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Würzburg
Epochaler Ergänzungsbau am Würzburger Landratsamt: Kann sich der Landkreis das leisten?
Landrat Thomas Eberth würde gerne 60 Millionen Euro für ein neues Amtsgebäude ausgeben. Doch die Kreisräte brauchen noch Bedenkzeit. Was sie verunsichert.
Offen und ebenerdig präsentiert sich der Entwurf für das neue Gebäude, das im Innenhof des Würzburger Landratsamtes das vorherrschende Platzproblem lösen soll. 
Foto: Steimle Architekten BDA / Visualisierung: Grauwald Studio | Offen und ebenerdig präsentiert sich der Entwurf für das neue Gebäude, das im Innenhof des Würzburger Landratsamtes das vorherrschende Platzproblem lösen soll. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:50 Uhr

Bleibt es nur eine "visionäre Zeitreise", wie Architekt Thomas Steimle seine Präsentation für ein neues Amtsgebäude im Hof des Landratsamtes überschrieb? Oder wird es doch eine "Sitzung mit Tragweite", wie Landrat Thomas Eberth (CSU) zu Beginn des Kreisausschusses ankündigte. Das wichtigste Gremium des Kreistages sollte Vorarbeit leisten – und am Ende den 70 Kreisrätinnen und Kreisräten, die Anfang Dezember tagen, eine Empfehlung aussprechen.   

Die Zeitreise des Architekten begann mit einem Blick in die Vergangenheit. Respektvoll schaute Steimle aus dem Sitzungssaal auf die geschwungen Giebel des ehrwürdigen Amtes. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie errichtet und gehörten zunächst zur Schule für Gehörlose. In den 1970-er Jahren hat der Landkreis Würzburg Grundstück und Gebäude in der Zeppelinstraße für die Kreisverwaltung gekauft.  

Damals reichte der Platz noch. Mittlerweile arbeiten im Landratsamt 800 Menschen, Teile davon sogar in zusätzlich angemieteten Gebäuden. Auch in Bürocontainern sind Arbeitsplätze eingerichtet. "Eines ist klar: Wir müssen etwas tun, weil es so nicht weitergehen kann", ist Behördenchef Eberth überzeugt.

230 Arbeitsplätze sind im Neubau möglich

Architekt Steimle möchte ein "rationales, wirtschaftliches und effizientes Gebäude" in den Hof des Landratsamtes stellen. Ein Haus, das offen und ebenerdig ist. Ein Bürogebäude, das den klassischen Büroalltag widerspiegelt, mit einer Cafeteria im Erdgeschoss, einem Foyer, das sich nach oben staffelt und das durch eine Hybrid-Konstruktion aus Stahl und Holzelementen getragen wird und damit nachhaltig ist. 

Auf einer Nutzfläche von 4200 Quadratmetern sind 230 Arbeitsplätze möglich. Die Brutto-Gesamtkosten für den Neubau setzt Steimle mit 35,2 Millionen Euro an.

Parkplätze für Autos, Fahr- und Zweiräder in der Tiefgarage

Auf dem Parkplatz für die Mitarbeiter könnte eine Tiefgarage und ein Erweiterungsbau fürs Landratsamt entstehen.
Foto: Christian Schuster, Pressestelle Landratsamt | Auf dem Parkplatz für die Mitarbeiter könnte eine Tiefgarage und ein Erweiterungsbau fürs Landratsamt entstehen.

Mitarbeiter könnten künftig ihre Autos, Fahrräder oder andere Zweiräder in einer Tiefgarage unter dem Gebäude abstellen. Besonderen Wert wird bei der Planung auf E-Mobilität gelegt, was sich durch viele Ladesäulen und reichlich Platz für Fahrräder samt Duschen und Akku-Lademöglichkeiten in der Planung zeigt. Die Kosten: 15,7 Millionen Euro für 226 Stellplätze und 850.000 Euro für das E-Mobilitäts-Konzept. 

Dazu sollen viele Gärten und Grünflächen kommen. Fast 100 neue Bäume möchte Landschaftsarchitekt Jochen Köber pflanzen und einen grünen Amts-Campus gestalten – beispielsweise mit einem "heißen Garten", der besonders klimaresilient angelegt ist, oder mit einem "sozialen Garten" für die Beschäftigten. Für seine Gestaltung, mit denen er die Flächenversiegelung auf dem Grundstück stark reduzieren möchte, hat er 5,5 Millionen Euro veranschlagt.   

