, in denen Digitalisierung und geändertes Mediennutzungsverhalten die Branche zusätzlich herausforderten und es noch immer tun. Brandstätters kluge Strategie war es, das Unternehmen auf mehrere Füße zu stellen, so stieg die Main-Post unter anderem ins Briefgeschäft ein, kaufte digitale Start-ups und kooperiert heute mit allen benachbarten Verlagen.
Trennung von journalistischen und wirtschaftlichen Interessen selbstverständlich
David Brandstätter hatte immer ein klares Bild von der Main-Post: Sie ist durch ihre unabhängige Redaktion ein kritischer Begleiter der Region, als Verlag aber auch ein starker und verlässlicher Partner für Unternehmen und Organisationen. Durch seine Laufbahn als Journalist ist diese Trennung von journalistischen und wirtschaftlichen Interessen für ihn selbstverständlich.

Am Donnerstagabend feierte David Brandstätter im Vogel Convention Center in Würzburg mit etwa 300 Gästen seinen Abschied. Andreas Scherer, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Mediengruppe Pressdruck in Augsburg, zu der die Main-Post seit 2011 gehört, dankte Brandstätter für sein Wirken: "Ich hätte mir für die Main-Post in all den Jahren keinen besseren Geschäftsführer wünschen können."
Seinen Nachfolgern Renate Dempfle und Bernd Riedel übergibt David Brandstätter ein gesundes und starkes Medienhaus. "Wir werden alles dafür tun, dass du auch in vielen Jahren noch zufrieden und stolz auf die Main-Post schauen kannst", sagte Dempfle.

Die beste Grundlage dafür sind mehr als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die drei wesentliche Werte verinnerlicht haben, die David Brandstätter immer wieder vermittelte und vorlebte: Demut, Dankbarkeit und Disziplin. In diesen Tagen überwiegt die Dankbarkeit. Dankbarkeit für 44 Jahre mit David Brandstätter.
Der wird sich nun, um nochmal das Bild der Bergtour zu bemühen, von der Main-Post abseilen und sich schnell zurechtfinden in der neuen Umgebung. David Brandstätter hatte nie die Arbeit als einzigen Lebensinhalt. Er ist begeisterter Rad- und Skifahrer und reist gerne und viel, bevorzugt nach Italien oder Österreich. Seine größte Leidenschaft ist der Basketball. Er ist nicht nur Fan der Würzburg Baskets, sondern entwickelt gemeinsam mit den Verantwortlichen immer wieder neue Ideen für die Weiterentwicklung des Bundesligisten. Neben alledem werden seine Frau Sabine und er im kommenden Jahr Großeltern.
Ein neues Leben beginnt.
Freilich der Zug ist längst abgefahren. Aber man muß sich schon fragen lassen, ob das richtig war, daß man den großen Wandel ohne ernsthafte Mitnahme der Printleser durchgezogen hat...! Aber das wird wohl auch erst die Zukunft zeigen.
Im Jubiläumskonzert gratulierte die Stiftungsvorsitzende E.Tober Vogt, die auch gleichzeitig Kulturjournalistin derMainpost ist und die Berichterstattung übernahm. Nur... es erschien kein Bericht im STB!
Nachfragen ergaben: Journalisten haben keinen Einfluß mehr auf die Erscheinung ihres Berichts, der Leiter der Redaktion SW erklärte, daß auch ihm die Hände gebunden seien. Rückfragen beim Chefredakteur Kultur in Würzburg Matthias Wiedemann blieben zunächst auch ohne Erfolg. Erst der Hinweis auf die Gunsenheimer Stiftung mit Förderpreis im Mainpostprojekt bewirkte einen Artikel in der monatlichen Kulturzeitung.
Vereine müssen Einladungen und Berichte mühsam selbst eingeben, früher reichte eine einfache Mail an die Lokalredaktion. Was gedruckt wird bzw. erscheint, steht in den Sternen.
Ivo Knahn, Chefredakteur Main-Post
überzeugen tut mich das nicht.
Wenn man überregionalen Links folgt, oder Quellen im Netz recherchiert, wird man fast nur noch in Augsburg fündig. Ist das die von Ihnen beschriebene Selbstständigkeit?
Wir brauchen in Mainfranken keine zweite "Augsburger Allgemeine", keine zweite "Süddeutsche", keine zweite "Zeit". Im Regionalen/ Lokalen liegt die Zukunft der Mainpost. Das spiegelt sie momentan wenig wieder.