Das Modell zeigt das neue Amtsgebäude im Innenhof des Landratsamtes (links) und die vielen Bäume, die Landschaftsarchitekt Jochen Köber pflanzen möchte. 
Foto: Thomas Obermeier | Das Modell zeigt das neue Amtsgebäude im Innenhof des Landratsamtes (links) und die vielen Bäume, die Landschaftsarchitekt Jochen Köber pflanzen möchte. 

Alles zusammen, müssten der Landkreis Würzburg und damit die dazugehörigen 52 Städte und Gemeinden, die für den Finanzbedarf des Landkreis mit aufkommen, 57,7 Millionen Euro für das "Landratsamt der Zukunft" bezahlen. Eberth will alles über einen Kredit finanzieren. "Wir brauchen Geld, aber es ist nicht so dramatisch, wie es sich darstellt", wirbt er für das neue Amtsgebäude.  

Mieten oder Neubau: Was bringt der Vergleich?

Zuvor hatte Stabsstellenchef Michael Dröse Zahlen und Vergleichsrechnungen geliefert. Dazu gehören die jährlichen Kalt-Mieten, die aktuell für die Dienststelle in Ochsenfurt (67.270 Euro), für das Veterinäramt in der Leistenstraße (46.246 Euro), für das Umweltamt im Klingholz (148.854 Euro) und das Job-Center in Würzburg (367.058 Euro) eingespart werden könnten. 

Dröse hat auch zwei  Angebote für große Bürogebäude in Würzburg eingeholt und die Mieten dafür einem Darlehen mit einer Laufzeit von 30 Jahren gegenübergestellt. Merkliche Vorteile, die für das Mieten sprechen, lassen sich nicht ablesen. Sein Vorschlag lautet daher: Die Mitglieder des Kreisausschusses mögen dem Kreistag einen Neubau empfehlen. 

"Wir brauchen Geld! Aber es ist nicht so dramatisch wie es sich darstellt." 
Landrat Thomas Eberth (CSU) 

Wie reagieren die Ausschussmitglieder darauf? CSU-Fraktionschef Björn Jungbauer spricht von einer "Generationenaufgabe". Als eine Entscheidung mit "Tragweite für Generationen" stellt es sich für Sven Winzenhörlein (Bündnis90/Die Grünen) dar.

Hans Fiederling muss das mit seiner UWG/FW-Fraktion diskutieren. Wolfgang Kuhl (FDP) hat Bauchschmerzen, weil er fürchtet, dass die Baukosten noch weiter steigen könnten. "Dann steigen aber auch die Mieten", hielt Eberth dagegen. Nur Bernhard Schlereth (SPD) sprach sich für einen Neubau aus, weil "auf Dauer gesehen, Eigentum besser ist".

Jungbauer sieht im Neubau deshalb auch eine Chance, den Kreis-Haushalt längerfristig zu entlasten.  Er schlägt vor, die Diskussion über die Investition mit den Haushaltsberatungen zu verbinden. Ob das alle so sehen, könnte sich am 4. Dezember zeigen. Dann werden die Planungen im Kreistag erneut diskutiert.

Vielleicht hat Architekt Steimle dann auch eine Vergleichsrechnungen parat, die sich Zimmermeister Peter Juks (UWG/FW) wünscht. Denn aus seiner Sicht sei eine Holz-Stahlkonstruktion sehr teuer. 

 
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  • Barbara Fersch
    mal von diesem Gebäude abzusehen, 60 Millionen sind eine Masse, hiervon wäre es wichtiger die maroden Strassen in und um Würzburg auszubessern !!
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  • Walter Seubert
    Warum verlagert man das ganze Amt nicht auf die "grüne Wiese" raus aus der Stadt . Kompletter funktionaler Neubau und die Hälfte der Mitarbeiter ins Homeoffice schicken.
    Heißt ja auch LANDratsamt.
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  • Michael Riedner
    Man sollte so ein Landratsamt zerschlagen und alles - bis auf PKW-Anmeldung - in kleinere Orte verlegen. Dort könnten günstige Flächen angemietet oder bebaut werden, dann würden die Mitarbeiter auch Metzger oder Bäckereien auf dem Land am Leben halten.
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  • Johannes Metzger
    da werden Mieten mit einem Neubau verglichen. Weiter reicht scheinbar der geistige Horizont der Verantwortlichen nicht.
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  • Johannes Metzger
    Söder ist bei Lanz zu Gast. Er empfiehlt dem Kanzler, angesichts des Bundesverfassungsgerichtsurteils, den Umbau des Kanzleramts zu stoppen. Um ein Zeichen zu setzen, meint er. Ich empfehle dem Politclown Söder mal vor seiner eigenen Haustüre zu kehren und seinen CSU Landrat in Würzburg in die Schranken zu weisen, bevor er anderen schlaue Ratschläge erteilt.
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  • Florian Evenbye
    Das Gebrülle gegen die "Politker" kann ich hier nicht nachvollziehen. Wenn man nur die im Artikel angegebenen Mieten nimmt und eine jährliche Steigerung von 5% unterstellt (und das ist sicher deutlich weniger als in der Vergangenheit), dann komme ich auf 46,5 Millionen Euro in 30 Jahren. Nicht einberechnet sind freilich Investitionen in diese Immobilien; außerdem fallen Kosten weg durch Zentralisierung: eine Mensa, weniger Hausmeister, weniger Hin- und Hergefahre zwischen den Standorten. In 30 Jahren käme man vermutlich leicht günstiger weg, wenn man mieten würde. Danach ändert sich das aber ggf.? Auf der anderen Seite wird man dann vermutlich auch den jetzigen Neubau sanieren müssen. Insofern ist es eine Abwägungssache denke ich.

    Die Architektur sehe ich als Kompromiss. Mehr in Richtung einer fränkischen Scheune zu gehen finde ich einen guten Vorschlag. Die Propotionen gäben es her. Eine Altimmobilie im Kreis zu sanieren wäre freilich am nachhaltigsten.
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  • Ralf Eberhardt
    Alles nur vielleicht oder vielleicht so - oder nicht! Heute ist zu entscheiden, ob man soviel Geld (es wird wohl mehr!) ausgibt oder ausgeben will.
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  • Ralf Eberhardt
    Offensichtlich fehlt den Politikern schlicht das Fingerspitzengefühl. Oder ist es der Anstand?!
    Ich jedenfalls bin der Meinung, dass es gilt, an ALLEN Stellen - also nicht nur in der Bundesregierung - zu sparen! Aber Landräte landen halt auch nicht in der Schuldnerberatung.
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  • Martin Deeg
    ….“Wolfgang Kuhl (FDP) hat Bauchschmerzen, weil er fürchtet, dass die Baukosten noch weiter steigen könnten. "Dann steigen aber auch die Mieten", hielt Eberth dagegen.“…

    Wie das….!?
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  • Dietmar Eberth
    Erinnert irgendwie an die Erweiterung des Regierungsbau in Berlin...

    Und die damalige Meinung der CSU:
    „Es ist nicht die Zeit für protzige Prestigebauten der Ampel“, erklärte Generalsekretär Martin Huber. „Während viele Menschen am Monatsende nicht wissen, wie sie ihren Kühlschrank füllen, verprasst die unersättliche Schulden-Ampel Milliarden für unnötige Protz-Projekte.“
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  • Eugen Endres
    Die Erweiterung des Kanzleramtes, auf das sie wohl anspielen, ist ein Projekt das in der Merkelzeit begonnen und geplant wurde. Der Platzbedarf ist wohl da, eine komplette Neuplanung wäre wohl noch teurer geworden und hätte Jahre Verzögerung bedeutet. Das der Ampel in die Schuhe zu schieben ist CSU-typisch unfair, passt aber wohl zur Mode dieser Zeit die aktuelle Regierung für jedes Übel in diesem Land verantwortlich zu machen.
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  • Alfred Holler
    Unverantwortlich, so was angesichts der drohenden Finanzierungsprobleme der öff. Haushalte ernsthaft ins Auge zu fassen. Er sollte lieber mal eine digitale Nachholoffensiveau den Weg bringen ..
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  • Peter Koch
    Da will sich der Herr Landrat ein Denkmal setzen. Das wird aber nix werden weil bis 2026 ist es nicht mehr lange hin und dann wird er gewesener Landrat sein.
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  • Jürgen Huller
    Öffentliche Ausschreibung mit ca. 60 Mio. €. Soso. Wir wissen ja, wie das läuft.

    Der Billigste bekommt immer den Zuschlag. Am billigsten ist immer der, der am meisten riskiert, wissend, dass man das Projekt zu diesem Preis niemals realisiert bekommt.

    Alle wissen aber: sind die öffentlichen Projekte erstmal begonnen, gibt es kein zurück mehr. Dann wird ordentlich nachgekartet und nach budgetiert. Beispiele gibt es mehr als genug. Der Fehler liegt im System.

    Also, wo würde man am Ende bei diesem Projekt tatsächlich landen? 250 Mio? 500 Mio? Wer bietet mehr?
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  • Elisabeth Hofmann
    wieso kann man nicht in der Verwaltung konsequent auf home-office setzen, anstatt solche Bauten zu errichten. und vor allem voll auf Pump, wenn der Landrat wenigstens 50 % auf dem Festgeldkonto hätte, wäre das ja was anderes ?

    Ist das Geld bei der öffentlichen Hand so im Überfluss vorhanden, oder lese ich da die falschen Nachrichten, wie Haushaltsperren ?? sind das nur fakenews
    Mindesens wie t bei der vielzitierten "schwäbischen Hausfrau" mindestens 30 % Eigenkapital ansparen.

    Aber evt kommt der Landrat noch auf die geniale Idee eines "Sondervermögen Landratsamt"
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Es hat doch nicht jede/r Landratsamts-Mitarbeiter/in ein Fax-Gerät Zuhause; daran wirds scheitern.
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  • Michael Riedner
    Sollte eine Verwaltung nicht daran arbeiten, den stetigen Anstieg von Mitarbeitern durch Effizienz zu minimieren? Wie kann es sein, dass an solche Maßnahmen niemand denkt?
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  • Karl-Heinz Neumann
    @Michael Riedner: Genau dieser Gedanke ist mir auch sofort gekommen. Gerade durch die -hoffentlich auch mal in deutsche Verwaltung einziehende - Digitalisierung werden Stellen eingespart. Im Übrigen nicht zu Lasten von Beschäftigten. Vielmehr aus der Not heraus, da nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stehen werden.
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  • Fabian König
    Also ich bin mir ja nicht sicher, ob das Gebäude bei derart großen Glasfronten eigentlich energieeffizient ist - das kostet doch Unmengen, das Gebäude warm zu halten, wenn an solchen Stellen die Wärme entweicht. Aber lasse mich gerne eines besseren belehren.

    Optisch naja. Aber das ist eben die moderne Architektur, die Rationalität mit Einfallslosigkeit verwechselt. Für mich sieht das aus wie eine überdimensionierte, langgestreckte Scheune, die mit ihrer Kombination aus Sattel- und Flachdach die Wiederaufnahme der historischen Dacharchitektur des Altbaus nur vortäuscht.
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  • Jürgen Huller
    Unsere Bürokratie ist leider wie ein Krebsgeschür, das unkontrolliert wuchert und alles andere abwürgt. Wieviel mehr an nicht wertschöpfenden Verwaltungstätigkeiten kann denn unser Land noch verkraften?

    Wenn es schon mit dem Bürokratieabbau nichts wird, wäre das Geld besser in die Digitalisierung der Dienste investiert. Dann hätte sich das mit dem größeren Personalbedarf wohl erledigt.

    Mehr Untertanen bedeuten für einen Landrat aber mehr Macht. Daher muss der Protzbau mitsamt Verwaltern wohl her. Die Bittsteller können sich derweil weiterhin schriftlich, in 3-facher Ausfertigung, per Post oder Fax an das Amt wenden.

    Immerhin: die Kollegen, die die eingehenden Emails ausdrucken und mit dem Bollerwägelchen in den Abteilungen verteilen, haben auch weiterhin eine Aufgabe...
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